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Ausgabe 35-3/1988

DER SOMMER DES FALKEN

DER SOMMER DES FALKEN

Produktion: Topas-Filmproduktion in Co-Produktion mit der atlas saskia-Filmproduktion Duisburg / Berlin und dem WDR Köln, Bundesrepublik Deutschland 1988 – Regie: Arend Agthe – Drehbuch: Arend Agthe, Monika Seck-Agthe – Kamera: Jürgen Jürges – Schnitt: Yvonne Kölsch – Ton: Christian Venghaus, Hans-Dieter Schwarz, Hartmut Eichgrün – Stuntregie: John Delbridge – Musik: Matthias Raue, Martin Cyrus – Darsteller: Andrea Lösch (Marie), Janos Crecelius (Rick), Hermann Lause (Herbert Sasse), Rolf Zacher (Marek Czerny) u. a. – Laufzeit: 104 Minuten – Farbe – FSK: ab 6, ffr. – FBW: wertvoll – Verleih: atlas (35mm)

Kulisse für Arend Agthes neuen Film (nach "Flussfahrt mit Huhn" und "Küken für Kairo") ist das pittoreske Südtirol. Hier, in den auf den ersten Blick noch unberührten Bergen, spielt sich die Geschichte ab. Die Hauptpersonen werden zu Beginn vorgestellt: Da ist einmal Marie, ein Bergbauernmädchen, das einen Falken großzog und noch, nachdem er bereits selbstständig in den Bergen seine Kreise zieht, Verbindung zu ihm hat. Rick, ein junger Punker aus Berlin, fährt mit seinem Vater in den Süden, um Drachenfliegen zu lernen und auch den Kontakt zum Vater zu intensivieren, denn die Eltern sind geschieden. Herbert Sasse, der Urtyp eines Taubenzüchters aus dem Ruhrpott, hat seine Lieblingstaube Martha verloren und hofft, sie in Südtirol zu finden, da er immer noch Signale von dem an ihrem Fuß befestigten Sender aufnimmt. Und schließlich will der Gauner Marek Czerny, eine zwielichtige Großstadtpflanze, reichen Ölscheichs für 10.000 Dollar Falkeneier besorgen.

Diese unterschiedlichen Charaktere treffen nun in der Bergwelt aufeinander. Mit List entlockt Marek der gutgläubigen Marie die Information über den Nistplatz des Falken, um dann die Eier zu rauben und den Falken abzuschießen. Rick hat mit dem Drachenfliegen wenig Glück und gibt resigniert auf, zieht es vor, mit Marie zu plaudern und ihr vom Leben in der Großstadt zu erzählen (herrlich die Szene, als er nach einem Regenschauer bei ihr in der Hütte sitzt und seine rot gefärbten Haare die Farbe verlieren, das "Echte" herauskommt – analog zu seiner Wandlung. Er muss sich bei Marie nicht mehr beweisen und den Großstadt-Punk mimen, sondern kann ganz er selbst sein und auch mal Schwächen zeigen). Dazwischen irrt der Taubenzüchter herum, immer nach seiner Martha rufend und nicht verstehend, was um ihn herum wirklich geschieht.

Die anfängliche Idylle zeigt nach und nach Risse. All die Menschen, die eigentlich nichts in den Bergen zu suchen haben, zerstören die Natur – sei es nun bewusst, wie der gerissene Marek oder unwissend, wie Rick und sein Vater, die durch touristische Aktivitäten eine Veränderung der Infrastruktur (Hotelklötze, Straßen etc.) bewirken.

Natürlich endet die Konstellation der geschilderten Personen in einem gefährlichen Abenteuer mit "Happy End", d. h. der Eierdieb Marek landet hinter Gittern, und die inzwischen klüger gewordene Marie kann triumphieren, hat sie doch dem Dieb die Falkeneier hinter seinem Rücken wieder entwendet und sorgt nun für ein Weiterbestehen der Falken, indem sie die Eier kurzerhand einer Henne unterlegt – somit ist der Nachwuchs gesichert.

Auch Rick hat einiges gelernt, ist selbstsicherer geworden und schafft es dann auch, mit seinem Drachen mühelos ins Tal zu fliegen, seinen Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Der Taubenzüchter kehrt zwar ohne Martha wieder zurück, konnte sich aber auch von seiner dominierenden Mutter etwas distanzieren, hat festgestellt, dass er – wenn auch nur mit Schwierigkeiten – auf eigenen Beinen stehen kann.

Viele Themen werden von Arend Agthe angeschnitten, ohne aber den Zuschauer mit Gewalt auf etwas hinweisen zu wollen. Ob es um die Bedrohung der Natur geht oder um Probleme mit dem Erwachsenwerden – die Bilder sprechen, nicht die Köpfe, ganz beiläufig werden die Probleme in den Handlungsablauf eingeflochten. Trotz der vier unterschiedlichen Erzählstränge gelingt es Agthe, eine in sich schlüssige Geschichte zu erzählen, auch wenn der Zuschauer am Ende nicht genau weiß, was er gesehen hat – einen Kinderfilm, einen Heimatfilm, einen Öko-Krimi oder einen Familienfilm.

Nicht nur die Aufnahmen der Südtiroler Bergwelt faszinieren, auch die Stunts sind gekonnt und die wilde Autofahrt, die in einer Baumkrone endet, sucht ihresgleichen. – Ein spannender deutscher "Heimat"-film, der einfach Spaß macht.

Margret Köhler

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 35-3/1988 - Kinder-Film-Kritik - Der Sommer des Falken

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DER SOMMER DES FALKEN im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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