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Ausgabe 41-1/1990

DER HEIMKEHRER

Produktion: Objektiv Film, Hamburg, im Auftrag des ZDF, BRD 1988 – Regie: Arend Agthe – Drehbuch: Mirjam Pressler – Kamera: Stefan Motzek – Schnitt: Verena Neumann – Musik: Matthias Raue, Martin Cyrus – Darsteller: Eva Lebenheim (Ursel), Eike Gallwitz (Vater), Erika Skrotzki (Mutter), Rolf Zacher (Onkel Erwin) u. a. – Laufzeit: 43 Min. – Farbe – Verleih: Matthias-Film (16mm ab 1.5.1990) – Altersempfehlung: ab 10 J.

Viele Jahre ist der Krieg schon vorbei, aber überall in der kleinen Stadt wird man noch an ihn erinnert. Auch das Haus, in dem Ursel mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder Wolfgang wohnt, ist schwer beschädigt. Aber wenigstens gibt es schon wieder ein paar Beete vor den Fenstern. Als die Mutter ihr eines Tages sagt, der Vater käme nun aus russischer Kriegsgefangenschaft wieder heim, ist Ursel vor Freude ganz aufgeregt. Aber mit dem Vater kommen auch Probleme ins Haus. Er hat das Gefühl, viele Jahre seines Lebens vertan zu haben. Nun will er nachholen, was er versäumt hat. Das Haus muss wieder hergerichtet werden, und dafür muss einiges getan werden: Die sudetendeutschen Untermieter im oberen Stockwerk müssen ausquartiert werden, die Beete draußen müssen verschwinden, Mauern müssen hochgezogen werden.

Ursel versucht, dem Vater zu helfen. Mit ein paar Freunden "besorgt" sie Dachziegel von einem verlassenen Haus. Aber der Vater will das "Diebesgut" nicht haben. Ursel und noch mehr Wolfgang, der den Vater gar nicht mehr gekannt hatte, sind verunsichert. Ein Besuch von Mutters Schwester und ihres Verlobten, eines amerikanischen Soldaten, verstärkt nur noch die starre Haltung des Vaters. Aber er fühlt keine Schuld. Er habe, sagt er vorwurfsvoll, all die schweren Jahre von einer heilen Familie geträumt, und nun spüre er nur Unverständnis und Ablehnung. Als der Vater gar die Mutter beschuldigt, sie habe ein Verhältnis mit dem netten und lustigen "Onkel Erwin" gehabt, der ab und an bei ihnen zu Besuch war, kommt es zum offenen Streit zwischen den Eltern. Voller Erregung packt die Mutter ein paar Sachen ein und verlässt mit den Kindern das Haus. Verständnislos und verstört blickt der Vater ihnen nach.

Enthalten sich schon die anderen vier Filme der ZDF-Serie "Brausepulver" jeder Schönfärberei in der Zeichnung des Zeitkolorits der 50er-Jahre, so ist der Film "Der Heimkehrer" sicherlich in dieser Beziehung der konsequenteste von allen. Dies trifft vor allem auf die angesichts der Filmlänge erstaunlich genaue Charakterisierung seiner handelnden Personen, einschließlich der Kinder, zu. Es ist sehr spannend und zunehmend Anteilnahme fordernd, mitzuerleben, wie das bescheidene Glück der kleinen Familie, die sich aus schwerer Zeit ohne Mann im Haus zu einem wieder erträglichen Lebensstandard empor gerappelt hat, plötzlich durch die kaum noch für möglich gehaltene Rückkehr des Vaters in Frage gestellt und schließlich im Konflikt zerrieben wird. Es ist das Verdienst des Regisseurs Arend Agthe, dass die fast tragische Figur dieses Mannes, der gedemütigt und verbittert ist, aber zugleich mit starkem, starren Willen an einer neuen Zukunft bauen will und dabei die gewohnten Bedürfnisse seiner Familie aus Übereifer außer acht lässt, sich beim Zuschauer nicht als Negativfigur einprägt, sondern dass er verständnisvolle Sympathie für ihn behält. Er ist physisch und psychisch durch die langen Jahre der Gefangenschaft so deformiert, dass er nicht die Kraft und Ruhe findet, die Liebe zu seiner Familie zur Grundlage seines künftigen Lebens zu machen. Die Figur, in ihrer Darstellung durch Eike Gallwitz zweifellos die stärkste der ganzen Serie, gewinnt über den Einzelfall hinaus Zeugniskraft für das Schicksal der zahllosen Spätheimkehrer aus einem Krieg, der ja nur formell im Mai 1945 zu Ende war, der aber in seinen Folgen für die Menschen noch viele Jahre fortwirkte.

Bernd Lindner

 

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