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Ausgabe 76-4/1998

SMALL SOLDIERS

SMALL SOLDIERS

Produktion: Dreamworks; USA 1998 – Regie: Joe Dante – Buch: Gavin Scott, Adam Rifkin, Ted Elliott & Terry Rossio – Kamera: Jamie Anderson – Schnitt: Marshall Harvey – Musik: Jerry Goldsmith – Darsteller: Kirsten Dunst (Christy Fimple), Gregory Smith (Alan Abernathy), Kevin Dunn (Stuart Abernathy), Jay Mohr (Larry Benson), David Cross (Irwin Wayfair) u. a. – Länge: 110 Min. – Farbe – FSK: ab 6 J. – FBW: wertvoll – Verleih: UIP (35mm) – Altersempfehlung: ab 10 J.

Die Spielzeugerfinder Irwin und Larry sind – jeder auf seine Weise – naiv. Als ihre kleine Firma vom Rüstungskonzern Gobotech übernommen wird, ändert sich für sie mehr als ihnen lieb ist. Die für ein Lernspiel gedachten Figuren der Gorgoniten gefallen dem neuen Eigentümer Gil Mars, Chef eines Rüstungskonzerns, der sich anschickt, die Kinderzimmer zu erobern. Aber er mag die Figuren nur, weil er sie als Monster sieht, die ein Trupp Spielzeugsoldaten bekämpfen könnte. Um ihren Job zu retten, gehen die beiden auf alle Wünsche ein und machen aus dem Lernspielzeug Außerirdischen-Puppen, mit denen man im Wohnzimmer Krieg spielen kann. Dank unbeschränkter Zugangscodes werden die Actionfiguren mit dem Prozessor X 1000 ausgestattet, der im wirklichen Leben für die Kriegführung gesperrt worden ist. Er sorgt dafür, dass die Figuren nicht nur reden, sich bewegen und aus ihrer Schachtel boxen können, sondern auch lernfähig und zu allem Überfluss von sich und der einprogrammierten Ideologie überzeugt sind. Der Anführer der Minisoldaten hat den markigen, gleichwohl doppeldeutigen Namen Chip Hazard (der Name könnte der eines Comic- oder Jugendbuchhelden sein, bedeutet aber auch wörtlich Computerchip-Gefahr). Insgesamt gibt es sechs unterschiedliche Soldatenfiguren und sechs Alienfiguren, die aufs Verlieren programmiert sind.

Der junge Alan Abernathy hilft nach Schulschluss im kleinen Spielzeugladen seines Vaters aus, in dem es nur pädagogisch wertvolles Spielzeug gibt. Als neue Ware eintrifft, entdeckt Alan im Lieferwagen Actionfiguren, die er noch nie gesehen hat. Er überredet den Fahrer, ihm einen Satz Figuren probeweise zu überlassen. Alan bemerkt zwar, dass die Figuren Sätze sprechen und sich bewegen können, denkt sich aber zunächst nichts dabei. Erst zu Hause stellt er fest, dass der Gorgonit "Archer" denken und handeln kann. Während Alan schläft, eignet sich Archer am Computer über ein CD-ROM-Lexikon das gesammelte Wissen der Menschheit an und beginnt, sich intelligent mit seinem "Befreier" zu unterhalten. Aber leider sind auch die Soldaten aktiviert worden. Und die machen sich auf die Suche nach ihren "Erzfeinden".

Am nächsten Morgen herrscht im Laden ein Riesenchaos, da die Soldaten die restlichen – ängstlichen – Gorgoniten gesucht, aber nicht gefunden haben. Alan nimmt die im Müll versteckten Gorgoniten mit nach Hause und hat dabei die Soldaten auf den Fersen, die ihre Plastikwaffen wegwerfen und alle möglichen Heimwerker-Utensilien in Waffen umfunktionieren. Sie belagern das Haus der Familie Abernathy und wollen, da sie bemerkt haben, dass Alan in die Nachbarstochter Christy Fimple verknallt ist, deren kleinen Bruder als Geisel nehmen, um Alan zur Herausgabe der Gorgoniten zu bewegen. Christy hat den Gwendy-Fimmel, sie sammelt alle Figuren, derer sie habhaft werden kann. Die Soldaten bauen den Gwendys Mikrochips ein und machen sie zu Mitkämpfern. Schließlich lernen die aufs Verlieren programmierten Gorgoniten, dass sie zusammen auch eine gewisse Stärke haben. Gemeinsam mit den Familien Fimple und Abernathy gehen sie gegen die "Small Soldiers" vor.

Dieser temporeiche Film ist vielschichtig: Er ist einerseits ein Fantasy-Film, andererseits ein Jugendfilm mit dem Thema Bewusstwerdung der Sexualität; einerseits ein Film um das Frankenstein-Thema, andererseits dessen Persiflage. Joe Dante greift geschickt die Skepsis vieler Eltern angesichts der Actionfiguren und Barbiepuppen in den Spielzeugregalen auf, packt auch die Angst vor dem Computer mit hinein und garniert alles mit einer (zwar zum Teil stereotypen) Gruppe von Menschen, die zu einer komischen Konfrontation zwischen Fiktion und wahrer Welt führen müssen. Der Film spielt mit den Urängsten der Menschen, dass die Spielsachen ein Eigenleben haben könnten, aber auch mit der Idee, dass der Umgang mit diesem Spielzeug die Menschen verändert. Er enthält auch zahlreiche Zitate aus der Filmgeschichte, manchmal überdeutlich. Zudem gibt es eine Menge intelligenter Seitenhiebe auf die Unmoral der Konzerne bei Vermarktung und Vertuschung, aber auch auf die Computerwelt von Mikroprozessoren bis zu Windows. In feinsinniger Umkehr der typischen Handlungsstrukturen entpuppen sich die sogenannten "guten Spielzeughelden" als die eigentlich Bösen und die – ursprünglich als gut konzipierten Lernprogrammfiguren – lernen selbst etwas und wünschen sich – Sieg der Plastik! – nichts sehnlicher als ein friedliches Leben in der Natur.

"Small Soldiers" ist ein Film, der ein heißes Thema aufgreift, hierzu eine dezidierte Meinung hat und überaus unterhaltsam ist. Bei allem Vergnügen, den der Film seinen Zuschauern bereitet, bietet er Denkanstöße. Denn wenn das Lachen verklungen ist und man aufgeatmet hat, kommt man doch ins Grübeln.

Wolfgang J. Fuchs

 

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