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Ausgabe 36-4/1988

TWIST & SHOUT

Produktion: Per Holst Filmproduktion und Palle Fogtdal, in Zusammenarbeit mit dem Danish Film Institute, The Children's Film Council und dem Coproductions Fund of Danmarks Radio, Dänemark 1984 – Regie: Bille August – Drehbuch: Bille August, Bjarne Reuter – Kamera: Jan Weincke D.F.F. – Musik: Bo Holten – Darsteller: Adam Tonsberg (Björn), Lars Simonsen (Erik), Camilla Soeberg (Anna), Ulrikke Juul Bondo (Kirsten), Thomas Nielsen (Henning), Lone Lindorff (Björns Mutter), Arne Hansen (Björns Vater) u. a. – Laufzeit: 101 Min. – Farbe – FSK: ab 12, ffr. – Verleih (35mm): Ascot (auch Videovertrieb)

Kopenhagen 1964. Es ist die Zeit der Beatles. Ihr Hit "Twist & Shout" dröhnt jeden Abend im "Blue Moon", dem Tanz-Treffpunkt der Jugendlichen. Da wippen die auftoupierten Haare der jungen Mädchen, die Jungen lassen sich gerade zaghaft "Pilzköpfe" wie ihre Vorbilder wachsen. Die 16-/17-Jährigen genießen die ersten kleinen Freiheiten – das Ausgehen, das Tanzen, das Flirten, mal einen Schluck Alkohol. Noch haben sie nicht das in der Liebe erlebt, was Cat Stevens Jahre später poetisch-musikalisch mit "The first cut is the deepest" umschrieb, noch ist ihnen emotionale Enttäuschung fremd.

Im Mittelpunkt stehen vier junge Menschen: Björn und Erik, zwei Freunde, die – wie das Mädchen Kirsten – noch auf das Gymnasium gehen und Anna, ein Mädchen, das älter und reifer wirkt. Kirsten will Björn für sich gewinnen, der hat sich jedoch unsterblich in Anna verliebt. Erik beobachtet die Augenspiele der anderen, ohne selbst in diesem Spiel zu sein. Er liebt chancenlos die attraktive Kirsten aus gutem Hause. Die Beziehung zwischen Anna und Björn intensiviert sich. Die Euphorie der ersten Liebe endet abrupt – Anna ist schwanger. Gemeinsam versucht das Paar, einen Ausweg zu finden und der heißt Abtreibung. Da in der damaligen Zeit kaum eine Beratung existierte und eine uneheliche Schwangerschaft als Makel und Schande galt, unternehmen die beiden mit verschiedenen Mitteln alles, um einen Abgang herbeizuführen. Die heimliche Abtreibung überfordert die Beziehung zwischen Anna und Björn, es kommt zum schmerzhaften Bruch. Björn sucht Trost und Zuneigung bei Kirsten, die ihn mit offenen Armen aufnimmt. Doch er kann ihre Gefühle nicht erwidern. Die einfachste Lösung – der Wechsel von einer Frau zur anderen – entspricht nicht seinen Vorstellungen. Er muss eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung trifft auch Erik. Er wendet sich erstmals gegen seinen tyrannischen Vater, der seine geistig verwirrte Mutter wie eine Gefangene hält.

Alle vier Jugendlichen gehen mit seelischen Narben aus ihren verschiedenen Lebenslagen hervor, aber auch gereift und mit neuer Kraft, ihrem Leben eine Wende zu geben. Den Teufelskreis der Gefühle und unerfüllten Wünsche in einer prüden und scheinheiligen Gesellschaft beschreibt Bille August in eindrucksvollen Bildern. Sein Blick zurück ist nicht von Nostalgie verklärt, sondern realistisch, zeigt eine Jugend im Spannungsfeld zwischen Aufbruch, Anpassung und Auflehnung. Es ist ein sensibler Film über den Abschied von der Jugend, über den Schmerz, erwachsen zu werden, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben. Auch wenn die Handlung in den 60ern spielt, hat seine Aussage über die Liebe in ihren verschiedenen Ausprägungen, "Liebe als Weg zum Überleben, als der einfachste und beständigste Weg, um Menschen aus ihrer Einsamkeit und Angst zu befreien" (Bille August) nichts von seiner Aktualität verloren. Ein Film, der den Zuschauer zum Lachen und Weinen bringt, der Emotionen weckt, aber auch vermittelt, wie schwierig es ist, mit Emotionen umzugehen.

Margret Köhler (aus: Videoinformation Nr. 4/1988, Hrsg. KJF)

 

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