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Ausgabe 32-4/1987

JONATHANA UND DIE HEXE

Produktion: Extra Film GmbH, Österreich 1986 – Drehbuch: Nadja Seelich – Regie und Kamera: Bernd Neuburger – Schnitt: Elischka Stibr – Musik: Zdenek Merta – Darsteller: Sophie Nawara (Jonathana), Luise Prasser (Hexe), Florentin Groll (Vater), Linde Prelog (Frl. Koch) u. a. – Laufzeit: 82 Min. – Farbe – Vertrieb: Extra Film GmbH, Schlösselgasse 22, A-1080 Wien

Eine Rarität im Filmschaffen Österreichs ist der Film "Jonathana und die Hexe", denn es ist der allererste (!) österreichische Kinderfilm, in einjähriger Drehzeit, gefördert vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport und mit einem Etat von umgerechnet rund 80.000,- DM entstanden. Der Film lief beim 11. Internationalen Filmfestival Moskau (Sektion Kinderfilm) im Juli 1987.

Die nachfolgende Filmdokumentation entstand beim 5. Kinderfilmfest/Filmfest München (Juni 1987), wo "Jonathana und die Hexe" in der Reihe "Münchner Erstaufführungen" im Kinderkino Olympiadorf gezeigt wurde.

Inhalt

Es ist Winter. Jonathana lebt mit ihrem viel beschäftigten Vater allein. Die beiden haben ein liebevolles, lustiges, freundliches Verhältnis zueinander. Trotzdem wünscht sich Jonathana eine Mutti, die mehr Zeit für sie hat. Zum Glück gibt es noch den Teddy Petzi, dem sie alles erzählen kann und der ein guter Zuhörer ist. Er weiß alles, was Jonathana bewegt, was sie freut und was sie betrübt. So hilft er ihr über manche Einsamkeit hinweg.

Eines Tages stellt der Vater das Fräulein Koch vor. Nicht nur Jonathana, auch die Kinder im Kino sind entsetzt. Wie konnte der freundliche Papa so danebengreifen! So ein strenges, besserwisserisches Fräulein mit verkniffenem Mund " dunkler Brille. Das kann nicht gut gehen. Schon am Abend gibt es die erste Auseinandersetzung, weil Jonathana die so gesunden gelben Rüben nicht mag und auch nicht isst. An einem der nächsten Tage findet Jonathana ein süßes Kätzchen, das sie unbedingt behalten will. Auch Papa fängt beim Anblick des Kätzchens an zu schmelzen – von den Kinokindern ganz zu schweigen. Aber das Fräulein Koch bleibt eisern. Eine Katze kommt nicht in Frage.

Was soll Jonathana tun? Das Kätzchen in der Kälte allein zu lassen, ist unmöglich. Da hat sie eine Idee: Durch ein Loch im Gartenzaun hat sie eine alte Frau mit vielen Katzen gesehen. Ob es wirklich, wie die Kinder sagen, eine Hexe ist? Und wenn – eine gute oder eine böse? Aber Jonathana hat keine andere Wahl. Durch ein stürmisches Wintergewitter wagt sie sich – unterstützt von den aufgeregten Zurufen der Zuschauer – in das Hexenhaus. Jonathana merkt bald, dass es sich, wenn überhaupt, um eine gute Hexe handeln muss. Sie vertraut sich ihr an und erfährt, dass sie, wenn die Äpfel reif sind, eine Mutti bekommen wird. Auch ein Bild mit einer lachenden jungen Frau, die Jonathana gut gefällt, existiert schon. Obwohl Zauberei im Spiele sein muss, geht das Mädchen von da an oft zu dieser lieben Hexe, lernt viel von ihr und erlebt in ihrem wunderschönen Garten den Wechsel der Jahreszeiten Frühling – Sommer. Dann beginnen die Äpfel zu reifen. Jonathana darf mit Fräulein Koch auf den Rummelplatz. Mitten im Gewühl sieht sie die Mutti der Postkarte, rennt hinterher – vergisst das Fräulein, kann aber ihr Wunschbild nicht einfangen. Die Auseinandersetzungen zu Hause spitzen sich zu, und es kommt. durch Jonathana ausgelöst, zum Bruch zwischen Papa und dem Fräulein Koch – die Kinokinder geben ihrer Erleichterung lautstark Ausdruck. Und auch Papa ist insgeheim froh. Jonathana weiß, was sie zu tun hat. Sie nimmt ihn mit zum Garten der Hexe. Die Äpfel sind reif, und die Mutti wartet unter den Bäumen.

