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Ausgabe 20-4/1984

"Eine Menge Wünsche von draußen und viele Ideen aus eigenem Hause"

Interview mit Horst Schäfer, dem Leiter des Kinder- und Jugendfilmzentrums in der Bundesrepublik Deutschland (KJF)

Interview

KJK: Was tut sich denn so beim KJF?
Horst Schäfer: "Nun, ich gehe davon aus, dass ein großer Teil unserer wesentlichsten Aufgaben bekannt sind: Beschaffung von Filmlizenzen für den Vertrieb von Kinder- und Jugendfilmen, Mitveranstalter beim Internationalen Kinderfilmfestival in Frankfurt und des Kinderkinos während der Oberhausener Kurzfilmtage, Herausgabe von Katalogen, Arbeitshilfen und Dokumentationen, Durchführung des Deutschen Jugendfotopreises usw.
Mit der sich verändernden Situation unserer Medienlandschaft verlagern sich auch ein bisschen die Schwergewichte unserer Arbeit. Die neuen Medien Video und Kabelkommunikation bedeuten eine medienpädagogische Herausforderung. Mehr als früher werden jetzt von uns Hilfestellungen, Ratschläge und individuelle Betreuung erwartet. Das liegt besonders auch daran, dass viele Institutionen die neuen Medien für eigene Produktionen von und für Jugendliche nutzen wollen. Gegenüber dem klassischen Arbeitsfeld Film werden in letzter Zeit in diesem Bereich immer mehr Dienstleistungen von uns verlangt."

Ist denn mit der Entwicklung der neuen Medien das Interesse an Eigenproduktionen gestiegen?
"Mit Sicherheit. Uns erreichen heute Anfragen von Institutionen, mit denen wir früher kaum etwas zu tun hatten. Im Bereich des Kinderkinos z. B. kennen wir unsere Partner: die Spielstellen und Initiativen – das ist ein relativ strukturierter und überschaubarer Kreis. Was jetzt auf uns zukommt, ist auch neu für uns. Was von uns erwartet wird, können wir nur ansatzweise und – für uns – unzureichend leisten. Wir sind personell und finanziell nicht in der Lage, den Dingen so nachzugehen, wie wir es eigentlich müssten und auch möchten."

Sollte sich das KJF überhaupt in Sachen neue Medien engagieren? Gibt es da nicht andere Ansprechpartner?
"Die Aufgaben des KJF sind in einer speziellen Ordnung geregelt, und diese schließt ein Engagement in der aktuellen Entwicklung des Medienbereichs mit ein. In unserer Ordnung ist die Rede davon, dass wir Projekte 'audio-visueller Kommunikation' fördern und durchführen sollen, zu 'audiovisuellen Produktionen' anregen und solche zu bewerten und einzuschätzen haben. Keine Einschränkung auf das Medium Film also.
Natürlich verweisen wir auf andere Institutionen, wenn sich das anbietet. Aber so viele gibt es auch nicht davon. Das Adolf Grimme Institut in Marl hat seinen Schwerpunkt in der Erwachsenenbildung, und das Institut Jugend Film Fernsehen in München ist ja leider auch nicht so gut bestückt, um bundesweit überall helfen zu können. Das KJF ist nur ein kleiner Laden, und wir tun uns sehr schwer, all die noch verbleibenden weißen Flecken ausfüllen zu müssen."

Man kann davon ausgehen, dass sich das Interesse an den neuen Medien noch ausweiten wird, wenn man seine Möglichkeiten erst richtig erkennt und ausschöpfen kann. Wie wird sich das KJF in Organisation und Personalaufwand darauf einstellen?
"Wie schon angedeutet, Wird es bei uns schon bald nicht mehr nur um 'Film' gehen. Auch der Deutsche Jugendfotopreis hat ja mit diesem Medium nichts zu tun. Wahrscheinlich werden wir dann über einen neuen Namen für unseren Briefkopf nachdenken müssen; etwa 'Zentrum für audiovisuelle Kommunikation für Kinder und Jugendliche' oder so ähnlich. Wir haben, wie gesagt, den Auftrag, die Eigenproduktionen von Jugendlichen zu fördern. Dabei ist das Medium oder das Format nicht ausschlaggebend; es kann Film, Video und Fernsehen sein. Im Bereich der lokalen Kommunikation bieten sich auch beim Kabelfernsehen reizvolle Möglichkeiten an. Für uns liegt das Problem jetzt in der aktuellen – und zu schnellen – Entwicklung. Wir müssten heute schon in diesem Feld die Freiräume sichern, die wir später für die Jugendarbeit brauchen. Aber wir müssen passen – wir sind zu klein und schaffen es nicht.
Das KJF hat übrigens ein Gutachten über 'Neue Medien und Jugendhilfe' (1) veröffentlicht. Es versteht sich als ein konkreter Beitrag dazu, Fragen und Entwicklungen neuer Informations- und Kommunikationstechniken unter kulturellen und sozialen Aspekten besonders in Hinsicht auf Kinder und Jugendliche zu beleuchten."

