Produktion: Icon Film Köln / WDR; Deutschland 2001 – Regie und Buch: Almut Getto – Kamera: Andreas Höfer – Schnitt: Ingo Ehrlich – Musik: Tom Deininger, Sten Servaes – Darsteller: Tino Mewes (Jan), Sophie Rogall (Nina), Annette Uhlen (Lena Borcherts), Hans-Martin Stier (Hanno Borcherts), Ferdinand Dux (Opa Borcherts), Jürgen Tonkel (Ninas Vater) u. a. – Länge: 102 Min. – Farbe – Verleih: Ottfilm (35mm) – Altersempfehlung: ab 14 J.
Der 16-jährige Jan aus Dortmund ist schüchtern, liebt Shakespeare und Fische und geht gerne tauchen, was ihn von seiner Krankheit ablenkt. Die 15-jährige Nina ist frech, mag Skates, Autos und bunte Haare. Jan lebt wohlbehütet in einer fürsorglichen Familie. Allerdings fühlt er sich einsam, nur sein Großvater scheint ihn zu verstehen. Dagegen wohnt Nina zusammen mit ihrem älteren Bruder, ihrem Vater und dessen neuer Freundin zusammen und macht so ziemlich was sie will, seit ihre Mutter nach Afrika abgehauen ist. Jan und Nina lernen sich kennen, als Nina ihn gleich zwei Mal kurz nacheinander mit ihren Roller Blades über den Haufen fährt und sich danach um ihn kümmert. Die beiden kommen sich rasch näher. Vor allem steckt er sie mit seiner Faszination für das nasse Element und dessen Bewohner an. Sie begeben sich auf die Suche nach der Antwort auf die Titel gebende Frage, ob Fische Sex haben und picknicken nachts heimlich im städtischen Aquarium. Als Jan Nina mit nach Hause bringt, zeigen sich seine Eltern nicht gerade erfreut, sind sie doch um seine Gesundheit besorgt. Verständnis findet Jan dagegen bei seinem altersweisen Großvater. An ihrem Geburtstag erfährt Nina, dass die attraktive Freundin ihres Vaters schwanger ist und flüchtet verärgert zu Jan. Als die beiden zum ersten Mal in seinem Bett landen, wird ihm plötzlich klar, dass er mit seiner durch eine Blutübertragung erworbenen HIV-Infektion eine Gefahr für Nina darstellt.
Mit einer guten Portion Mut zu einem provozierenden Filmtitel erzählt Almut Getto in ihrem ersten langen Spielfilm nach eigenem Drehbuch eine poetische Liebesgeschichte, die unter einem düsteren Stern steht. Die sensible Inszenierung vermeidet dank guter Hauptdarsteller jeden Ausflug ins allzu Sentimentale. Die 1964 geborene Regisseurin, die an der Kölner Kunsthochschule für Medien studiert hat, gewann mit "Fickende Fische" im Januar 2002 den Filmpreis des Saarländischen Ministerpräsidenten auf dem Filmfestival in Saarbrücken. Die Jury lobte vor allem die Courage, mit der Getto die "heikle Balance" eines Lebensentwurfs hält, in dem sich Sex und gefährliche Virusinfektion nicht ausschließen müssen.
Obwohl Jans lebensbedrohliche Krankheit sich dem Zuschauer bald erschließt, drängt sich das Problem erst relativ spät in den Vordergrund der Liebesbeziehung und damit des Films. In Saarbrücken nannte die Regisseurin als einen Grund für die Beschäftigung mit dem schwierigen Thema, dass sie auf Aids- und HIV-kranke Kinder hinweisen wollte, deren Lebensumstände in der Öffentlichkeit mehr Beachtung verdienten.
Die jungen Hauptdarsteller Tino Mewes und Sophie Rogall bewältigen ihre Aufgaben überzeugend, während Annette Uhlen und Hans-Martin Stier als Jans Eltern etwas farblos bleiben und Jürgen Tonkel als Ninas temperamentvoller Vater zum Chargieren neigt, prägt sich der Auftritt von Ferdinand Dux in der dankbaren Rolle des klugen Großvaters als anrührend schrullig ein. Mit 100 Minuten weist Gettos romantisches Melodram einige Längen auf, zumal auch die Exposition etwas ungelenk wirkt. Unübersehbar jedoch ist Gettos Entschlossenheit, die Leinwand nicht schwächlichen Empfindungen zu überlassen, sondern sie mit großen Emotionen zu füllen. Für heftige Diskussion in den Kinos dürfte das überraschende, märchenhafte Ende sorgen, das zu vielerlei Deutungen anregt.
Reinhard Kleber
FICKENDE FISCHE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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