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Ausgabe 90-2/2002

"Ich sollte den Film Johnny Weissmuller widmen"

Gespräch mit Lars Berg, Regisseur des norwegisch-schwedischen Spielfilms "Einschnitte" (Gläserner Bär und großer Preis des Deutschen Kinderhilfswerkes auf der Berlinale 2002)

(Interview zum Film EINSCHNITTE)

KJK: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ausgezeichneten Film, den das Berliner Publikum noch vor der Premiere in Oslo gesehen hat.
Lars Berg: "Ja, die war am 14. Februar, also drei Tage nach der Uraufführung beim Kinderfilmfest, und am 15. wurde der Film dann in 23 verschiedenen Städten in Norwegen gezeigt. Und jetzt sind wir schon wieder in Berlin und kehren gleich mit zwei Preisen zurück. Ich bin überwältigt."

Wie erklären Sie sich den Erfolg?
"Es ist uns offensichtlich gelungen, jenes Gefühl, das mich beim Lesen des gleichnamigen Buches von Harald Rosenlow Eeg überwältigt hat, auch mit dem Film auszulösen. Das Buch traf mich ins Herz, in den Magen und erst dann erreichte es meinen Kopf – es ist so, dass ich einen Film zunächst mehr fühle als denke, aber dann fängt es an zu arbeiten. Ich habe also Kontakt zu dem Autor aufgenommen und mit ihm zusammen das Drehbuch verfasst."

Was haben Sie verändert?
"Wir haben den viele Handlungsstränge umfassenden, auch an Assoziationen und Reflexionen reichen Roman ausschließlich auf den Blickwinkel des 13-jährigen Viktor reduziert und konzentriert, aber der 'Ton' des Films ist vollkommen inspiriert von diesem phantastischen Buch."

Erzählt wird von zwei ungleichen Brüdern, von denen der von Viktor so bewunderte große Bruder an Krebs stirbt. Haben Sie von Anfang an bei dieser Geschichte an einen Film für Kinder gedacht?
"Ja, wobei es ja nicht nur um den Tod, sondern vor allem um das Verhältnis der älteren Generation zu den Kindern, um ihr Schweigen und Verschweigen geht – und natürlich den Reife-Prozess von Viktor. In seinem Alter ist alles neu, ist alles, was man versucht, wie ein großes Puzzle. Man weiß nicht, was richtig, was falsch ist, und muss sich doch in Beziehung setzen zur Welt um einen herum. Es ist eine faszinierende Zeit, aber auch eine Zeit großer Unsicherheit – und wenn man älter wird, durchschaut, was da passiert ist, hat man viel zu bedauern."

Der Film spielt aber nicht im heutigen Norwegen, oder?
"Nein, weil wir unser Thema aus einer gewissen Distanz besser darstellen konnten, haben wir ihn mehr im geistigen und gesellschaftlichen Klima der 80er-Jahre angesiedelt. Doch auch wenn sich die Zeiten in mancher Hinsicht geändert haben und die Jugend anders geworden ist, gibt es etwas allgemein Gültiges, Archetypisches in Bezug auf die Erfahrungen des Erwachsenwerdens, es ist höchstens noch schwerer geworden. Ich bin selbst Vater von drei Söhnen – sie sind 8, 11 und 14 Jahre alt – und kann sehen, dass vieles, was ich aus meiner eigenen Kindheit erinnere, noch genauso vorhanden ist, und wir als Erwachsene oft die gleichen Fehler machen wie die Eltern von damals. Wenn meine Kinder Fragen stellen, sage ich auch nicht alles. Ich meine, ich lüge nicht, aber vor manchem versuche ich doch, sie zu bewahren, oder mir zumindest über einen komplizierteren Sachverhalt vorher selbst klar zu werden, bevor ich ihnen etwas erkläre. Denken wir nur an die Tragödie am 11. September. Natürlich konnte ich sie nicht daran hindern, die schrecklichen Bilder auf dem Bildschirm zu sehen. Die moderne Technik der Nachrichtenübermittlung macht die Aneignung von Wissen zwar leichter, aber man versteht trotzdem nicht mehr, im Gegenteil, und ist zutiefst ratlos."

Wie haben Sie Ihren Hauptdarsteller Eirik Evjen gefunden?
"Für das Casting haben sich insgesamt 1000 Kinder gemeldet, mit 200 haben wir Probeaufnahmen gemacht. Eirik war schon relativ früh im Gespräch, aber wir haben erst noch andere Jungen ausprobiert. Für ihn waren das dann zwei Monate sehr konzentrierter Arbeit – mit Textlernen von frühmorgens bis abends um zehn, natürlich mit Pausen, und danach musste er in der Schule nachholen, was er versäumt hatte. Übrigens: die Szene, in der er seine Freundin Nadine küsst, hat am längsten gedauert – das war schwer für die beiden."

Sie haben am San Francisco Art Institute und anschließend Regie am American Film Institute in Los Angeles studiert, während des Studiums und danach mehrere Kurzfilme gedreht, fürs norwegische Fernsehen gearbeitet, 1995 Ihren ersten und mit "Einschnitte" Ihren dritten Spielfilm gedreht. Was hat Sie zum Film getrieben?
"Ich glaube, das geht zurück auf die Zeit, als ich sechs Jahre alt war. Damals übersiedelten meine Eltern mit mir und meiner älteren Schwester für zwei Jahre nach England. Mein Vater arbeitete für eine Reederei und die hatte ihn aus Oslo nach London geschickt. Diese zwei Jahre waren für mich was Besonderes, seltsam und interessant. Eine ganz neue Welt tat sich da für mich auf, aber was da genau bei mir passiert ist, versuche ich immer noch raus zu finden. Ich weiß nur, dass diese Zeit für mich sehr wichtig war. Auf jeden Fall sehe ich mich unbemerkt oben auf einer Treppe sitzen und Fernsehgucken, während meine Eltern gedacht haben, dass ich längst schlafe. Und von da oben habe ich Johnny Weissmuller gesehen ..."

"Tarzan" ...
"Ja, 'Tarzan'. Es klingt vielleicht komisch, aber ich glaube wirklich, dass Johnny Weissmuller der Grund ist, warum ich heute Filme mache. Deshalb sollte ich eigentlich ihm den Film widmen."

Das Gespräch mit Lars Berg führte Uta Beth

 

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