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Ausgabe 73-1/1998

DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL

Produktion: Lenfilm, in Koproduktion mit Kinofirm "Barmaley"; Russland 1997 – Regie: Nino Achvlediani – Buch: Elena Prochorova – Kamera: Lomer Achvlediani – Musik: Igor Strawinskij – Darsteller: Roma Djudin, Michail Vasserbaum, Kira Krejlis, Anatolij Ravikovtc u. a. – Länge: 87 Min. – Farbe – 35mm – Altersempfehlung: ab 12 J.

Winter in Petersburg. Jeder scheint auf der Jagd nach Geld. Möglichst viel soll es sein und möglichst soll es sich um Dollars handeln. Die ganz großen Geschäfte macht natürlich die Mafia. Sei es die ungesetzliche auf der Straße, oder die in Banken oder Behörden. Nikolas und seine Freunde werden von Gangstern für Einbrüche und Schutzgelderpressungen benutzt. Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Dmitrij Kamencev lässt sich seine Träume von der Rolle der Kultur und vom Guten im Menschen nicht nehmen. In einem Kulturhaus inszeniert er Theaterstücke mit Kindern. Shakespeares "Richard III." soll es angesichts der dunklen Wirklichkeit sein. Sein Chef, der Kulturhausleiter, hat resigniert. Für solche Dinge gibt es kein Geld mehr. Vielleicht sollte man es lieber mit dem Ballett "Der Feuervogel" versuchen. Etwas mehr Unterhaltung, das lieben die Leute. Doch Kamencev lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Nikolas und seine Bande sollen nun einem dubiosen Geschäftsmann einen Koffer mit einer Million Dollar abjagen. Dem Verfolgten gelingt es unbemerkt, seinen Koffer mit dem gleich aussehenden eines zufälligen Passanten zu vertauschen. Jener Passant ist der Theaterleiter. Als der gute Mensch zu Hause entdeckt, dass er statt seiner Textbücher das viele Geld im Koffer hat, sucht er Hilfe über das Kontakt-Telefon einer Fernsehshow. Nun findet er keine Ruhe mehr. Alle möglichen Gestalten, vom Kriegsveteran über die Wahrsagerin bis zum Milizoffizier wollen an das Geld heran. Auch die Gangster haben vom Verbleib der erstrebten Beute erfahren. Nikolas soll sich im Theater einschleichen und das Geld besorgen. Kamencev entdeckt in dem kleinen Banditen die ideale Besetzung für seinen Richard. Was seitens des Jungen zunächst taktisches Spiel ist, macht ihm zunehmend Spaß. Er bringt sich in die Arbeit des Theaters ein. Das bedeutet nicht nur, intensiv zu proben, sondern es muss auch ständig Geld beschafft werden. Die Auflagen der Feuerwehr kann noch jener Geschäftsmann, der natürlich auch nach seinem Koffer sucht, durch einen beziehungsreichen Anruf bei den Behörden klären. Doch um die Hygiene zu bestechen und um Kostüme zu kaufen, muss Geld besorgt werden. In spaßigen Aktionen schaffen das die Kinder mit Nicolas an der Spitze. Da werden Devotionalien der alten Sowjetunion, die noch hinter der Bühne lagern, unter den Klängen von Pionierliedern auf dem Flohmarkt verkauft, da tritt man als Straßenmusikant auf, oder Nikolas nutzt seine Erfahrungen bei Glücksspielen. Schließlich kommt es zu einer umjubelten Vorstellung des Shakespeare-Stücks. Doch die Mafiosi haben Nikolas nicht vergessen. Der Junge muss von der Bühne fliehen. In die Enge getrieben gleitet er schließlich vor den Augen der Theatertruppe als Feuervogel durch die Lüfte.

Nino Achvlediani stellt sich in ihrem Film den sozialen Problemen der postsowjetischen Gesellschaft. Doch sie zeichnet keine dunklen Bilder, sie verfremdet die Situation mit vielen komischen Elementen und sie führt eine Märchenebene ein. Indem sie an ihren eigenen Träumen von einer besseren Welt festhält – Iskremas aus "Leuchte mein Stern, leuchte" scheint im Film ständig anwesend – gibt sie den Zuschauern Momente der Hoffnung und der Heiterkeit. Die satirischen Anspielungen auf die heutige russische Gesellschaft werden in ihrer Häufung sicher das Kinderpublikum überfordern. Dafür ist die Kriminalgeschichte, die sich streng auf den Jungen Nicolas konzentriert, sehr geradlinig und einfühlsam für Kinder erzählt. Für die Jurymitglieder des Cottbuser Festivals war der Film der eindeutige Favorit.

Klaus-Dieter Felsmann

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 73-1/1998 - Interview - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können"

 

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