Produktion: Disney Enterprises; USA 1998 – Regie: Stanley Tong – Buch: Pat Proft, Tom Sherohman – Kamera: Jingle Ma – Schnitt: Stuart Pappé, David Rawlins, Michael R. Miller – Darsteller: Leslie Nielsen (Mr. Magoo), Kelly Lynch (Luanne), Matt Keeslar (Wally), Nick Chinlund (Bob Morgan) u. a. – Länge: 87 Min. – Farbe – Verleih: Buena Vista (35mm) – Alterseignung: ab 14 J.
Noch eine Realverfilmung einer alten Zeichentrickserie: Diesmal hat es den kurzsichtigen Mister Magoo ereilt, der in den alten, in Einfachanimation gemachten Trickfilmen der UPA zwerchfellerschütternd unbeschadet durch sämtliche Katastrophen ging. Um es vorweg zu sagen: Am besten an diesem Film sind drei Teile: Da ist zum einen der Vorspann mit der animatorisch besten Zeichentrickversion von Magoo, die bisher zu sehen war. Dann der Schluss des Films, wenn der Realfilm wieder in einen Zeichentrickfilm übergeht. Und zu guter Letzt der Abspann, dem im Bild "Outtakes" aus dem Filmmaterial unterlegt sind, die einige der Pannen und Versprecher zeigen, die es bei den Dreharbeiten gab. Was sich zwischen den Trickfilmenden des Films tat, also der eigentliche Film, das empfanden einige der bei der Pressevorführung anwesenden Filmkritiker hingegen bodenlos. Ganz so krass würde ich diesen "Mr. Magoo" nicht beurteilen. Aber seichte Unterhaltung für schlichte Gemüter, so kann man diesen Film schon kategorisieren. Die Handlung ist eigentlich ganz gut konstruiert, aber letztlich verschenkt, da "Mr. Magoo" zwar in der Abstraktion des Trickfilms funktioniert, als "reale" Person aber absolut unglaubwürdig wirkt.
Zur Handlung: Magoo ermöglicht dem Museum die Ausstellung eines berühmten Rubins. Eine karatestarke Diebin mit trotteligem Komplizen entwendet den Edelstein, der prompt versehentlich in Magoos Angelbox landet. Magoo gerät in Verdacht. Sein Neffe Wally hilft ihm, die Sache aufzuklären, trotz der rivalisierenden Verfolger von FBI und CIA, der Drogenmafia von Peru und der geldgierigen Diebin. Das hat stellenweise seine komischen Szenen, die an Trickfilmabläufen orientiert sind, aber irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen. Selbst Leslie Nielsen, der den geistesabwesenden, fast blinden Magoo recht treffsicher chargierend spielt, wirkt deplatziert, da er einfach nicht die Zeichentrickfigur ist. Er ist vielleicht auch eine Nuance zu "nett", während der Original-Magoo eher ein Griesgram ist.
Welcher prinzipielle Widerspruch in diesem Film steckt, das enthüllt sich in einer Texteinblendung vor dem Abspann. Da wird nämlich sehr seriös und geradezu (gesellschafts-)politisch korrekt darauf verwiesen, dass man sich mit diesem Film nicht über Behinderte lustig machen wollte, und dass Blinde sehr wohl auch im Berufsleben ihren Mann / ihre Frau stehen können. Damit ist eigentlich der gesamte Film ad absurdum geführt. Man kann sich nicht erst über ein Thema lustig machen und dann behaupten, dass es eigentlich nicht lustig war. Trotz stellenweise komischer Einfälle wirkt der Film daher doppelt platt und überflüssig. Ob deshalb die Pressevorführung so ganz ohne Pressebetreuung stattfand?
Wolfgang J. Fuchs
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