Was wird das KJF dafür tun, dass der Film in der Praxis von den neuen Medien nicht verdrängt wird?
"Wir haben vor etwa einem halben Jahr zu diesem Thema eine Arbeitstagung mit unseren Kollegen, Freunden und Geschäftspartnern durchgeführt: 'Neue Vertriebswege der nichtgewerblichen Filmarbeit'. Wir wollten wissen, wie die Medienzentralen und Spielstellen auf die Entwicklung reagieren, worauf man sich dort einstellt. Denn für uns stellt sich natürlich schon die Frage, wenn wir heute für die Dauer von zehn Jahren eine Filmlizenz erwerben, was machen wir in fünf Jahren damit. Es sind immerhin öffentliche Mittel, die investiert und verantwortet werden müssen. Wird es in Zukunft überhaupt noch 16m-Filme geben?
'Ja' – hat unsere Tagung ergeben. Der nichtgewerbliche Markt hält daran fest. Es ist schön, dass es das Kino – und damit meine ich auch die vielen Spielstellen in den Jugendzentren und Bürgerhäusern, die kommunalen Kinos und die Kinderkinos – weiterhin geben wird. Wir dürfen bei dieser optimistischen Einstellung aber nicht vergessen, dass das Angebot an Filmen immer mehr zurückgeht und auch die reinen Kopierwerkspreise, d. h. die Materialkosten, in die Höhe gehen. Leider ist es so, dass steigende Kopienpreise heute schon für einige Vertriebsstellen eine Argumentation dafür bieten, auf Video umzusteigen. Es wird also notwendig sein, beispielsweise zumindest in jedem Bundesland eine zentrale Zugriffsmöglichkeit für Filme für Kinder und Jugendliche zu schaffen, wenn diese schon nicht in jeder Stadt zu haben sein werden.
Die Bereitschaft, 16mm-Filme zu spielen, ist auch weiterhin vorhanden. Fragt sich nur, ob wir ihr langfristig nachkommen können, ob die Etats der Medienzentralen, der Filmdienste, Bildstellen usw. in den nächsten Jahren weiterhin den Ankauf von Filmkopien in gewohntem Umfang erlauben."

Ich habe den Eindruck, als wenn das KJF auf diese Weise lediglich auf die Entwicklung des Marktes reagiert. Aber hätte es nicht auch die Aufgabe, gerade zugunsten des angeschlagenen 16mm-Marktes Impulse zu setzen?
"Das KJF kann da keine Impulse setzen – leider. Der Markt wird von einer Branche bestimmt, die sich mit Sicherheit von uns nicht beeinflussen lässt. Zum Beispiel in Bezug auf den Gerätemarkt – was können wir da bewirken?
Auch wenn wir einen eindeutigen Schwerpunkt auf den 16mm-Film legen und uns dem Video verweigern würden, könnten wir nichts ändern. Wir können nicht verhindern, dass die Industrie sich hier abwartend verhält und nicht mehr hinein investiert wie früher. Wo bleibt das neue Projektorenmodell? Noch ist ein ausreichendes Angebot an technischen Geräten da, aber wenn diese einmal auslaufen, sieht es düster aus. Ich kann nur hoffen, dass es nicht so bleibt. Noch ist das 16mm-Geschäft lukrativ genug. Aber wer weiß, wie das in fünf Jahren aussieht."

Um einmal deutlich zu machen, wie die Schwerpunkte im Moment liegen, sollte man vielleicht einige der Projekte nennen, die zur Zeit laufen.
"Frankfurt natürlich: das Internationale Kinderfilmfestival und die erste Informationsschau des deutschen Kinderfilms. Im Oktober dann die Ausrichtung der CIFEJ-Generalversammlung in München, wo wir Gäste aus aller Welt erwarten, die entsprechend betreut und versorgt werden müssen. Im November der Internationale Film- und Videowettbewerb für junge Leute 1984/85, genauer: die Ermittlung der Beiträge aus der BRD, die zur Endausscheidung weitergereicht werden.
Aber das ist nur der Veranstaltungsbereich. Bei den Arbeitshilfen liegt der Schwerpunkt immer noch beim Film; bei den Jugendfilmlisten beispielsweise, an denen wir monatelang gearbeitet haben und die wir rechtzeitig zum Internationalen Jahr der Jugend 1985 vorlegen möchten. Auch das bereits angekündigte Handbuch Kinderkino kommt jetzt heraus. In diesem Jahr wird es dann noch zwei weitere Video-Empfehlungslisten geben, die wir mit dem Jugendfilmclub Köln gemeinsam herausbringen. Darüber hinaus gibt es eine Menge Wünsche von draußen an das KJF und viele Ideen aus eigenem Hause. Aber wir müssen stoppen – nichts geht mehr. Wir sind froh, wenn wir die laufend anfallenden Arbeiten einigermaßen zufriedenstellend bewältigen können."

Das Gespräch führte Albert Schwarzer

 

(1) Armbruster, Baacke, Kübler, Stoffers: Neue Medien und Jugendhilfe – Analysen, Leitlinien und Maßnahmen. Unter Mitarbeit von Wolfgang Kuhn, Kurt Möller und Horst Schäfer. Herausgegeben im Auftrag des KJF vom Luchterhand Verlag, Neuwied 1984, 180 S., 19,80 DM

 

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