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Ausgabe 77-1/1999

DOOLY – DER KLEINE DINO

Produktion: Dooly Nary; Korea 1998 – Regie und Buch: Kim Soo Jung – Trickfilmregie: Lim Kyung Won – Kamera: Yoo Seong Deak – Schnitt: Lee Seung Iae – Musik: Bok Hwa Sul – Länge: 80 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Vision Film (35mm) – Alterseignung: ab 6 J.

Ein Eisberg, in dem seit Millionen von Jahren der kleine Dinosaurier Dooly eingeschlossen ist, treibt in wärmere Gefilde und schmilzt. Dooly wird in einer koreanischen Stadt von Victor und seiner Schwester gefunden, die ihn für eine Puppe halten und mit nach Hause nehmen. Roger, ihr strenger Vater, möchte das putzige Tier sofort wieder loswerden, doch Dooly kehrt nach jedem Rausschmiss zurück. Nachdem sich der Mini-Dino als guter Koch erweist, darf er bleiben. In der Nachbarschaft lernt Dooly die Ex-Zirkusente Tochi, den Musiker Michael und den Außerirdischen Einstein kennen. Sie beschließen, mit Einsteins Zeittransponder, der wie eine Geige aussieht, in die Zukunft zu fliegen, um schnell erwachsen zu werden und nehmen aus Versehen auch Roger mit. Auf der Reise durchs Weltall müssen sie sich gegen aggressive Raumpiraten zur Wehr setzen. Schließlich landen sie auf einem Eisplaneten, der von dem Oberpiraten Vio King beherrscht wird. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, dessen Macht zu brechen.

Der koreanische Zeichentrickfilm von Kim Soo Jung beruht auf einem Comic, den dieser 1983 entwickelt und in dem Monatsmagazin "The Treasure Island" erstmals veröffentlicht hat. Kim wählte seinerzeit bewusst ein Tier zum Helden, weil es im Gegensatz zu Kindern gegenüber Erwachsenen unhöflich und frech sein durfte. In der konfuzianisch geprägten Gesellschaft war es dennoch ein Novum, dass eine junge Figur sich aufmüpfig, ja geradezu anarchistisch gegenüber älteren Autoritäten verhält. Obwohl der Dooly-Erfinder deswegen heftig kritisiert wurde und sich sogar Strafanzeigen einhandelte, wurde der Comic ein großer Erfolg. Nach einem gescheiterten Versuch, die Figur ins Fernsehen zu bringen, gründete Kim zusammen mit dem Produzenten Ham Kyu Yeol die Animationsfirma Dooly Nara, die schließlich mit mehr als 300 Mitarbeitern den 80-minütigen Zeichentrickfilm herstellte.

Die abwechslungsreiche Story bietet viele überraschende Wendungen und niedliche Helden, die vor allem den jüngsten Zuschauern den Einstieg erleichtern und zusammen mit der poppigen Musik das Amüsement sicherstellen. Dem älteren Publikum offeriert Kim einige hübsche Filmzitate und Reverenzen an asiatische Kung-Fu-Filme. Dass der Chefdesigner Yoo Yoeng Ae in den USA 15 Jahre lang für Warner und Disney gearbeitet hat, lässt sich kaum übersehen. So erinnern einige Action-Szenen mit dem blitzschnellen Dooly und dem dickköpfigen Roger an Trickhelden wie Bugs Bunny oder Roger Rabbit. In handwerklicher Hinsicht reicht "Dooly" jedoch nicht an den derzeitigen US-Standard heran. Mimik und Gestik der Figuren bleiben beschränkt, ihr Ausdrucksvermögen bescheiden.

Im gesamten Film sind die Spannungsbögen ebenso kleinteilig wie die Dramaturgie kurzatmig: Da ständig neue Figuren eingeführt werden, bleibt keine Zeit für eine psychologische Vertiefung der Beziehungen. Symptomatisch dafür ist, dass der Trickfilmregisseur Lim Kyung Won im offenbar falsch verstandenen Bemühen, die "Comic-Vorteile" zu erhalten, versucht hat, "lange Dialoge zu vermeiden". Es muss ja nicht gleich geschwätzig werden, aber einen intensiveren Austausch zwischen den Figuren hätte man sich schon gewünscht, was allerdings durch deren beinahe unübersichtlich werdende Anzahl behindert wird. Ein weiterer Nachteil der additiven Dramaturgie: In der offensichtlichen Sorge um eine möglicherweise nachlassende Aufmerksamkeit des Publikums hetzt Kim von einer Attraktion zur nächsten, übersieht dabei aber die Notwendigkeit von Verschnaufpausen. Geschmälert wird das Seh-Vergnügen auch durch die permanente visuelle Unruhe, die an die Ästhetik vieler Video- und Computerspiele erinnert: Neben den überaus bewegungsfreudigen Protagonisten sorgen die hohe Schnittfrequenz und häufige Wechsel der Kameraperspektiven zusammen mit unentwegten 'Zoom'-Einsätzen dafür, dass auf der Bildebene ständig etwas zappelt.

Reinhard Kleber

 

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KJK-Ausgabe 77/1999

 

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