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Ausgabe 76-4/1998

THE MIGHTY

THE MIGHTY

Produktion: Scholastic / Simon Fields / Miramax Films; USA 1998 – Regie: Peter Chelsom – Buch: Charles Leavitt, nach dem Roman "Freak, the Mighty" von Rodman Philbrick – Kamera: John de Borman – Schnitt: Martin Walsh – Musik: Trevor Jones – Darsteller: Sharon Stone (Gwen), Elden Henson (Maxwell), Kieran Culkin (Kevin), Gena Rowlands (Gram), Harry Dean Stanton (Grim) – Länge: 100 Min. – Farbe – Verleih: Scotia/Buena Vista (35 mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Max hat nicht nur ein Problem, sondern viele. Der Einzelgänger ist dickleibig, schweigsam und nicht gerade von schneller Auffassungsgabe. Noch nach Jahren leidet er unter Albträumen, die er seinem Vater, einem brutalen Schläger, verdankt, der eine Gefängnisstrafe absitzt. Wenigstens wird der entwicklungsgestörte Junge von seinen verständnisvollen Großeltern liebevoll umsorgt. Aus seinem tristen Außenseiterdasein wird er herausgerissen, als in einem Nachbarhaus der hochintelligente und phantasievolle Kevin mit seiner fürsorglichen Mutter Gwen einzieht. Der hellwache "Mini-Einstein" leidet an einer schweren Krankheit, die bereits eine groteske Verkrümmung des Rückgrates bewirkt hat. Daher kann er sich nur mit Krücken fortbewegen. Nach anfänglichen Irritationen kommen sich die beiden Jungs rasch näher und schließen Freundschaft.

Als sie eines Tages gemeinsam einen Jahrmarkt besuchen, hebt der kräftige Max den humpelnden Kevin einfach auf seine Schultern – so bilden sie gleichsam eine komplementäre Einheit, von der beide profitieren. Der kluge, aber gehbehinderte Kevin kann nun mit den Beinen von Max zielstrebig laufen, während der Langsamdenker Max mit Hilfe von Kevin seine Umwelt viel besser versteht. Als "Freak the Mighty" schlägt das Huckepack-Duo nicht nur einem gefürchteten Klassen-Rowdy ein Schnippchen, sondern vereitelt sogar einen Raubüberfall auf einen Laden. In ihrer Phantasie vollbringen die beiden Jungs sogar noch mehr Heldentaten, führt doch die Leseratte Kevin den Kumpel in die Phantasiewelt der Artus-Sage ein: So tauchen die aufrechten Ritter der Tafelrunde plötzlich auf den Straßen ihres Vororts auf. Doch die harte Wirklichkeit holt sie rasch aus den schönen Tagträumen zurück: Als Max' Vater nach der Entlassung aus der Haft seinen Sprössling aus der Obhut der Großeltern entführt, droht das einstige Martyrium des Jungen eine Fortsetzung zu finden. Unterdessen meldet sich bei Kevin die unaufhaltsame Krankheit mit einem schweren Anfall zurück.

Das warmherzige Freundschaftsdrama beruht auf einem Roman von Rodman Philbrick, der weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft wurde und auf deutsch unter dem Titel "Freak" im Ravensburger Buch Verlag erschienen ist. Aus der literarischen Vorlage dürfte der britische Regisseur Peter Chelsom, der bei "Hear My Song" und vor allem "Funny Bones" sein Talent für dramatische Geschichten mit komödiantischem Einschlag bewiesen hat, die Ich-Perspektive übernommen haben. Max erzählt uns nämlich aus dem Off die Geschichte dieser folgenreichen Freundschaft und beginnt mit den Worten: "Ich hatte kein Hirn, bis Kevin vorbeikam und mir seines für eine Weile lieh."

Max und Kevin werden von zwei begabten Jungdarstellern gespielt: der Neuentdeckung Elden Henson und Kieran Culkin, dem Bruder des berühmten Hauptdarstellers der "Kevin"-Filmreihe, Macaulay Culkin. Ihren seit langem eindrucksvollsten Auftritt steuert Sharon Stone als alleinerziehende, vom Schicksal schwer gebeutelte Mutter bei. Auch die übrigen Familienrollen hat Chelsom mit hochklassigen Schauspielern besetzt: Gena Rowlands, bekannt aus vielen Robert Altman-Filmen, und Harry Dean Stanton, der einsame Vater aus Wim Wenders' "Paris, Texas", verkörpern die Großeltern von Max.

Auch wenn der Off-Erzähler manchmal zu altklug daherkommt und die Musik gelegentlich auf die Tränendrüse drückt, so weiß Regisseur Chelsom doch ein Abgleiten ins allzu Rührselige zu vermeiden. Erfreulicherweise führt er die beiden jungen Hauptdarsteller auch so sicher, dass sich nie der Eindruck von weinerlichem Selbstmitleid einstellt – angesichts des dargestellten Problemdrucks eine durchaus nahe liegende Gefahr. Für seinen Film, der manche Parallelen zum ebenfalls sehr gefühlsbetonten Außenseiterdrama "Good Will Hunting" aufweist, kann er sich durchaus Chancen im nächsten Oscar-Rennen ausrechnen.

Reinhard Kleber

 

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