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Ausgabe 20-4/1984

OTTO IST EIN NASHORN

OTTO ER ET NAESEHORN

Produktion: Metronome Productions / Danish Film Institute, Dänemark 1982/83 – Drehbuch: Rumle Hammerich, Mogens Kløvedal, nach der Erzählung "Otto er et Naesehorn" von Ole Lund Kierkegaard – Regie: Rumle Hammerich – Kamera: Dan Laustsen – Musik: Jacob Groth – Darsteller: Kristjan Markersen (Topper), Erik Petersen (Viggo) u. a. – Laufzeit: 90 Min. – Farbe – FSK: ab 6, ffr. 16mm- und 35mm-Verleih: atlas film + av, Ludgeristr. 14-16, 4100 Duisburg

Inhalt

Spielfilm – Der Film erzählt die Geschichte der beiden Freunde Topper und Viggo. Sie haben zwar unterschiedliche Charaktere, aber eines gemeinsam: Sie sind unzufrieden mit ihren Vätern. Toppers Vater fährt zur See und ist nie da. Viggos Vater mäkelt ständig an seinem Sohn herum. Eines Tages findet Topper einen Zauberbleistift, und alles, was er damit malt, wird lebendig. Als er ein großes Nashorn zeichnet und dieses behalten will, entsteht das vollkommene Chaos im Haus und in der gemütlichen kleinen Hafenstadt.

Beurteilung

Die Mischung aus realer und phantastischer Welt, in der die Kinder Sehnsüchte und Träume, aber auch Wirklichkeit leben und erleben können, wird in diesem Film durch das Mittel "Zauberbleistift" einmal anders und sehr gelungen dargestellt. Nicht eine Fee, ein Riese oder ein undefinierbares Etwas aus dem Weltraum wird zum Ausdruck der Wünsche, sondern ein etwas exotisches Tier, ein Nashorn, bringt das dänische Hafenstädtchen in Aufruhr und verändert den Alltag für die Freunde Topper und Viggo. Eine witzige, komödienhafte Geschichte, die jedoch ein ernsthaftes, wichtiges Grundthema bearbeitet. Wenn auch manchmal übertönt und von Gags überlagert, steht die gestörte Beziehung zwischen Söhnen und Vätern im Mittelpunkt. Die Filmhandlung geht auf die Sehnsüchte von Kindern ein, eine ganz normale, funktionierende Familie zu haben, mit einem gewöhnlichen Alltag – und keine außergewöhnlichen, zur See fahrenden Väter oder besonders geschäftstüchtige. Der Film geht sensibel mit den Gefühlen von Einsamkeit, Traurigkeit und Trennungsangst um, wie auch Jungen sie empfinden können.

Was für Viggo ein großes Problem ist – ein immer anwesender kontrollierender Vater – ist für Topper, der ganz alleine zurechtkommen muss, der sehnlichste Wunsch. Und trotz dieser verschiedenen Bedingungen und unterschiedlichen Vorstellungen kommen die beiden Jungen gut miteinander aus und finden Gemeinsamkeiten. Dies ist ein weiterer inhaltlicher Aspekt des Films, der durch die besondere Bearbeitung und darstellende Umsetzung bei den Zuschauern auf Interesse und Anteilnahme stößt. Die Freundschaft, die Viggo und Topper verbindet, die Verantwortung, die sie füreinander übernehmen und wie sie miteinander umgehen, spricht Kinder an, kann als Beispiel oder zum Vergleich dienen. Es ist ein Thema, das besonders wichtig im Alltag der Acht- bis Zwölfjährigen ist. Durch kleine Episoden, die in die durchgehende Handlung mit eingebaut sind, wird zwar am Rande, aber auch sehr einfühlsam der erste "Mädchenschwarm" angesprochen, und der Umgang mit den etwas außerhalb der Norm liegenden Hausbewohnern.

Der Film bietet auf diese Weise neben Spaß und Ulk (manchmal etwas zu dick aufgetragen) Anreize zum sozialen Lernen durch Identifikationsmöglichkeiten mit den beiden Hauptfiguren Topper und Viggo, die nicht nur durch ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch durch ihre Handlungen, Wünsche und Sehnsüchte bei den Kindern dieser Altersstufe ankommen.

Schwierig dagegen haben es die Erwachsenen – egal ob männlich oder weiblich – denn anscheinend gibt es in dieser Stadt nur profitorientierte, geschäftstüchtige, kinderfeindliche Menschen oder etwas einfältige, verrückte, komische Leute. Zum Schluss wird dieses Bild etwas aufgebessert durch den heimgekehrten Seemann, alias Toppers Vater, aber die Phantasie gerät dabei an den Rand der Schnulze.

Reaktionen während der Vorführung

Der Film spricht vor allem acht- bis zwölfjährige Kinder an; die kleineren Zuschauer haben zwar ebenfalls bei den Action- und Tumultszenen ihren Spaß und lachen heftig, bekommen aber die gefühlsmäßigen Aussagen noch nicht mit und verstehen manche Teile nicht. Für sie ist das Nashorn Otto das Wichtigste, während die älteren Kinder die zwei Freunde Topper und Viggo häufig mit Kommentaren begleiten. Erstaunlicherweise zeigt keines der zuschauenden Kinder Angstreaktionen, als das Nashorn alle Personen mit in die Tiefe reißt und das ganze Haus kaputt macht. Während Frau Flora einen etwas komischen Eindruck auf die Erwachsenen im Publikum macht, finden sie die Kinder nett und süß, ebenso den Polizisten. Am meisten Spaß, nach der Lautstärke des Lachens zu messen, haben die Zuschauer bei der Szene mit dem alten Kinderwagen, und mit der Bierüberschwemmung im Keller. Mit dem Filmschluss sind alle Kinder einverstanden, und sie atmen erleichtert auf, weil Toppers Traum in Erfüllung geht.

Bewertung der Zuschauer (neun- bis zwölfjährige Mädchen und Jungen)

- der Traum von Topper ist gut ausgedrückt
- ich kann die Kinder verstehen, dass sie traurig sind, wegen ihrer Väter, Herr Löwe ist auch sehr blöd
- die Verwandlung des Nashorns hätte noch genauer, deutlicher sein müssen
- es gab viele lustige Sachen, wie die Sache mit dem Kinderwagen oder mit dem Nashorn, das alles aufgefressen hat
- der Durchbruch des Nashorns im Haus und die Folgen kamen gut hervor
- das Fest mit den Leuten und der Feuerwehr hätte nicht fehlen dürfen
- die Aufmachung des Films hat mir sehr gut gefallen, das schlichte Alltags leben zweier Jungs wird "phantastisch" gezeigt
- die Einteilung in Real- und Zeichentrickfilm finde ich gut, denn so können ihn auch jüngere Kinder gut verstehen und er wirkt nicht langweilig
- man konnte lachen und sich über die Witze freuen
- vor allem war das Nashorn köstlich, ganz süß, wenn es gelacht hat
- endlich zeigt Viggo seinem Vater, wie er ist, und dann wurde der auch netter
- Topper tut mir leid, weil er so allein ist
- ich finde es gut, dass Toppers Vater nach Hause kommt
- der Schluss ist sehr gut, auch wenn die Kinder sich trennen müssen
- der Topper würde mir auch gefallen, der sieht richtig gut aus
- ich kenne das Buch, aber der Film gefällt mir auch, wenn auch manches anders ist und ich mir etwas anderes vorgestellt habe
- ich fand den Film einsame Spitze und möchte bitten, dass noch mehr solche Filme für Kinder gezeigt werden

Heidi Bornemann

 

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