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Ausgabe 13-1/1983

"Bravo, kleiner Thomas"

(Film in der Diskussion zum Film BRAVO, KLEINER THOMAS)

Kurzinhalt

Eine kleine Alltagsgeschichte aus dem Leben von Kindern: Beim Fußballspiel geht eine Schaufensterscheibe zu Bruch – die Jungen verpflichten sich, das Geld für eine neue Scheibe aufzubringen. Wie der kleine Thomas sich mühsam seinen Beitrag erarbeitet und welche Schwierigkeiten er dabei hat, wird mit viel Spannung erzählt.

Reaktionen der Kinder während der Vorführung

Der sechsjährige Thomas spielt begeistert Fußball, wird aber wegen mehrerer Eigentore von den größeren Jungen ausgeschlossen. Über diese Ungerechtigkeit tröstet er sich mit seinen Kaninchen, die er auch seiner kleinen Freundin Monika zeigen will. Als die beiden Kinder von daheim ausreißen und von der Mutter gesucht werden, wird das von den Kindern im Kino schon mit Spannung begleitet. Erschreckt von den Kaninchen fällt das Mädchen in den Kanal, doch Thomas rettet sie, bevor die Erwachsenen zu Hilfe eilen. Deren erste Frage lautet: Wer war schuld, dass das Kind ins Wasser fiel, und Thomas zieht sich schuldbewusst zurück – Diskussion unter den Zuschauern, ob er wirklich schuld war. Der kleine Thomas erhält zur Belohnung für die Rettung den gewünschten nagelneuen Fußball. Freudig gibt er seiner Freundin ein Küsschen, worüber sich die Kinder im Kino amüsieren.

Am Abend, als Thomas im Bett liegt und die Mutter noch eine Weile bei ihm sitzt, erzählt sie ihm eine eindrucksvolle Geschichte: Jedes Mal, wenn ein Kind etwas Gutes tut, so wie Thomas heute, leuchtet ein neuer Stern am Himmel auf, und je größer die Tat, umso größer und schöner ist der Stern ...

Das Spiel mit dem neuen Fußball kann beginnen – und der schlägt gleich die Scheibe beim Bäcker Knoll ein. Von der Einführung, die vor dem Film – von einem Kind aus der Mitmachgruppe des Kinderkino – gegeben wurde, wussten die Zuschauer, dass die Scheibe zu Bruch geht und sehen dieser Szene schon erwartungsvoll entgegen! – Bäcker Knoll behält den Ball, und die Jungen brechen in der Nacht ein, um ihren Fußball aus der Backstube zurückzuholen, was jedoch misslingt. Als der Bäcker gleich mit der Pistole in die Backstube kommt, um nachzusehen, lachen die Kinder im Kino darüber, nachdem sie zunächst erschrocken sind.

Die Scheibenreparatur kostet 36 Mark, das sind 3 Mark für jeden Jungen. Sie beraten, wie sie das viele Geld besorgen sollen; Hilfe von den Eltern kommt für sie nicht in Frage, weil sie selbst die Scheibe kaputtgemacht haben. Der kleine Thomas begeistert sich und die anderen: Wir wollen arbeiten und uns etwas verdienen. Also geht es zum Jahrmarkt, 'eine ganze halbe Mark' verdient sich Thomas beim Reiten auf dem ungestümen Esel, der sonst alle abwirft, und flüstert einem anderen Jungen, der es auch probieren will, den angeblichen 'Zauberspruch' ins Ohr, mit dem er Erfolg habe. Natürlich klappt es damit nicht – große Heiterkeit im Kino!

Inzwischen kommt Thomas' großer Bruder Wilhelm, der auf einem Lastkahn die Flüsse abfährt, nach Hause – zwei Mädchen neben mir kichern, als der junge Mann zur Mutter "Aber Muttchen!" sagt. Nun kommt es zu einem entscheidenden Missverständnis: Weil Wilhelm sein Geld auf dem Schiff vergessen hat, nimmt er sich leihweise aus der Schachtel Kleingeld, nicht ahnend, dass es sich hier um Thomas' mühsam erarbeitetes Geld handelt, und geht mit seiner Freundin auf den Jahrmarkt. Der kleine Bruder verdient sich derweil die letzten 60 Pfennige beim Karussell-Schieben. Kommentar aus dem Publikum: "Der (große Bruder) tanzt, und der muss Geld verdienen!"

Thomas erschrickt, als er sein Erspartes zu Hause nicht mehr findet. In seiner Verzweiflung will er sogar sein Kaninchen für nur eine Mark an einen Freund verkaufen, der es jedoch nicht nimmt. Als Thomas für 4 Pfennige Hefe beim Bäcker holen muss, nimmt er sich ein Geldstück aus der offenen Kasse – Kommentar aus dem Publikum: "Jetzt klaut er das Geld!" – Thomas schaut ängstlich zum Gewitter-Himmel und wird dazu von der ahnungslosen Mutter mit ihren Geschichten vom guten und bösen Tun in seinem schlechten Gewissen bestärkt. Flüstern im Kino: "Ich finde das doof, das ist so traurig."

