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Ausgabe 90-2/2002

DIE GEHEIMNISVOLLE MINUSCH

MINOES

DIE GEHEIMNISVOLLE MINUSCH

Produktion: CV Minoes / Bos Bros. Minoes; Niederlande 2001 – Regie: Vincent Bal – Buch: Tamara Bos, Burny Bos, Vincent Bal, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von A.M.G. Schmidt – Kamera: Walter van den Ende – Schnitt: Peter Alderliesten – Musik: Peter Vermeersch – Darsteller: Theo Maassen (Tibbe), Carice van Houten (Minoes), Sarah Bannier (Bibi), Olga Zuiderhoek (Frau van Dam), Kees Hulst (Herr van Dam), Jack Wouterse (Bürgermeister van Weezel), Pierre Bokma (Herr Ellemeet) u. a. – Länge: 93 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Bos Bros. Film-TV Productions B.V., Steijnplaan 5, NL-1217 JR Hilversum, Tel. 0035-625 5777, Fax 0035-625 5700 – Altersempfehlung: ab 8 J.

Eine liebenswerte und warmherzige Geschichte über eine Katze, die sich in eine junge Frau verwandelt, erzählt Vincent Bal in seinem zweiten Kinderfilm, der auf einem Kinderbuch von Annie M. G. Schmidt basiert. Sein erstes Werk fürs Kinderpublikum war "Mann aus Stahl", der vor zwei Jahren bei der Kinder-Berlinale mit dem Gläsernen Bären ausgezeichnet wurde. Sein neuer Film eröffnete das Kinderfilmfest Berlin 2002: Fräulein Minoes (auf deutsch: Minusch), die ihre Katzen-Herkunft nicht verleugnen kann, da sie am liebsten im Pappkarton schläft und bei der Aussicht auf frischen Fisch jegliche Vorsicht und Rücksicht vergisst, hat fürchterliche Angst vor Hunden. So flüchtet sie in eine Baumkrone und traut sich danach nicht mehr herunter: Der junge und schüchterne Reporter Tibbe, der von seiner Chefredakteurin dazu verdonnert ist, exklusive Nachrichten zu recherchieren, kommt ihr zu Hilfe. Doch als er sie über ihre Hunde-Angst befragen will, weil das eine tolle Story für die Zeitung wäre, ist sie schon wieder verschwunden.

Zum Glück bleibt es nicht nur bei dieser Begegnung: Regnerisches Wetter treibt Minoes direkt vom Dach in die Dachkammer, in der Tibbe sein bescheidenes Dasein fristet: Erst will Tibbe die Katzenfrau nicht einziehen lassen, doch schon bald wird sie für ihn eine unentbehrliche Hilfe, da sie sich mit den anderen Katzen der Stadt unterhalten kann und so Neuigkeiten aus allen Haushalten der Katzenbesitzer erfährt. Die Sache mit den Exklusiv-Nachrichten des Katzen-Presse-Dienstes lässt sich hervorragend an, Tibbe macht bei der Zeitung Karriere, bekommt ein Firmenauto und Minoes und Tibbe helfen sich gegenseitig dabei, ihre Unsicherheit und Schüchternheit zu überwinden. Kompliziert wird es, als Minoes entdeckt, dass einer der angesehensten Bürger der Stadt, der Deofabrikant Ellemeet, durch Bestechung des Bürgermeisters die Pläne zur Erweiterung seines Werkgeländes durchsetzen will. Das sind natürlich Nachrichten, die keiner wahrhaben will: Tibbe ist nun der Buhmann der Stadt und verliert seinen Job.

Die ganze Stadt ist gegen Tibbe: Jetzt gilt es, alles daranzusetzen, dass er rehabilitiert wird. Mit Hilfe der gesamten Katzenbande, dem Nachbarmädchen Bibi und allen voran Minoes können sie Ellemeet als Tierquäler und Betrüger entlarven ... Die Story funktioniert hervorragend, die Tricks der sprechenden Katzen erinnern deutlich an ähnliche Tier-Filme wie "Ein Schweinchen namens Babe" oder "Little Stuart". Und die Katzen-Charaktere sind ausgefeilt, von der sorgenden Katzenmutter bis zum übermütigen Kater-Casanova, von der besonders pfiffigen Sanftpfote bis zum etwas dümmlichen Simon, der doch tatsächlich den Untergang der Titanic als Neuigkeit loswerden will. Die Welt der Menschen ist der überschaubare Mikrokosmos der Stadt Killendoorn zwischen Tierschutzverein, Fischverkaufswagen und Deofabrik.

Carice van Houten ist eine durch und durch überzeugende Katzenfrau, mit allen typischen Qualitäten: Sie klettert auf Dächer, hat ihre Krallen nicht immer unter Kontrolle und kann auf keinen Fall ihren Spieltrieb unterdrücken, wenn etwas glitzert und sich bewegt. Im Verlauf des Films findet sie eine Balance zwischen Katzen-Können und Mensch-Sein. Ein jeder soll so glücklich sein, wie er ist und auch für seine Schwächen einstehen – so lautet die Erkenntnis, die dahinter steckt. Dies gilt auch für den Reporter Tibbe, der in einer Dachkammer wohnt, die sicher nicht von ungefähr an den "armen Poeten" erinnert: Er überwindet seine Schüchternheit und wird zum Kämpfer für Gerechtigkeit. Mit viel Charme und Humor ist Vincent Bal eine märchenhafte Kinderfilm-Komödie gelungen, bei der Themen wie Kleinstadt-Korruption, Manipulation der Presse, die Scheinheiligkeit eines skrupellosen Unternehmers und Vorurteile gegen Menschen, die ein bisschen anders sind oder vielleicht mal eine Katze waren, angesprochen werden. Auch witzige Anspielungen auf Filmklassiker fehlen nicht: Fräulein Minoes sitzt wie einst Audrey Hepburn in Billy Wilders "Sabrina" in der Baumkrone und das Duell zwischen Kater und Fabrikant Ellemeet erinnert an den Showdown aus Fred Zinnemanns "Zwölf Uhr mittags". Für Katzen-Freunde ist der Film ein absolutes Muss, für alle ein absolutes Vergnügen.

Manfred Hobsch

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 90-2/2002 - Interview - "Ich möchte nicht als Katzen-Regisseur berühmt werden"
KJK 90-2/2002 - Kinder-Film-Kritik - Die geheimnisvolle Minusch

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DIE GEHEIMNISVOLLE MINUSCH im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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