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Ausgabe 44-4/1990

PETERCHENS MONDFAHRT

Produktion: Televersal & Iduna Film, in Zusammenarbeit mit dem ZDF, BRD 1990 – Regie und Drehbuch: Wolfgang Urchs, nach einer Geschichte von Gerdt von Bassewitz – Kamera: Sylvia Kekule, Alexander Mika, Giselher Beyer – Schnitt: Gisela Haller – Musik: Klaus Doldinger – Animation: Greg Manwaring, Ron Hughart, Jürgen Richter u. a. – Laufzeit: 80 Min. – Farbe – Verleih: Atlas Film (35mm)

Wer hat nicht als Kind mit roten Ohren der wundersamen Geschichte von "Peterchens Mondfahrt" gelauscht, in seiner Phantasie all die Abenteuer nacherlebt? Jetzt gibt es die Verfilmung des berühmten Kinderbuches von Gerdt von Bassewitz durch den bekannten Trickfilmer Wolfgang Urchs.

Peter und Anneliese gehen also gemeinsam mit Maikäfer Sumsemann, dessen Urgroßvater vor vielen Jahren sein sechstes Beinchen verlor, auf die Suche nach diesem wertvollen Körperstück. Ausgewählt wurden sie, weil sie noch nie ein Tier quälten. Nach einem Crash-Kurs im Fliegen hebt das Trio ab in eine ferne Galaxis. Dort treffen sie: den Sandmann, der gerade Kindern Sand in die Augen streut, damit sie tief schlafen, die Naturgeister Windliese, Wolkenfrau, Eismai, Donnermann, Blitzhexe, Sturmriese und Regenfritz. Sie alle sind auf dem Weg zur Nachtfee, die in einem märchenhaften Schloss residiert. Und alle helfen, sogar die Sonne kann nicht Nein sagen. So geht's auf die Reise zum Mondmann, den Übeltäter, der das Beinchen versteckt. Da die Naturgeister ihr Bestes geben (der Mondmann gefriert zum Gefangenen des Eisblocks 3, können Peterchen und Anneliese das Beinchen wiedergewinnen und heften es Meister Sumsemann an, der schon wieder aus Angst in einer Ohnmacht liegt. Und dann heißt es nichts wie weg, bevor der Mondmann ihnen den Garaus macht. Mit letzter Kraft fliegen die Drei von dannen, das Geschwisterpaar wacht im Bett wieder auf. Wenn da nicht ein Maikäfer mit sechs Beinen am Fensterbrett liegen würde, könnte man fast glauben, alles sei nur ein Traum ...

Die Figuren dieser Traumreise sind liebevoll gezeichnet, ob es nun die Monster mit ihren geheimnisvollen Kräften sind oder andere skurrile Gestalten, die das All durcheilen. Wunderschön die Milchstraße mit ihren verschiedenen Sternenfacetten, oder das Schloss der Nachtfee, bei dessen Anblick selbst der bayerische König Ludwig vor Neid erblassen würde. Kindern besonderen Spaß macht sicherlich die Figur des Bären, auf dessen Rücken ein Großteil der Reise stattfindet, ein liebes Riesenvieh, dem man am liebsten unter die Tatze kriechen möchte. Und der kleine Bär, der als Vorhut drollig über das Parkett segelt, wird wohl sofort ins Herz geschlossen. "Peterchens Mondfahrt" ist zwar ein "Weihnachtsfilm" – es gibt eine "Weihnachtswiese mit allem, was dazu gehört, also Weihnachts- und Pfefferkuchenmann, Spielzeugpflanzen und Naschereien – aber die nächste Station ist das "Osternest" samt Osterhase und Eiern.

Die Kinder werden nicht als Superhelden dargestellt, denen auf einen Schlag alles gelingt, sondern als Kinder, die Angst, Freude und Spannung erleben, die aber auf ihrer Reise lernen, dass man sich nicht nur auf andere verlassen soll, sondern vor allem auf sich selbst. Denn die Botschaft des Films lautet: "Mit einer Portion Mut und Zivilcourage gehört uns die Zukunft."

Gut zweieinhalb Jahre arbeiteten Wolfgang Urchs und sein Team an diesem Film, pro Monat wurden zwischen 3 1/2 und 4 Minuten produziert, je nach Schwierigkeitsgrad der Figuren und der Einstellungen. Das Resultat muss einen Vergleich mit Disney-Produktionen nicht scheuen (zum Vergleich: In den Disney-Studios zeichnet ein Chefzeichner im Monat 7 Sekunden, das war der Tagesdurchschnitt bei "Peterchens Mondfahrt"). Wolfgang Urchs hielt sich im Großen und Ganzen an die literarische Vorlage, erweiterte jedoch die Milchstraße um einige Elemente, kreierte neue Figuren wie "Der Zufall" oder den "Kleinen Schmetterling".

"Peterchens Mondfahrt" ist ein Familienfilm – für die Kinder, weil sie in eine Welt der Wunder und Magie entführt werden, die ihre Phantasie anregt, für die Erwachsenen, weil sie sich zurückversetzt fühlen in die längst vergessene Kindheit, sich in "Peterchens Mondfahrt" aber auch wie Kinder freuen dürfen.

Margret Köhler

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 45-4/1991 - Interview - "Wir haben versucht, eine Phantasie-Welt zu schaffen, die die Phantasie anregt, Spannung vermittelt und so richtig Spaß macht"

 

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