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Ausgabe 55-3/1993

CON AMORE FABIA

Produktion: DFFB / Schramm Film / ZDF, Italien / Deutschland 1993 – Regie und Buch: Maria Teresa Camoglio – Kamera: Michael Bertl – Schnitt: Dörte Völz–Mammarella – Musik: Enzo Favata, Marcello Peghin – Darsteller: Laura Uzzanu (Fabia), Sante Maurizi (Matteo), Rosa Maria Tavolucci (Mutter), Antonio Medas (Barore) u. a. – Länge: 100 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin – Altersempfehlung: ab 14 J.

Fabia, auf der Treppe sitzend und aus ernsten, schwarzen Augen stumm dem Vater nachschauend, der mit einem Gewehr davongeht – Fabia, im rosa geblümten Kleidchen, die sich in die Ecke drückt, als der Padre im Sonntagsornat die Treppe heraufsteigt und für das Kind Unverständliches spricht – Fabia allein auf dem Dachboden, mit kleinen braunen Händen im goldenen Mais grabend. Intensive, sinnliche Bilder aus der Kindheit des Mädchens Fabia, die Maria Teresa Camoglio ihrem Film "Con Amore Fabia" voranstellt. Dazu eine Musik, die der Sehnsucht und Ungewissheit von Menschen Stimme gibt.

Vierzehn Jahre später: Fabia sitzt auf der Treppe vor dem Haus und beobachtet ihre Familie aus der Distanz. Wie sie überhaupt das Leben um sie herum mehr forschend betrachtet als dass sie daran teilnimmt. Ihre Rebellion gegen katholische Moral und bäuerliche Tradition, die das Leben in einem Dorf in Sardinien prägen, ist in jeder ihrer Gesten zu spüren. Die Mutter ist seit dem Tod des Mannes verstummt, der älteste Bruder fühlt sich, wie es der Brauch ist, als Familienvorstand, der andere, dem ein Studium ermöglicht ist und auf dem die Hoffnung liegt, flüchtet in die Sucht, die ältere Schwester in die traditionelle Frauenrolle. Fabia, die die Schule abgebrochen hat und scheinbar nichts tut, sammelt Materialien, die sie mit ihren Händen formt und gestaltet. Doch jeder noch so vorsichtige Versuch, in ihr Leben einzugreifen – auch ihre Kreativität zu fördern – stößt auf schroffe Ablehnung. Nur bei dem alten Weinbauern Barore und ihrer kleinen Schwester fühlt sie sich sicher, weicht die Anspannung aus ihrem Körper, wird ihr ablehnendes Gesicht sanft und liebevoll. Der alte Weinbauer ist es auch, der – gewollt oder nicht, das bleibt offen – ihr den Weg in die Zukunft weist. Fabia bewirbt sich für ein Stipendium an der Kunstakademie in Rom und wird angenommen.

Die Geschichte von Fabia trägt autobiografische Züge. Für die Dreharbeiten zu ihrem Abschlussfilm ist die in Berlin an der DFFB studierende Sardin Maria Teresa Camoglio (Jahrgang 1961) in ihre Heimat zurückgekehrt. Nach ihrem Studienabschluss im Fach Kunst absolvierte sie die Meisterklasse in Fotografie und Grafik und unterrichtete fünf Jahre am Art Institute in Alghero/Sardinien. 1987 bewarb sie sich mit ihren Fotos auf der Filmakademie in Berlin und wurde genommen. Für sich selbst sah sie in Sardinien keine Perspektive mehr, wusste aber andererseits, wie sehr sie Perspektive für ihre Schüler war. Dieser Film ist ihre Rückkehr auf die Insel, und mit seiner konsequent erzählten Geschichte wiederum eine Perspektive, nicht nur für heranwachsende Mädchen auf Sardinien.

Mit ihrem 1990 an der DFFB entstandenen Kurzfilm "Una giornata di un grigio diverso" ('Ein Tag in einem anderen Grau') ist Maria Teresa Camoglio, die heute Berlin als ihre zweite Heimat empfindet, bereits auf Festivals aufgefallen. "Con Amore Fabia" ist ein außergewöhnlicher Abschlussfilm mit Bildern, die so sind, "wie ich sie mir erträumt habe", so die Regisseurin über ihren Kameramann Michael Bertl. Ihre Darsteller suchte und fand sie in ihrer Heimat, ihr engagiertes Team in Berlin. Maria Teresa Camoglio: "In Berlin habe ich alles über Film gelernt." Doch Kreativität kann man nicht lernen, die hat sie aus Sardinien mitgebracht, die steckt in ihr – wie in Fabia, die nach Rom zum Studium geht. Ein Film, der jungen Menschen Mut macht, der eigenen Kraft und Kreativität zu trauen und sich nicht verbiegen zu lassen.

Gudrun Lukasz / Christel Strobel

 

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