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Ausgabe 48-4/1991

UNTERIRDISCHE HEIMLICHKEITEN

UNDERJORDENS HEMLIGHET

Produktion: Lennart Dunér, Cinetofon AB, im Auftrag von Swedish Film Institute / Sandrews / Swedish Television / Channel 1 / Film Teknik, Schweden 1991 – Regie und Drehbuch: Clas Lindberg – Kamera: Andra Lasmanis – Schnitt: Clas Lindberg – Darsteller: Oliver Loftéen, Max Vitali, Gösta Ekman, Kristina Törnqvist, Gunel Fred, Hans Wigren – Laufzeit: 81 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Swedish Film Institute, Filmhuset, Box 27 126, S-102 52 Stockholm – Altersempfehlung: ab 10 J.

Der zehnjährige Nisse muss sich nach einem Asthmaanfall einigen Allergie-Untersuchungen in einem Krankenhaus unterziehen. Sein gleichaltriger Zimmernachbar Lelle, der ständig an ein Infusionsgerät angeschlossen ist, verschwindet heimlich nachts für mehrere Stunden. Erst nach einigem Zögern verrät er das Ziel seiner Ausflüge: Unter dem Krankenhaus erkundet er einen Bunker mit einem Notlazarett und Lebensmittelvorräten für den Ernstfall. Der schwer kranke Lelle träumt davon, diese Vorräte mit einem Luftschiff auszufliegen, um sie den Hungrigen in den armen Ländern zu bringen. Einstweilen baut er schon einmal ein Zeppelin-Modell. Nisse darf ihm dabei helfen. Als sie das fertige Modell vom Dach des Krankenhauses zur Probe steigen lassen wollen, werden sie entdeckt. Zwar gelingt der Start nach einer aufregenden Flucht vor dem Personal doch noch, aber plötzlich bricht Lelle zusammen, weil er zu lange ohne die lebensnotwendige Infusion unterwegs war. Die von Nisse herbeigeholten Helfer kommen zu spät. Als dieser schließlich die Klinik verlassen darf, sieht er am Himmel eine überirdische Ungeheuerlichkeit.

Der schwedische Kinderfilm von Clas Lindberg – das Drehbuch schrieb er nach persönlichen Erfahrungen – wurde beim 17. Internationalen Kinderfilmfestival in Frankfurt am Main von den Erwachsenen in der Jury mit dem Hauptpreis Lucas ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, dass die beiden Hauptfiguren "das Krankenhaus nicht nur als Ort des Schmerzes und des Todes, sondern auch als Abenteuer erleben. Dem Regisseur ist es gelungen, Kindern ebenso wie Erwachsenen einen Zugang zu so ernsten Themen wie Schmerz, Krankheit und Tod zu eröffnen." In der Tat ist der Mut des Regisseurs zu dieser für einen Kinderfilm schwierigen Thematik zu loben. Gleichwohl dürfte der unerwartete Tod einer wichtigen Identifikationsfigur für manche kleineren Zuschauer nicht ganz unproblematisch sein. Zumindest sollten sie bei einem so problembewussten Film nicht ohne Bezugsperson im Kino sitzen.

Dabei beweist der 1956 geborene Regisseur in seinem zweiten Kinospielfilm viel Sinn für Humor und Situationskomik. So zum Beispiel, wenn Nisse die Notrufanlage auf seiner Station manipuliert und die hilflosen Krankenschwestern über die Gänge hetzt, über solche verständnisvoll inszenierten Streiche hinaus verrät auch eine rasante Verfolgungsjagd ein ausgeprägtes Gespür des Filmemachers für kindlichen Abenteuerdurst und Traumhunger.

Vielleicht wirkt Lindbergs lange nachwirkende Krankengeschichte gerade wegen dieser Ausflüge ins Komische und Phantastische so lebensecht. Seine beiden jungen Hauptdarsteller motivierte er jedenfalls zu beeindruckenden Leistungen. Vor allem fand er für die typische Krankenhaus-Atmosphäre zwischen Bangen und Hoffen ein wundervolles Gleichgewicht zwischen heiteren und traurigen Szenen. Unübersehbar wirkte hier ein Meister des Timings. Da akzeptiert man sogar den phantastischen Trostpflaster-Schluss mit seiner überflüssigen Anleihe bei Steven Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art", wie Kranke eine bittere Pille schlucken.

Reinhard Kleber

 

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KJK-Ausgabe 48/1991

 

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