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Ausgabe 56-4/1993

DAS GEHEIMNIS

HEMLIGHETEN

Produktion: Drakfilm/Sandrew Film & Teater, Schweden 1990 – Regie: Ralf Karlsson – Buch: Ulla Carin Nyquist – Kamera: Peter Kruse – Schnitt: Christin Loman – Musik: Ulla Carin Nyquist – Darsteller: Carl-Gustav Lindstedt, Sif Ruud, Peter Öberg, Susanna Björklund – Länge: 105 Minuten – Farbe – Verleih: atlas film+av (16mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Warum hat dieser wunderschöne Kinderfilm noch nicht den Weg ins Kino gefunden? Denn besser kann man eigentlich ein junges Publikum nicht bedienen. Die Geschichte spielt in ihrer Welt, greift ihre alltäglichen Probleme auf, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu heben, hat Spannung, Humor und auch ein bisschen Traurigkeit – wie im richtigen Leben eben.

Auf der Suche nach den zufällig in den Abfall geratenen Tagebüchern seiner Schwester Sofia entdeckt der neunjährige Sam mit seiner Klassenkameradin Amanda auf einer Mülldeponie einen unterirdischen Gang, der die beiden Kinder in ein leer stehendes schlossähnliches Gebäude führt. Hier lebt der ehemalige Rennfahrer Waldemar. Aus dem Abfall der Müllhalde hat Waldemar sich ein wahres "Museum" eingerichtet. Fortan verbringen Amanda und Sam ihre Freizeit mit dem neuen Freund, dem sie versprechen müssen, ihr "Geheimnis" für sich zu behalten, weil Waldemar befürchtet, sonst von den Behörden aus dem Haus geworfen zu werden. In der Schule führen Sams und Amandas Unzertrennlichkeit zu ständigen Neckereien, und die Klassenkameraden versuchen vergeblich, den beiden auf die Schliche zu kommen. Ab und an besucht das Trio Waldemars im Krankenhaus liegende Schwester Greta. Als sie ihr Ende nahen fühlt, "entführen" sie Greta, weil sie gerne noch einmal die Stätten ihrer Kindheit sehen will. Auf dem Rückweg stirbt sie, aber nach einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei gelingt es den dreien doch, sie unbemerkt wieder in ihr Krankenhausbett zu legen. Waldemar will nun für eine Zeit allein sein. Als er sich auf der Müllhalde mit giftigen Chemikalien verletzt, wird er in letzter Sekunde von den Kindern gerettet. Durch ihre Fürsprache bei der Polizei und der alten Dame, der das unbewohnte Haus gehört, gibt es dann aber doch ein Happy End für Waldemar. Fortan sitzen alle Kinder der Gegend zu Waldemars Füßen und lauschen seinen Geschichten.

Schon die Exposition mit einer hektisch durch die Zimmer von Amandas und Sams Elternhäuser fahrenden (Steadycam-)Kamera vermittelt anschaulich die Atmosphäre ihrer Lebensumstände. Keiner kümmert sich so richtig um sie. In einem Haus herrscht Umzugsstimmung, im anderen sitzt der Vater ständig vor dem Computer, und die Mutter filmt sich bei der Gymnastik. Kein Wunder, dass Waldemar mit seinen Erzählungen und seiner Phantasie – so hat er eine Music-Box zu einer Tellerspülmaschine umgebaut – die Kinder fasziniert. Und so ganz nebenbei werden die Kinder mit dem Tod eines lieb gewonnenen Menschen konfrontiert, der aber als Selbstverständlichkeit nach einem erfüllten Leben dargestellt und somit seines "Schreckens" beraubt wird. Die Trauer, die Sam und Amanda durch Gretas Tod empfinden, dürfen sie allerdings ausleben, was der Film in einer poetisch-anrührenden Szene darstellt, ohne dabei auf die Tränendrüsen zu drücken.

Überhaupt sind Buch und Regie immer darauf bedacht, die stimmige Atmosphäre nicht zu zerstören. So gleitet der Humor nie in lauten Klamauk ab, es werden nicht ständig flotte Sprüche abgesondert und die Spannung nicht durch Horror-Elemente hochgepeitscht. Die sich viel in Bewegung befindende und immer wieder neue Perspektiven suchende Kamera stellt in ihrem Einfallsreichtum genauso wie der flüssige Schnitt viele gängige Erwachsenen-Produktionen in den Schatten. Und auch die flotte, sparsam eingesetzte und nie aufdringlich wirkende Musik trägt viel zum Gelingen des Films bei, dessen Darsteller ihre Spiellaune uneingeschränkt aufs Publikum übertragen.

Rolf-Rüdiger Hamacher

 

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KJK-Ausgabe 56/1993

 

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