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Ausgabe 98-2/2004

MEIN GROSSVATER

WATASHI NO GURAMPA

Produktion: Siglo, Ltd.; Japan 2003 – Regie und Buch: Yoichi Higashi – Kamera: Tatsuhiko Kobayashi – Musik: Alpha, Tablatura – Darsteller: Bunta Sugawara, Satomi Ishihara, Tadanobu Asano, Mitsuru Hirata, Yoshiko Miyazaki, Masatou Ibu – Länge: 113 Min. – Farbe, 35mm – Verleih: offen – Kontakt: Marie-Do de la Patelliere (Brussels Ave), Tel. +322-5119156, Fax +322-5118139, e-mail: brusselsavenue@compuserve.com – Altersempfehlung: ab 12 J.

Kinderfilme, in denen sich die Enkel mit den Großeltern – meist ohne Zutun und Billigung der Eltern – verbinden und Freundschaften schließen, sind ein oft benutztes Sujet. In skandinavischen Filmen gibt es mehrere solcher Geschichten und erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an den Klassiker "Die Vogelscheuche" ("Tschutchelo") von Rolan Bykow, UdSSR 1984. Meist sind die älteren Menschen etwas eigenbrötlerisch, kauzig oder grantig und erst die Nähe zu den Enkelkindern erwärmt ihr Herz und verwandelt sie wieder in aufgeschlossene, lebensbejahende Menschen. Sie sind nett und freundlich; kurz: positiv besetzt. Doch was der japanische Film "Mein Großvater" erzählt, hat eine neue Dimension. Hier ist der Großvater nämlich einer, der getötet und dafür 13 Jahre im Gefängnis gesessen hat.

Tamako ist 13 Jahre alt, als ihr Großvater Kenzo (68) nach der Haftentlassung in das Haus ihrer Eltern zurückkehrt und dort seinen angestammten Platz wieder einnimmt. Kenzo ist ein vitaler, sympathischer Alter, der in seinem Viertel geachtet und respektiert wird, denn immerhin stand er in seinem Kampf mit der Yakuza auf der richtigen Seite. Tamako verbringt ihr erstes Jahr auf der Junior High School und wird wegen der Vergangenheit ihres Großvaters gehänselt. Das macht es nicht leicht für sie. Hinzu kommt, dass sich ein paar Jungen aus der Nachbarschaft gerne mit dem Alten anlegen möchten, um ihre Kräfte zu messen. Tamako lässt sich in ihren Gefühlen zu Kenzo nicht beirren, die beiden werden wirklich gute Freunde. Doch dann werden Tamako und ihre Freundin von der Mafia entführt, weil diese Kenzo unter Druck setzen wollen, um an sein Geld zu kommen. Dieser findet darauf die richtige Antwort und kann mit Hilfe einiger Freunde die Mädchen befreien. Leider endet der Film nicht mit diesem Happy End, sondern tragisch. Bei dem Versuch, ein kleines Kind vor dem Ertrinken zu retten, überschätzt Kenzo seine Kräfte. Die Rettung gelingt, aber er hat sich verausgabt und stirbt. Mit Sicherheit aber wird er für Tamako immer gegenwärtig bleiben.

"Mein Großvater" erzählt eine Geschichte mit vielen Facetten, die den Alltag einer japanischen Familie und deren Ambiente überzeugend vermitteln. Im Mittelpunkt steht ein 13-jähriges Mädchen. Das, was sie erlebt und durchleidet, macht sie stark. Insofern ist sie auch für die Gleichaltrigen bei uns eine ideale Identifikationsfigur. Die Gewalt, die in der Schule und auf den Straßen zum normalen Erscheinungsbild gehört, wird nicht ausgespart, aber sie drängt sich nicht auf oder wird ausgespielt. Eine großartige Kamera zeigt Bilder von beeindruckender ästhetischer Qualität und die beiden Hauptrollen sind hervorragend besetzt. Die Rolle des Alten wird gespielt von Bunta Sugawara, der in Japan zu den großen Stars gehört.

Der Film basiert auf einem Roman von Yasutaka Tsutsui, der im Jahre 2000 mit einem bedeutenden Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Inszeniert hat ihn Yoichi Higashi, als Regisseur bei uns nicht unbekannt: Sein Film "Das Dorf meiner Träume" ("E No Naka No Buku No Mura", Japan 1995) handelt von den wilden Kindheits- und Jugendjahren zweier Zwillinge, die später beide erfolgreiche, unabhängig voneinander arbeitende Bilderbuchautoren wurden. 1996 wurde er bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bär ausgezeichnet. Sein neuer Film war in diesem Jahr in Berlin leider nur auf dem European Film Market zu sehen und ist von deutschen Kinder- und Jugendfilmfestivals noch zu entdecken.

Horst Schäfer

 

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