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Ausgabe 41-1/1990

GULLIVERS REISEN

GULLIVER'S TRAVELS

Produktion: Paramount Pictures Corporation, New York, USA 1939 – Regie und Drehbuch: David und Max Fleischer, nach dem gleichnamigen Buch von Jonathan Swift (1667-1745) – Musik: Victor Young – Laufzeit: 81 Min. – Farbe – FSK: ab 6, ffr. – Verleih: Impuls (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Insgesamt waren es 7500 Zuschauer, die zu den 5. Kinder-Kino-Tagen (19.-26. November 1989) in acht Berliner Bezirkskinos strömten. Unter dem Motto "Worte werden Bilder" standen acht Literaturverfilmungen für Kinder auf dem Programm und zur Auswahl, denn einer von ihnen sollte am Schluss mit einem Preis belohnt werden. Filme aus der DDR und Ungarn, aus den USA und der Tschechoslowakei, aus Schweden, Indien und Großbritannien wurden gezeigt. Darunter eine kleine Kostbarkeit: die Erstverfilmung des Romans 'Das Dschungelbuch' von Rudyard Kipling aus dem Jahre 1942, in der Hauptrolle Sabu, beliebter Kinderdarsteller und Star vergangener goldener Kino-Zeiten.

Den Zuschauerpreis der 5. Kinder-Kino-Tage, den "Rosaroten Propeller", verbunden mit einem von Berlins Kultursenatorin Anke Martiny gestifteten Verleihpreis von 10.000,- DM, gewann der Film "Gullivers Reisen".

Gulliver, der Kapitän einer britischen Galeere, gerät in Seenot, verliert sein Schiff und treibt ohne Aussicht auf Rettung tagelang auf dem Meer. Doch dann erreicht er das Ufer einer unbekannten Insel und schläft vor Erschöpfung ein. Es wird Nacht und von weit her sieht man ein Licht, das sich langsam auf den Strand zu bewegt. Ein Männchen mit Knollennase und dicken Knubbelbeinen ist es, eine Laterne schwingend und ein Lied pfeifend, um sich die Angst vor der Dunkelheit zu vertreiben. Es ist ein Zwerg, ein Liliputaner. Der kleine Mann entdeckt Gulliver, der ihm wie ein Riese erscheint. Zu Tode erschreckt und voller Angst läuft er zurück in sein Dorf, um die Einwohner zu warnen.

Erstaunte Liliputaner erscheinen an ihren Fenstern. Ein Riese am Strand? Unglaublich. Selbst König Bombo hat kein Ohr für die Neuigkeit, denn er ist beschäftigt, die Hochzeit seiner Tochter, Prinzessin Gloria, mit dem Prinzen Unverzagt vorzubereiten. In diese Idylle platzt die Nachricht vom riesigen Menschen am Strand. Schnell ist das Volk der Insel Liliput mobilisiert. Und was dann auf der Leinwand zu sehen ist, braucht den Vergleich mit so manchen Disney-Klassikern in keiner Weise zu scheuen. Schnell Schnitte, originelle Ideen, witzige Handlungsabläufe bestimmen die Szenerie. Gulliver, der vermeintlich gefährliche Mensch, wird festgebunden, auf einen Wagen gehievt und abtransportiert. Als Gulliver erwacht, reißen die Stricke, er ist frei – und traut seinen Augen nicht. So kleine Menschen! Er greift nach ihnen, doch sie weichen ihm aus. Er spricht freundlich zu ihnen, doch nur zaghaft fassen sie Vertrauen.

Langsam gewinnt der Riese in Menschengestalt das Vertrauen der Liliputaner. Er wird ihr Held, als er ihnen im Krieg gegen den feindlichen König von der Nachbarinsel helfen kann. Der wurde einer Lappalie wegen vom Zaun gebrochen: Um das Hochzeitslied ist ein Streit entstanden. Soll die Hymne von Liliput "Glaube mir" oder die von der Nachbarinsel "Auf immer und ewig" gesungen werden ... Was in Gulliver die Erkenntnis reifen lässt, dass die Kleinen auch nicht klüger sind als die Großen. Alle sind gleich, doch die Großen, die Menschen, sind "gleicher", denn von Anfang an ist Gulliver den Liliputanern überlegen. Nicht nur wegen seiner Größe. Am Schluss des Films wird er es sein, der Prinz und Prinzessin wieder zusammenführt und den Streit zwischen den verfeindeten Königen schlichtet. Aus lauter Dankbarkeit bauen ihm die Zwerge ein Boot, mit dem Gulliver der Sonne entgegen segelt, weinende Liliputaner am Strand zurücklassend.

"Gullivers Reisen" ist ein schön erzählter und gezeichneter Film. Bunt, rasant, mit vielen witzigen Höhepunkten, kitschigen Melodien. Der Film gefällt nicht zuletzt wegen der liebenswerten und originellen Figuren, durch das gelungene Zusammenspiel von Farben, Musik und perfekter Zeichentechnik. Während Prinz und Prinzessin überwiegend in Pastelltönen gehalten sind, ein bisschen zu unwirklich, feingliedrig, fast zerbrechlich wirken, sind die beiden Könige reale, klobige, fast derbe Zeichenfiguren. Sie sind ihren Liliputaner-Untertanen ähnlich in Gestalt, Gestik und Mimik, wohingegen Prinz und Prinzessin eher menschliche Formen haben. Gulliver ist gezeichnet wie der Prinz und die Prinzessin, zwar groß und kräftig, doch grazil. Seine Hände und sein Gesicht passen proportional nicht zum Körper. Er bewegt sich im Gegensatz zu den Zwergen viel zu schwerfällig. Gulliver wirkt wie eine Kunstfigur. Doch dadurch wird die ganze Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die eigentlich handelnden Personen, die Zwerge, gelenkt.

"Gullivers Reisen" ist ein Familienfilm, empfehlenswert von 6 bis 70 Jahren.

Marianne Mielke

 

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