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Ausgabe 21-1/1985

LUKAS

LUKÁS

Produktion: Filmstudio Gottwaldov, CSSR 1982 – Drehbuch: Petr Krenek, Otakar Kosek – Regie: Otakar Kosek – Kamera: Jirí Kolín – Musik: Vadim Petrov – Darsteller: Daniel Vychopen (Lukas), Tomás Zálesák (Kuba), Ján Mistrik (Vater), Barbara Plichtová (Mutter), Petr Pelzer (Lehrer) u. a. – Laufzeit: 76 Min. -Farbe – FSK: ab 6, ffr. – 16mm-Verleih: AV Film

Inhalt

Lukas ist zwölf Jahre alt und lebt mit den Eltern und seinem jüngeren Bruder auf dem Land. Von ihrem abseits gelegenen Haus haben die beiden Kinder einen weiten Schulweg. Sie verstehen sich gut, nur wenn der Vater zuviel getrunken hat, gibt es Unfrieden. Ihre Beziehung ist durch die Alkoholsucht des Vaters immer wieder Belastungen ausgesetzt. Zögernd vertraut sich Lukas seinem verständnisvollen Lehrer an, der zu vermitteln und zu helfen versucht.

Beurteilung

Dieser Kinderfilm beschäftigt sich mit dem Problem des Alkoholismus in seinen Auswirkungen auf die Familie, jedoch ohne zu moralisieren und das Problem in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist vielmehr eine sensible Studie über eine Vater-Sohn-Beziehung, die durch die Trunksucht des Vaters kaputtzugehen droht. In einfühlsamen Bildern wird das Leben des zwölfjährigen Lukas geschildert.

Dass es Lukas nicht leicht hat, wird schon anfangs in der Schulklasse deutlich: er sitzt allein, hat nur wenige Freunde, dem Unterricht kann er vor Müdigkeit nicht folgen, weil er schon einen weiten Schulweg hinter sich hat und zu Hause mithelfen muss. Die anderen Kinder machen sich über Lukas lustig. Am meisten trifft es ihn jedoch, wenn jemand spottet: "Such erst mal deinen Vater, der ist bei den Saufbrüdern." Der Lehrer hat Verständnis für Lukas, sieht dessen Problem und versucht, dem Jungen zu helfen. Lukas will sich ihm zunächst jedoch nicht anvertrauen, denn er mag seinen Vater und will nichts gegen ihn unternehmen. Mit seinem kleinen Bruder Kuba verbindet Lukas eine enge Freundschaft; er sorgt in seiner Unbekümmertheit für Spaß und manch witzige Szene. Lukas spürt schon mehr Verantwortung, er ist vom Alkoholismus des Vaters betroffen.

Die Beziehung zwischen Lukas und seinem Vater wird in einzelnen Begebenheiten geschildert, die den Wechsel der Gefühle zwischen den beiden spürbar werden lassen und die Person des Vaters differenzieren. So ist Lukas stolz auf ihn, wenn er bei einer Autopanne kräftig mithilft und sein Freund anerkennt, wie stark sein Vater ist, oder wenn der Vater ihm bei der Anfertigung eines Modells für den Geschichtsunterricht behilflich ist. Doch wenn er sein Versprechen nicht hält und ins Wirtshaus geht, statt mit ihm den Platz des Marders im Wald zu erkunden, ist Lukas tief enttäuscht. Wütend zertrümmert er die leeren Bierflaschen hinterm Haus. Ihm tut auch seine Mutter leid, die versucht, ihr Problem geheim zu halten. So ist Lukas zunächst ängstlich, als eines Tages der Lehrer bei ihnen auftaucht und mit dem Vater redet. Das nützt für eine Weile, aber als er eines Nachts betrunken mit ein paar Kumpanen zu Hause auftaucht, fährt Lukas mit Pferd und Wagen weg und zerstört den Wagen. Das Ergebnis sind Prügel vom Vater, Lukas ist tief enttäuscht. Es gibt zwar immer wieder Annäherungsversuche von beiden Seiten, aber letztlich beschließt Lukas, von zu Hause wegzugehen. Sein nächtlicher Weg führt ihn in die Schule, in die Nähe des Lehrers, zu dem er volles Vertrauen gefasst hat. Während Lukas an die Tafel schreibt – sinngemäß übersetzt "Auf Nimmerwiedersehen" – sieht er unten seinen Vater, wie er beim Lehrer Rat sucht. Noch bevor Lukas seinen Satz zu Ende geschrieben hat, wischt er ihn wieder weg – er hat Anlass zu neuer Hoffnung.

