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Ausgabe 38-2/1989

MEIN VATER WOHNT IN RIO

MIJN VADER WOONT IN RIO

Produktion: added films holland / VPRO-Televisie, Niederlande 1988 – Regie: Ben Sombogaart – Drehbuch: Ben Sombogaart, Burny Bos, nach einer Vorlage von Burny Bos – Kamera: Jules van den Steenhoven – Schnitt: Sys Zevenbergen, Rimko Haanstra – Ton: Erik Langhout – Musik: Karel von Kleist, Nout Grupstra – Darsteller: Geert de Jong, Peter Faber, Gerard Thoolen, Michiel Romyn, Theu Boermans – Laufzeit: 92 Min. – Farbe – Weltvertrieb: added films holland, Herenstraat 64a, NL-1406 PH Bussum

"Mein Vater wohnt in Rio" ist ein ernsthafter, wichtiger Film, der denen gewidmet sei, die für die Wahrheit kämpfen. Ein Aufruf zur Wahrhaftigkeit in einer Welt, in der es üblich zu werden scheint, sich mit Halbwahrheiten und "Notlügen" vor Verantwortung und Auseinandersetzung zu drücken.

Zu Anfang des Films nehmen wir teil an dem Begräbnis von Liesjens Großvater. Die Neunjährige hat ihn sehr geliebt und sehr gebraucht. Zum Abschied legt sie ihm eine Papierschwalbe auf den Sarg. In unsentimentalen Rückblenden sehen wir u. a., wie der Großvater die Schwalbe für seine Enkelin faltet. Nach dem Verlust des Großvaters konzentriert sich Liesje nun noch intensiver auf den Briefkontakt mit dem Vater, von dem sie glaubt, er lebe und arbeite in Rio. Wir Zuschauer jedoch erfahren bald, dass in Wirklichkeit die "Rio-Briefe" des Vaters aus Holland kommen, aus einem Gefängnis, wo Liesjens Vater einsitzt. Immer stärker wird Liesjens Wunsch, den Vater zu besuchen; jedoch die Mutter weicht aus: kein Geld, keine Zeit. Sie kann sich nicht zur Wahrheit durchringen. Da beginnt Liesje, ganz gezielt ihr Taschengeld zu sparen und sich weiteres Geld zu beschaffen. Nicht ohne Pfiffigkeit verkauft sie Teile einer wertvollen Briefmarkensammlung, die sie vom Großvater geerbt hat. Mit Vergnügen beobachten wir, wie umsichtig und einfallsreich Liesje ihrem Plan näher kommt, auf eigene Kosten und eigene Faust nach Rio zu fliegen, und sind gleichzeitig bedrückt, da wir ja bereits wissen, Liesje wird in Rio von keinem erwartet!

Unterdessen zieht in Großvaters Zimmer ein neuer Mieter ein, ein Freund der Mutter, der sympathische Musiker De Bruin. "Du kannst mich Frits nennen", sagt er zu Liesje. Und Frits ist es auch, der schnell dahinter kommt, dass die "Rio-Briefe" eine bittere Wahrheit verschleiern. Er findet das nicht gut ...

Die Briefe von Liesje sind Lichtblicke im Leben des inhaftierten Vaters, der Sehnsucht nach seiner Tochter hat und auch ein Recht darauf, sein Kind hin und wieder zu sehen. – Das Geld ist beisammen, Liesje bucht den Flug. Im Reisebüro ist sie bekannt, seit etwa drei Jahren versorgt sie sich von dort mit Brasilien-Prospekten. "Ich bin für zwei Wochen zu Vater nach Rio geflogen", lautet die Nachricht, die sie der Mutter hinterlässt. Liesje macht sich auf zum Flugplatz, wo sie sich einem "Opa-Typen" anschließt und mit ihm Hand in Hand durch den Zoll geht ... (wir sind belustigt und beklommen zugleich!). Sie ist schon im Flugzeug, als ihr Vater die Gangway erreicht. Liesje muss wieder aussteigen und läuft weg, vorbei am Vater, vorbei an der Mutter. Frits, der ihr nachläuft, will ihr den Arm um die Schulter legen, da gefriert das Bild.

Der Film ist zu Ende, aber nicht die Geschichte eines kleinen Mädchens, das schmerzlich enttäuscht wurde. Wem wird sie je wieder trauen können? "Mein Vater wohnt in Rio" ist ein Film zum Nachdenken, bei dem alles stimmt: die Atmosphäre, das Milieu und die Schauspieler, die nicht so tun "als ob", sondern echte Menschen sind, allen voran die wunderbare Darstellerin der Liesje.

Dorothea Holloway

 

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