Produktion: Warner Bros. Family Entertainment, USA 1993 – Regie: Nick Castle – Buch: John Hughes – Kamera: Thomas Ackerman – Schnitt: Alan Heim – Musik: Jerry Goldsmith – Darsteller: Mason Gamble (Dennis), Walter Matthau (George Wilson), Christopher Lloyd (Klappmesser "Switchblade" Sam), Joan Plowright (Martha Wilson) u. a. – Länge: 100 Min. – Farbe – FSK: ab 6, ffr. – Verleih: Warner (35mm)
Nach "Kevin" und anderen Kiddie-Filmen hat sich Hollywood-Produzent John Hughes nun an ein weiteres Kindersujet herangemacht, an Dennis Mitchell, den Familienschreck. Dennis ist ein forscher Knabe, der seine Umgebung durch seinen Forscherdrang, der immer wieder ins Chaos führt, nervt. Hank Ketcham erfand den Kindergarten-Chaoten als Comic-Figur. Von 1959 bis 1963 konnte man Dennis in einer liebenswürdig komischen Fernsehserie (ARD) bewundern. Zwischenzeitlich gibt es eine auch bei uns auf Kommerzkanälen immer wieder gezeigte Zeichentrickserie, die sich dadurch "auszeichnet", dass der naive Alltagscharme des Originals durch überdrehte Abenteuersituationen aufgemotzt wird.
Die Neuverfilmung ist denn auch dieser Trickfilmserie stärker verpflichtet als dem Original und der alten TV-Version. Die Geschichte ist kurz erzählt: Dennis nervt seinen Nachbarn, den alten Mr. Wilson, durch seine übergroße Hilfsbereitschaft, die für diesen stets irgendeine katastrophale Folge hat. Als die Eltern von Dennis geschäftlich verreisen müssen, findet sich kein Babysitter, der auf den Jungen aufpassen möchte. Die guten Nachbarn, Mr. und Mrs. Wilson, opfern sich. Gleichzeitig schleicht der diebische Klappmesser-Sam ins idyllische Städtchen und nimmt mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Als Dennis Mr. Wilsons Empfang zur Präsentation seiner nur einmal in 40 Jahren blühenden Blume gestört hat, läuft er davon und begegnet im Wald dem Räuber, den er nur allzu schnell in seine Gewalt bringt und nach Cartoon-Manier fertigmacht, so dass am Schluss einem Happy-End nichts mehr im Wege steht.
Der Film hat zwar einige komische Ansätze und Bildeinfälle. Insgesamt gesehen ist er jedoch nicht so komisch, dass man sich vor Lachen im Kinosessel wälzt. Und leider wird der Kinderfilmcharme letztlich verschenkt, als sich Dennis – natürlich in aller Naivität – des Schurken annimmt, ihm einen Balken auf den Kopf fallen lässt, ihn mehrmals auf einen Ponton im Wasser knallen lässt, ihn fast bis zum Platzen mit Bohnen füttert usw. In diesen Szenen geht der Film zu leichtfertig mit Elementen um, die zwar aus Cartoons vertraut sind, wo sie folgenlos bleiben, die aber in realer Darstellung in einem Kinderfilm eigentlich nichts verloren haben.
Natürlich gibt es auch in anderen Kinderfilmen Gewalt, die man gemeinhin als komisch toleriert. Hier aber ist in der Häufung einzelner Handlungselemente mehr als eine Spur des Üblen zuviel getan. Was man im Trickfilm darstellen und den Kindern als nicht nachahmenswert einleuchtend erklären kann, das hat in realer Darstellung eine ganz andere Dimension, selbst wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass auch Realfilm "nur" Trick ist.
Wolfgang J. Fuchs
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