Die Geschichte des Films ist klar erzählt, spielt an immer wiederkehrenden Schauplätzen und ist auch visuell eindringlich gestaltet. Die Bilder von der herbstlichen, in den Winter übergehenden Mittelgebirgslandschaft (der Film spielt in der Wallachei im Süden der Tschechoslowakei) haben eine besondere Atmosphäre.

Reaktionen während der Vorführung

Zum Film ist eine Gruppe von acht- bis zehnjährigen Kindern aus der ländlichen Umgebung von München gekommen. Sie sind zum ersten Mal im Kinderkino Olympiadorf und voller Erwartung. Schon vor Beginn der Vorstellung steht ihre Meinung übers Kino fest ("uns gefällt's hier, da kommen wir wieder her"), und bei der Einführung zum Film sprudeln sie mit ihren Fragen dazwischen ("wie alt ist der Junge im Film, ist das ein Farbfilm" usw.). Einige Kinder betätigen sich als Filmkritiker und schreiben ihre Eindrücke während des Films auf.

So sind die Kinder anfangs alle ziemlich aufgekratzt und kommentieren munter die Raufereiszene vor der Schule, mit der der Film beginnt. Nachdem Lukas, ein blasser, unscheinbarer Junge, der wesentlich jünger als zwölf wirkt, in der Schule und auf seinem beschwerlichen Weg dorthin gezeigt wird, werden die Zuschauer ruhiger und verfolgen gespannt den Fortgang der Geschichte. Ihre besondere Sympathie gilt natürlich Kuba, dem spitzbübischen kleinen Bruder, der mit seinen Einfällen die Zuschauer immer wieder zum Lachen bringt. Sie amüsieren sich aber auch über die ungewöhnliche Methode, mit der Lukas seine abgetragene Lederhose los wird, damit er endlich eine neue Hose bekommt, ebenso wie über die Scherze, die die Dorfkinder ersinnen, damit sich keine "Touristen" aus der Stadt in dem idyllischen Ort einnisten. Große Heiterkeit löst der Kuh-Ritt von Kuba aus. Solche Szenen lockern die ansonsten konzentrierte Stimmung auf.

Bewertung der Zuschauer

So verwundert es nicht, dass die Kinder – nachdem sie zunächst den Projektionsraum besichtigt und "hinter die Kulissen" geschaut haben – den Film als erstes "lustig" fanden und die entsprechenden Szenen nannten. Ein positives Gefühl wurde auch durch den offenen Schluss vermittelt, der Grund zur Hoffnung gibt. Die Geschichte von Lukas hat die Kinder sehr interessiert. So fanden sie es nicht gut, dass er draußen so viel arbeiten muss, dass die Jungen vom Dorf ihn immer ärgern, und dass der Vater ihn im Wald warten lässt. Sie erkannten aber auch die guten Seiten des Vaters, und dass er ihnen gefällt, wenn er nicht trinkt. Ihnen fiel auf, dass Lukas keine Angst vor dem Vater hat. Natürlich fanden sie nett, wie der Lehrer sich gegenüber Lukas verhielt, als dieser z. B. sein Schulzeug vergessen hatte und bestraft werden sollte, stattdessen redet der Lehrer vor der Tür verständnisvoll mit Lukas, und als sie wieder in das Klassenzimmer gehen, soll Lukas vor den anderen Kindern so tun, als sei er bestraft worden ("es ist gut, dass der Lehrer lügt").

Nach Meinung der Zuschauer sollte der Film für Kinder ab acht Jahren gezeigt werden; ab diesem Alter kann die Geschichte des Films richtig verstanden werden. – Die Information über den Verleih dieses Films quittierten die Kinder schließlich mit einem "Gut geliehen"! Am liebsten wollten sie den Film sofort noch einmal sehen.

Christel Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 21-1/1985 - Kinder-Film-Kritik - Lukas

 

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