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Ausgabe 29-1/1987

EIN ZIRKUS VOLLER ABENTEUER

Produktion: Känguruh Film im Auftrag des WDR, BRD 1985 – Drehbuch und Regie: Detlef Gumm, Hans-Georg Ullrich – Kamera: Hans Georg Ullrich – Ton: Detlef Gumm – Schnitt: Ute Wenzel-Spoo – Laufzeit: 80 Min. – Farbe – Verleih: atlas film + av (16mm) – Auszeichnung: Adolf-Grimme-Preis 1986

Der Dokumentarfilm zeigt, wie eine Gruppe von vierzig Heimkindern zwischen acht und sechzehn Jahren drei Wochen lang das Zirkusleben kennen lernt. Die Kinder erleben ihre Ferien einmal anders, sie machen Urlaub in der Manege. Wobei hier Urlaub alles andere als Faulenzen bedeutet, denn die Kinder stehen in echter Anforderung an sich selbst, indem sie das Abenteuer Zirkus ganz annehmen und in die Rollen der Artisten schlüpfen. Der Film porträtiert nur einige wenige, die innerhalb von ein paar Tagen zu Clowns, Seiltänzern, Feuerschluckern und Dompteuren werden. Unter der Anleitung von Zirkusleuten und Sozialpädagogen mit artistischen Fähigkeiten erlernen die Kinder ihre kleinen Kunststücke.

Gleichzeitig stellt der Film ein interessantes sozialpädagogisches Projekt vor. Die Stadt Unna hat dieses Projekt realisiert. Zielsetzung ist, die Kinder aus ihrem Heimalltag herauszuholen und sie in dieser neuen Umgebung, die andere Anforderungen als die Schule und die bisherigen Lern- und Erfahrungsbereiche stellt, schlummernde Fähigkeit entdecken zu lassen. Der Erfolg stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder. Vor allem scheint dabei wichtig zu sein, dass die Kinder auf ein wirkliches Ziel hin trainieren und arbeiten. So ist dann der spannendste Moment für alle, wenn es heißt: "Vorhang auf, Manege frei!" Ein kleiner Familienzirkus hat seine gesamte Ausstattung – Wagen, Zelt und Tiere – zur Verfügung gestellt. Der Zirkusdirektor selbst, seine Frau und seine Tochter, die in Dressurakten mit Schlangen und Krokodilen auftritt, verbringen diese drei Wochen mit der Kinderschar – auch für sie ein ungewöhnlicher Zirkusalltag. In mehreren kleinen Orten im Ruhrgebiet gastiert der Zirkus, der sich den Namen "Travados" gegeben hat.

Dem Duo Gumm und Ullrich ist es gelungen, die zaghaften ersten Schritte der Kinder in diese Artistenwelt bis hin zum großen Auftritt festzuhalten. Da man diese Phase so direkt miterleben kann, ist man als Zuschauer genauso aufgeregt wie die Kinder, wenn der Vorhang aufgeht und denkt: Na, hoffentlich klappt alles. Bei der Clownnummer, die Thorsten und sein Freund einstudiert haben, scheint dieser Gedanke berechtigt zu sein, denn bislang hat nicht eine einzige Probe perfekt gesessen: Clown Nummer zwei kann sich einfach seinen Text nicht merken. Aber als der Vorhang aufgeht, ist alles anders ...

In erfrischender Art und Weise erzählen die Kinder, wie sie sich beim Zirkus fühlen und warum sie sich für diese oder jene artistische Nummer entschieden haben. So angenehm wie im Großteil des Films die Interviews eingeflochten werden, so unangenehm fällt allerdings eine Fragesituation heraus: Gumm und Ullrich nehmen ihren kleinen Hauptdarsteller in die Mitte und bedrängen ihn von beiden Seiten. Thorsten, der ansonsten immer sehr lebendig erzählt, weiß in diesem Moment offensichtlich weniger zu sagen. Aber selbst, wenn ich an dieser Stelle kleine Abstriche mache, bleibt "Ein Zirkus voller Abenteuer" ein Beweis dafür, wie unterhaltend und anregend ein Dokumentarfilm sein kann. Er lässt den Zuschauer fast vergessen, dass es hier um Kinder geht, die erschütternde Familienerlebnisse hinter sich haben.

Der Dokumentarfilm stellt die Erlebnisse und Erfahrungen der Kinder in diesen drei Wochen Zirkuswelt in den Mittelpunkt. In seiner beobachtenden Haltung bleibt er direkt bei den Kindern und zeigt Prozesse des Erlernens auf: einzelne Schritte und Phasen, sich einer autistischen Nummer zu nähern, werden deutlich. Dadurch bekommt der Film einen stark animierenden Charakter; sicher reizt es viele kleine Zuschauer, oder auch große, selbst einmal Kunststücke auszuprobieren. Auch die zweite Ebene des Films, das modellhafte Projekt, kann Anreiz für andere sozialpädagogische Institutionen sein, Kindern eine echte Alternative zu Zeltlager, Landschulheimaufenthalt oder ähnlichem zu bieten.

Renate Zylla

 

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