Nachdem die Jungen das Geld für die neue Scheibe aufgebracht haben, kann sie eingesetzt werden, wobei alle mithelfen. Der Glaser erlässt dafür 3 Mark, die Thomas unbedingt haben will und auch bekommt. Er will dieses Geldstück wieder in die Ladenkasse zurücklegen und wird, als er sich an der offenen Kasse zu schaffen macht, vom Bäcker erwischt und des Diebstahls bezichtigt. Jetzt spitzt sich alles zu: Die Jungen verachten ihn, der Bäcker spricht bei der Mutter vor, Gewitter im Bild, und Thomas ist zutiefst unglücklich. In seiner Not verlässt er das Haus und schreibt an seine Mutter: Liebe Mutter, ich kann nicht mehr nach Hause kommen ... – Ergriffenheit im Publikum – Beim abendlichen Zählen der Kasse stellt der Bäcker jedoch fest, dass ihm gar kein Geld in der Kasse fehlt, eine große Suchaktion nach dem verschwundenen Thomas wird ausgelöst: Blick auf das Wasser des Kanals. – Reaktion im Publikum: "Ist der ins Wasser gesprungen?", und einzelne Kinder nehmen am tragischen Schicksal von Thomas mitleidsvoll Anteil und weinen.

Der Bäcker findet schließlich Thomas und nimmt den falschen Verdacht zurück. Nun klärt sich auch das Missverständnis auf: Wilhelm gibt das geliehene Geld zurück, wobei er sich beim Ausleihen nichts gedacht hatte. Alle spielen Fußball, auch der Bäcker, der zum Schluss – und zum größten Jubel der Kinder im Kino – selbst seine Schaufensterscheibe einschlägt.

Bewertung

(Brauchbarkeit für eine Kinderfilmarbeit; Punkte, die beim nächsten Einsatz zu beachten sind etc.)

Nachdem die Kinder, die so intensiv mit dem kleinen Thomas mitgegangen sind, vom guten Ende getröstet waren, kamen einzelne Szenen zur Sprache, die die Kinder besonders berührt hatten, z. B.: "Ich würde nie einen Hasen weggeben!" – "Wie viel Geld damals 3 Mark waren!" Dass der Film älter ist, stellten einige an der Kleidung fest: "Die hatten alle so kurze Hosen an." – Anderen war jedoch dieses veraltete äußere Erscheinungsbild nicht so wichtig, sie fanden dagegen den Umgang der Erwachsenen mit den Kindern als Beweis für das Alter des Films: "So würde heute niemand mehr mit einem fremden Kind umgehen, wie der Bäcker, der den Jungen einfach versohlt" (ein zwölfjähriges Mädchen zu der Szene, als der Bäcker den kleinen Thomas beim angeblichen Diebstahl ertappt), während einige Kinder meinten, dass Thomas' Mutter die Oma gewesen sei und der große Bruder der Vater, was wohl Ausdruck des älteren Aussehens der Leute jener Zeit ist.

Auf die Frage, was vielleicht heute jemand machen würde, wenn eine Scheibe kaputtgeht, kam die prompte Antwort: "Ach, das würde ich meiner Mama sagen, weil wir haben ja eine Versicherung." Genau empfunden wurden von den Kindern die Symbole für "gutes" und "böses" Verhalten, auch die dramatische Musik fanden sie unheimlich, während die ungefähr ab der Mitte des Films schlechter werdende Tonqualität nicht als störend oder dem Verständnis hinderlich empfunden wurde: "Dass der Ton so schlecht war, ist mir gar nicht so aufgefallen, weil man ja alles so intensiv gesehen hat." Nicht ganz klar war einigen Kindern die Wahl des Filmtitels "Bravo, kleiner Thomas". Den konnten sie nicht mit der Filmgeschichte in Verbindung bringen.

Jene Kinder, die von der Geschichte des kleinen Thomas so ergriffen waren und mit gelitten haben, fanden: "Ein Film kann ja traurig sein, aber er soll doch gut ausgehen" – eine Feststellung, die für eine Einführung zu diesem Film nützlich sein kann.

Insgesamt haben alle Kinder den Film für ein Kinderkinoprogramm empfohlen und meinten, dass man ihn nicht unter 7 Jahren zeigen soll, weil sonst "die Kinder das (z. B. den Brief von Thomas) noch nicht lesen können", übereinstimmend kamen wir zur Altersempfehlung ab 8 Jahre.

Obwohl der Film 1944, in der Endphase des Dritten Reiches, entstanden ist, bringt er die nationalsozialistischen Phänomene nicht ins Bild. Die Kinder tragen keine HJ-Kleidung, nirgends sind Hakenkreuz-Fahnen oder Nazi-Uniformen zu sehen. Es wird eine Idylle gezeigt, die die Zeitumstände außer Betracht lässt. Das Ausweichen in die Darstellung des unpolitischen Alltags war zu jener Zeit die einzige Arbeitsmöglichkeit für Regisseure, die sich nicht korrumpieren lassen wollten.

Problematisch an diesem Film sind allerdings die moralischen Werte, z. B. in der Mutter-Kind-Beziehung oder im autoritären Umgang der Erwachsenen mit den Kindern und der größeren Jungen mit dem Kleineren in der Gruppe. Ob diese Moral-Vorstellungen tatsächlich überholt sind oder ob sie heute nur in veränderter Form und wesentlich subtiler noch existieren, müsste diskutiert werden.

Der Film kann zu folgenden Themen eingesetzt werden: Kindheiten (in verschiedenen Zeitabschnitten) – Freundschaft (Merkmale, Verhalten untereinander auch in schwierigen Situationen, Freundschaft – Kameradschaft). Vergleichsfilm: "Die Kinder aus Nr. 67".

Christel Strobel

 

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