Produktion: Fai Films / Youngheart (für Twentieth Century Fox), USA / Australien 1992 – Regie: Bill Kroyer – Buch: Jim Cox (nach FernGully-Geschichten von Diana Young) – Animation: Tony Fucile, Sari Gennis, Tim Hauser – Schnitt: Gillian Hutching – Musik: Alan Silvestri Länge: 67 Min. – Farbe – FSK: ohne Altersbeschränkung – Verleih: Fox (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.
Animierte Öko-Filmmärchen sind offenbar in. Fast zeitgleich mit dem Disney-Klassiker "Das Dschungelbuch" kommt mit "Ferngully" ein weiterer gezeichneter Umweltbewahrungsfilm in unsere Kinos. In zentralen Motiven erinnert die Produktion des US-Majors Twentieth Century Fox, der sich damit auf dem Gebiet des Zeichentrickfilms zurückmeldet, an den skandinavischen Öko-Animationsfilm "Kalle Stropp" von Jan Gissberg (siehe KJK Nr. 50-2/1992). Nach den "FernGully"-Geschichten der australischen Schriftstellerin Diana Young erzählt der amerikanische Regisseur Bill Kroyer von einer frechen kleinen Elfe, die im Märchenland FernGully mitten im tropischen Regenwald lebt. Bei einem ihrer Streifzüge mit ihrem Verehrer Pips und dem Flugdrachen Batty durch den tropischen Regenwald trifft Christa den Menschenjungen Zak, der mit roter Farbe die Bäume markiert, die eine riesige Rodungsmaschine fällt und zu Brettern verarbeitet. Als Zak in das Räderwerk des Sägeautomaten zu fallen droht, rettet Christa ihm das Leben, indem sie ihn mit Zauberkraft klein schrumpft.
Die Elfe zeigt dem Winzling nun den Regenwald und stellt ihn ihren Freunden vor. Unterdessen lassen die Waldarbeiter mit ihrem Rodungsautomaten den bösen Geist Hexxus frei, den die weise Regenwald-Älteste vor langer Zeit in einem alten Baum eingesperrt hatte. Hexxus bemächtigt sich der Maschine, um FernGully endgültig zu vernichten. Erst als schon sehr viele Bäume abgeholzt sind, gelingt es Christa und den übrigen Waldbewohnern durch den Rat der Ältesten, ihre verborgenen Zauberkräfte zu entfalten und die Zerstörer zu besiegen. Zak, der dabei nur zuschauen konnte, sieht die Folgen der rücksichtslosen Waldvernichtung und kehrt – in seine richtige Größe zurückverwandelt – in die Menschenwelt zurück.
Für das ebenso aufwändige wie kurzweilige Dschungel-Musical hat ein internationales Team von Animatoren mehr als eine Million Zeichnungen hergestellt. Wie bei der jüngsten Disney-Produktion "Die Schöne und das Biest" wurden die Zeichnungen mit Computeranimationstechnik kombiniert; der Computer wurde vor allem für Spezialeffekte wie die schnellen Kamerafahrten durch den Dschungel eingesetzt. Der rasante Schnitt und die Rastlosigkeit der exotischen Phantasiefiguren lassen ein siebzigminütiges Bilderfeuerwerk entstehen, das bei aller anerkennenswerten Farbenpracht durch sein Tempo den Augen kaum eine Verschnaufpause lässt. Dabei ist es zunächst durchaus beeindruckend, wenn wir mit der Kamera hinter der pfeilschnellen Elfe durch den Regenwald fliegen oder mit Zak auf einem Blatt über einen Wildbach surfen. Wenn dann aber auch alle anderen Waldtiere nie zur Ruhe kommen und sogar bei den Gesangseinlagen herumturnen, sehnt man sich doch irgendwann einmal nach der Stille eines ganz normalen Waldes.
Leider wirken bis auf die Elfe die Figuren ziemlich eindimensional: So ist der Verehrer einfach nur nett, der Menschenjunge bloß naiv und der Flugdrache allzu tollpatschig. Und der böse Geist sieht aus wie eine einfältige Kreuzung aus Alien und Satan. Dagegen dürften die üppig instrumentalisierten Schmusesongs manchen jungen Zuschauer zum Träumen bringen. Ob der unterhaltsam verpackte Appell zur Erhaltung der Regenwälder im besonderen und der natürlichen Umwelt im allgemeinen Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Ein Teil der Kino-Erlöse ist für die Regenwald-Aktion einer Umweltschutzorganisation bestimmt.
Reinhard Kleber
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