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Ausgabe 54-2/1993

ENGELCHEN, MACH FREUDE

ANGELOTCHEK, SDELAI RADOST

Produktion: International Rolan Bykov's Centre of Young Films / Tourkmenian Centre of Children's Films, Turkmenistan 1993 – Regie: Usman Saparov – Buch: Ludmila Papilova, Usman Saparov – Kamera: Wladislav Shinkin – Schnitt: Alla Niazova, Ludmila Boutuzova – Musik: Dimitri Rybrikov – Darsteller: Vova Frank (Georg), Tanya Shriber (Amelia), Sasha Shriber (Yashka) u. a. – Länge: 88 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 10 J.

Die Geschichte des Films spielt während des Zweiten Weltkrieges in einem kleinen Dorf in Turkmenistan, in dem die Mudschuki – das sind deutsche Siedler, die sich Ende des vorigen Jahrhunderts in dieser Gegend niedergelassen haben – und die turkmenische Bevölkerung friedlich zusammenleben. So auch der kleine Georg mit seinen Eltern. Das unbeschwerte (Kinder-)Leben wird jäh beendet, als alle deutschstämmigen Erwachsenen nach Sibirien deportiert werden. Lediglich Kinder und Mütter mit Säuglingen bleiben davon verschont. Georg, der mit seinen Eltern gerade den Wochenmarkt besucht, muss miterleben, wie diese von Soldaten abgeholt und auf Pferdewagen zusammen mit anderen Erwachsenen weggebracht werden. Verzweifelt läuft er den Eltern nach, der Vater – wohl ahnend, was die Erwachsenen erwartet – schickt ihn ins Dorf zurück.

Um nicht wie alle anderen Jungen – darunter auch sein bester Freund Yashka – von fremden Männern ins Waisenhaus gebracht zu werden, versteckt er sich in dem fast verlassenen Dorf. Nur mit knapper Not entgeht er diesem Schicksal, als ein turkmenischer Junge ihn verrät. Bei seiner Tante Lisa, die mit ihren Kindern im Dorf bleiben konnte, findet er zeitweilig Unterschlupf, meist schlägt er sich jedoch alleine durch und ein harter Überlebenskampf beginnt, bei dem er fast in einem reißenden Fluss ertrinkt und von harten Schicksalsschlägen getroffen wird. So verliert er seinen besten Freund Yashka, dem die Flucht aus dem Waisenhaus gelingt, dann aber, genauso wie Tante Lisa, an Pocken stirbt.

Kraft und Hoffnung gibt ihm immer wieder die Vorstellung, dass ein Engel ihm etwas in ein Nest legt, das er in einer Baumkrone angebracht hat. Und wirklich – er findet etwas zu essen und Freunde bei den turkmenischen Dorfbewohnern.

Usman Saparov, der Regisseur des ersten turkmenischen Beitrags beim Berliner Kinderfilmfest, macht mit seinem Film nachdrücklich deutlich, wie Kinder in den Wirrnissen eines Krieges zerrieben werden, wie Tod, Hunger und der Verlust ihnen nahe stehender Menschen eine bis dahin unbeschwerte Kindheit verändern. Und damit ist – wenn wir uns umsehen – "Engelchen, mach Freude" hochaktuell und aufrüttelnd zugleich, auch wenn die Handlung im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist.

Saparov gelingt mit seinem zutiefst menschlichen Film, vor allem auch durch die eindrucksvollen Kinderporträts, ein nachhaltiges Plädoyer gegen den Krieg. Das wurde beim diesjährigen Kinderfilmfest der Internationalen Filmfestspiele in Berlin einhellig von allen drei Jurys bestätigt: Der UNICEF-Preis ging an ihn, wegen seiner "stillen, ergreifenden Anklage gegen Krieg und Fremdenhass", das Internationale Zentrum für Kinder- und Jugendfilme CIFEJ begründete seine Lobende Erwähnung damit: "Dieser beeindruckende Film öffnet die Augen für die schwächsten Opfer des Krieges: die Kinder. Die Situation in der Welt verlangt diesen Film." Und die Kinderjury gab ihm einen Preis, "da die Hoffnung eines kleinen Jungen beeindruckend geschildert wird, Hoffnung, die es überhaupt nicht mehr gibt. Man hat bemerkt, dass der Krieg für alle, insbesondere für Kinder, großen Schrecken darstellt."

Thomas Thiel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 54-2/1993 - Interview - "Ich möchte die Kinder sensibilisieren dafür, dass es menschliche Güte gibt und dass daneben aber auch eine teuflische Politik existiert"

 

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