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Ausgabe 55-3/1993

DER LEHRLING DES MEISTERDIEBS

STORTJUVENS POJKE

DER LEHRLING DES MEISTERDIEBS

Produktion: Henry Meyer / Svenska Filminstitutet, Schweden 1992 – Regie und Buch: Henry Meyer, nach dem Roman von Cannie Möller – Kamera: Jens Fischer – Schnitt: Olle Tannergård – Musik: Johan Söderqvist – Darsteller: Sara Möller (Jossi), Carlo Schmidt (Lasse) u. a. – Länge: 75 Min. – Farbe – Vertrieb: Kath. Filmwerk Frankfurt a. M. (16mm und Video) – Altersempfehlung: ab 8 J.

"Warum habe ich keinen Jungen bekommen – ein Junge nimmt sein Leben in die Hand". Voller Zorn schlägt eine Mutter auf ihre Tochter ein, die zwölfjährige Josefina schaut entsetzt zu, hebt einen Stein gegen die Mutter, um die Schwester zu befreien. "Jossi", wie Josefina genannt wird, will dieses Leben nicht länger ertragen und läuft schließlich davon. Auf der Flucht klaut sie sich Jungenkleider, findet nirgendwo Aufnahme und wird am nächsten Morgen halb erfroren am Wegesrand gefunden. Im nahe gelegenen Gasthaus will man kein Bettlerkind. Alle sind erleichtert, als ein vornehm gekleideter Herr, der sich als Kaufmann Pontus Gabrielsson vorstellt, das Kind in seine Obhut nimmt und mit ihm in der Kutsche davonfährt. Schon bald offenbart er seine wahre Profession: "Ich bin ein Dieb wie du". Doch er untertreibt, denn er ist der Meisterdieb Lasse. Er macht "Jonas" – unter diesem Namen hat sich Jossi ihm als Junge vorgestellt – das Angebot, ihn als Lehrling auf seine Reise mitzunehmen, nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern weil er gleich erkannt hat, dass sich mit diesen "schmalen mädchenhaften Handgelenken" alle Türen und Fenster öffnen lassen.

Das Leben ist schön. Jossi kann sich satt essen, ist nicht mehr allein und hat zudem einen Freund gefunden, der sie mag. Der ahnt allerdings nicht, dass Jonas ein Mädchen ist. Jossi versteht es, verräterischen Situationen geschickt auszuweichen. Sie tauschen ihr Blut und schwören sich Treue. Als Lasse einem Verrat zum Opfer fällt und abgeführt wird, ist Jossi auf sich selbst angewiesen. Auf ihrem Streifzug durch die Wälder trifft sie auf einen Pelzhändler, der sie erst bedroht, dann aber Mitleid mit dem hungrigen Kind zeigt. Schließlich vertraut er Jossi sogar seine Pistole an und die Bewachung der wertvollen Fracht. Plötzlich erscheint eine verführerische Dame, becirct den Händler und blinzelt Jossi komplizenhaft zu. In den Frauenkleidern steckt Lasse, bereit zur nächsten Diebestat. Erstmals gerät Jossi in Gewissenskonflikte. Nach dem gelungenen Raub kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Lehrling und Meister und zur Enttarnung. Vor dem entgeisterten Lasse steht ein ansehnliches, langhaariges Mädchen, das seinen ersten Kuss begehrt. Mit diesem Kuss endet ihr gemeinsamer Weg und ihre gemeinsame Geschichte. Lasse verlässt das Mädchen mit dem Satz "Eines Tages werde ich eine junge Frau sehen, die es im Leben zu etwas gebracht hat". Ihre Traurigkeit weicht der Gewissheit, dass sie vor einem neuen Kapitel ihres Lebens steht, in dem auch ein Mädchen sein Leben in die Hand nehmen kann.

Der Film spielt Anfang des 19. Jahrhunderts in Schweden und basiert auf einem Jugendbuch von Cannie Möller über Lasse Maja, einer in Schweden populären Figur, vergleichbar mit Robin Hood. Aber der Regisseur Henry Meyer ist ganz auf der Seite des Mädchens Jossi, das als Junge ums Überleben kämpft, weil sie als Mädchen aus einer armen Familie keine Chance hat. Furchtlos besteht Jossi die ihr auferlegten Prüfungen, fühlt sich geborgen und sicher an Lasses Seite. Eine ungleiche Freundschaft, die beiden etwas gibt für ihr Leben, die aber enden muss, als Lasse in ihr das Mädchen entdeckt.

Dem Regisseur Henry Meyer (Jahrgang 1947) ist es mit finanziell geringen und stilistisch einfachen Mitteln gelungen, das Leben der Menschen jener Zeit authentisch ins Bild zu setzen und zugleich eine berührende Emanzipationsgeschichte zu erzählen. Eine Geschichte, mit der sich Mädchen von heute identifizieren können, in der sie eigene Gefühle und Sehnsüchte wieder finden. Hervorzuheben ist das Spiel der beiden Hauptfiguren, Carlo Schmidt als Meisterdieb und Sara Möller, die Tochter des Regisseurs, als Josefina.

Gudrun Lukasz / Christel Strobel

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DER LEHRLING DES MEISTERDIEBS im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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