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Ausgabe 49-1/1992

"Ich suche die Storys in meiner eigenen Kindheit"

Besuch bei Otmar Gutmann, Schöpfer der Film- und Fernseh-Serie "Pingu"

Interview

Ein schwüler Augusttag im Jahr 1991; ich hatte mich mit Otmar Gutmann, dem Erfinder und Gestalter der Trickfilm-Serie "Pingu" verabredet. Sein Atelier, in einem kleinen Dorf etwa 20 km von der Metropole Zürich gelegen, ist nicht leicht zu entdecken. Vermutete ich doch etwas ganz anderes als ein altes Haus, eine ehemalige Käserei, in der die Produktion untergebracht ist. Beim Eintreten in die Räume bin ich sofort im "Pingu"-Land. Rund 600, etwa 10 cm große Pinguine mit und ohne Gegenstände in den Flügeln, verteilt auf viele große Regale, Schnee- und Eislandschaften auf Tischböcken drapiert, das lädt zum Spielen ein. Otmar Gutmann, Produzent und Animator, Erfinder und Entwickler – alles in einer Person – ist Herr über dieses Reich.

Auf meine Frage, wie er auf die Idee kam, einen Pinguin als Serienfigur zu nehmen, antwortet er, dass es ihm wesentlich darum gegangen sei, ein Tier zu nehmen, das auch in der Natur aufrecht ginge und das – wie der Besuch von Kindern im Zoo beweise – eine hohe Akzeptanz hätte. Die Figur dürfe nicht perfekt sein und im Verhalten ruhig ein bisschen chaotisch. Und weiter führt er aus: "Ich suche die Storys in meiner eigenen Jugend, abends, wenn ich im Bett liege, krieche ich in meine eigene Kindheit zurück. Das macht unwahrscheinlichen Spaß."

Die insgesamt 26 Filme zu je 5 Minuten erzählen Alltagssituationen von einem Pinguinpaar mit seinen Kindern: Pingu ist das erste Kind, später wird Pinga geboren. Es geht in diesen Geschichten um Eifersucht, um Langeweile, um den Spaß, den es macht, wenn abends die Eltern weg sind, um Trotz, Streit und Versöhnung, Sport, Wettstreit und vieles andere mehr. Eines ist allen Filmen gemeinsam: Sie nehmen Kinder ernst; die Eltern nehmen Pingu auch dann an, wenn er aggressiv und gar nicht nett ist. Gutmann hat bewusst Szenen der Gewalt und gewaltvollen Auseinandersetzung vermieden. Er will Kindern eine andere Welt zeigen, in der einmal nicht wie in vielen anderen Fernsehsendungen Gewalt der Hauptinhalt von Filmen ist.

Gutmann, gebürtiger Schwarzwälder, ist schon lange im Geschäft; in seinem Atelier sind viele, insbesondere Trickfilme fürs Fernsehen, aber auch für die Industrie entstanden. "Pingu" ist die bisher größte Produktion. Ein 8-Stunden-Tag während der Produktionsphase sei kaum drin, meint er. Wer sieht, welcher Aufwand für die Herstellung der Pinguin-Figuren notwendig ist, versteht das sofort. Kopf und Körper sind aus einer härtenden Spezialmasse gefertigt. Die Füße sind – aus Gründen der Standfestigkeit einerseits und Biegsamkeit andererseits – aus Blei. Mit der Trickkamera wird Bild um Bild, Phase um Phase aufgenommen. Gutmann erinnert sich an die Hektik beim gleichzeitigen Agieren von acht Pinguinen.

"Pingu" hat inzwischen weltweite Anerkennung erfahren: So gewann er in Delhi den "Silbernen Elefanten", beim "Prix Jeunesse 1990" den 1. Preis in der Kategorie Animation. Eine Vielzahl von Fernsehstationen hat die Senderechte gekauft. Für Gutmann ist aber die größte Anerkennung die hundertfache Reaktion von Kindern, die ihm in Form von Zeichnungen ins Haus kommt. Weitere 26 Folgen werden vom ZDF geplant. Ideen für neue Folgen hätte er genügend, gibt Gutmann zu erkennen. Sechs Filme aus der Serie "Pingu" werden im Frühjahr 1992 in 16mm-Kopien zum Verkauf und Verleih (bei Matthias Film Stuttgart) zur Verfügung stehen.

Biografie Otmar Gutmann

Geboren 1937, Lehre als Radio- und Fernsehtechniker, 1960 Einreise in die Schweiz, technische Weiterbildung an der ETH Zürich, 1969-71 Assistent im Trickstudio, 1972 Trickfilmschule an der Kunstgewerbeschule in Zürich unter Professor Urbanski (Polen). Ab 1973 diverse Kurse mit trickfilmspezifischen Fächern, anschließend freischaffender Trickfilmer, ab 1978 eigenes Trickfilmstudio.

Friedemann Schuchardt

 

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