Bewertung

Ein schwieriges Thema wird, untermalt von märchenhaften Einblendungen, leicht verständlich für Kinder von 6 bis 10 Jahren gezeigt. Die Kinokinder können Jonathana in ihrem Schulalltag, ihrem Alleinsein, ihren Nöten und Schwierigkeiten gut verstehen. Ihnen würde es sicher auch so gehen. Obwohl sie sich in der gleichen Situation mit ihrem Papa besser besprochen hätten. Wie soll er alles wissen, was Jonathana bewegt, wenn sie es ihm nicht sagt, so lautet eine klare Stellungnahme im Nachhinein.

Trotzdem sind sie auf Jonathanas Seite, wenn sie sich in einer sehr langsamen, gut verständlichen Sprache ausdrückt und mit den Erwachsenen auseinander setzt. Besonders mit dem Fräulein Koch. Diese Beinahe-Mutter wird so streng und verständnislos dargestellt, dass die Zuschauer gemeinsam mit Jonathana empört sind, "die ist so gemein". Befreiendes Gelächter, wenn sie sich, was öfter passiert, lächerlich macht. Für Gelächter und Heiterkeit sorgen auch die vielen Kätzchen der Hexe, mit denen Jonathana spielt und die sie versorgt – die Zuschauer sind entzückt. Jonathana hat doch viel Glück gehabt mit dieser geheimnisvollen Frau, die sich sowohl als Zauberin als auch als Großmutter zeigt. Lebensklug hilft sie ihr, nicht nur wunderbarerweise die Mutti zu finden, sondern auch mit sich selbst besser zurecht zu kommen. Auch als Jonathana noch viel Belehrendes über biologische Zusammenhänge in Flora und Fauna erfährt, bleiben die Kinokinder ruhig und konzentriert.

Alles in allem ist "Jonathana und die Hexe" ein nachvollziehbarer, kindgemäßer Film für die Altersgruppe 6-10.

Ursel Eisele

"Ganz ohne Special Effects, ohne Pop und Punk, ohne Video und Trickeinblendungen, und vor allem ganz ohne österreichischen Dilettantismus, nicht peinlich billig, ein wenig kitschig bestenfalls. Wo andere Filme mit dem sozialkritischen Holzhammer zuschlagen, ertönt ein Glockenspiel, und den Zeigefinger der Erwachsenen ersetzt kindlich naive Alltagsphilosophie und rührende Sentimentalität. Dazu tragen Naturtalent Saphie Nawara (beim Drehen gerade sechs Jahre alt) als stille, introvertierte Jonathana, Florentin Groll als einfühlsamer, liebenswerter Bilderbuch-Vater, Luise Prasser als Hexe, Neuburger mit einer umaufwändigen, unkomplizierten, ruhigen Kamera, und Seelich mit ihren unverkrampften, lockeren, also ebenfalls unösterreichischen Dialogen bei. Keine Anleitung zum Weltverbessern, sondern eine Suche nach der verloren gegangenen Phantasie." (Ruth Rybarski in 'Filmlogbuch' Wien, Dezember 1986)

Biofilmografie

Bernd Neuburger, geb. 1948 in Salzburg, studierte an der Filmakademie in Wien, Diplomabschluss 1976 im Hauptfach Kamera. Dokumentarfilme nach dem Studium, u. a. "Die Revolution ist grün", Libyen 1979; "No Parasan", Nicaragua 1984. Zusammenarbeit mit dem Regisseur Lukas Stepanik ("Schießen", 1977; "Zivilcourage", 1980; "Kieselsteine", 1982; "Beschluss, Politiker zu werden", 1984) Dokumentarfilme als Regisseur und Kameramann ("Der 8. Tag", 1980; "Es steht ein Haus in Lumpendorf", 1979-80). "Jonathana und die Hexe", 1986, ist sein erster Spielfilm.

 

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