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Ausgabe 92-4/2002

DER SCHATZPLANET

TREASURE PLANET

Produktion: Walt Disney Pictures; USA 2002 – Regie: Ron Clements, John Musker – Buch: frei nach Robert Louis Stevensons "Die Schatzinsel " – Musik: James Newton Howard – Sprecher: Robert Stadlober (Jim Hawkins), Carin C. Tietze (Sarah Hawkins), Thomas Fritsch (Dr. Doppler, Morph), Jochen Striebeck (John Silver), Suzanne von Borsody (Captain Amelia) u.a. – Länge: 95 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Buena Vista International – Altersempfehlung: ab 8 J.

1950, vor gut einem halben Jahrhundert, drehte Walt Disney in England seinen ersten Realfilm ohne Zeichentrickelemente "Die Schatzinsel". Nun kommt die Disney-Trickfilmversion in die Kinos, quasi ein Remake, aber doch ein völlig neuer, anderer Film der Kategorie Science Fantasy, "Der Schatzplanet“.
Es beginnt mit einem spannenden Piratenabenteuer auf dem Meer. Doch dann erkennt man, dass es sich nur um eine Art Videobuch mit den Abenteuern des Piratenkapitäns Flint gehandelt hat, der seine Beute aus 1.000 Welten auf dem Schatzplaneten versteckt hat. Jim Hawkins' Mutter klappt das Buch zu, damit ihr kleiner Sohn endlich schlafen geht.

Jahre später ist Jim ein junger Bursche, der mit irdisch modischer Haartracht seinem Hobby nachgeht: wie ein Skater und Extremsportler unserer Tage rast er auf seinem Speedboard über gefährliches Terrain, bis ihn die Roboterpolizei fasst und mit einer letzten Verwarnung nach Hause zu seiner Mutter bringt, der Betreiberin der "Benbow Inn" in der Nähe des Weltraumhafens. Hier versammeln sich alle möglichen Aliens und ein Freund von Mutter Hawkins, der schrullige, hundegesichtige Dr. Doppler. Eines Tages macht das Raumschiff von Billy Bones in der Nähe des Gasthauses eine Bruchlandung. Der sterbende Alien Bones übergibt Jim eine Schatztruhe, in der sich eine Metallkugel befindet. Er warnt Jim vor einem Cyborg, einem Wesen halb Mensch, halb Maschine. Jim – die Entsprechung aller Kids, die intuitiv mit ihren Computern und Videospielen umgehen – findet heraus, dass die Kugel eine Schatzkarte ist, die zu Flints Planeten führt. Jims Mutter will nichts davon hören, aber Dr. Doppler ist sofort begeistert und will die Expedition finanzieren. Doch da kommt Cyborg mit seinen Mannen und legt das Gasthaus in Schutt und Asche. Jim, seine Mutter und Doppler können gerade noch entkommen. Und damit beginnt das große Abenteuer. Dr. Doppler chartert das Raum-"Schiff" Legacy, das von der katzenartigen Amelia geführt wird. Jim Hawkins wird, wie das die klassische Geschichte erfordert, in die Kombüse abkommandiert zum Cyborg-Koch John Silver. Obwohl Jim an die Warnung von Billy Bones denken muss, entwickelt sich bald eine Art freundschaftliche Beziehung zwischen dem Smutje und ihm, doch Jims anfängliche Befürchtungen sind berechtigt: Silver ist der Cyborg, der hinter Flints Schatzkarte her ist. Er wartet nur den richtigen Zeitpunkt für eine Meuterei ab. Als die "Legacy" in große Gefahr gerät, berechnet Dr. Doppler eine Rettungsmöglichkeit und erwirbt sich damit den Respekt der scharfzüngigen Kapitänin. Dass dabei der erste Maat über Bord geht und die Schuld dafür Jim angelastet wird, weil niemand weiß, dass es ein Sabotageakt Scroops war, bereitet die Meuterei vor.

Schließlich fliehen nach Erreichen des Schatzplaneten Amelia, Doppler und Jim auf den Planeten und finden dort einen leicht konfusen Roboter namens B.E.N. Die Schatzkarte ist aber noch auf dem Schiff. Auch hier folgt die Story in den Grundzügen der Romanvorlage mit Gefangennahme, Patt und Schatzsuche. Aber auch in diesem Fall angereichert um zahlreiche gelungene Details. Als schließlich der Schatz gefunden ist, zeigt sich, dass Pirat Flint ihn mit einem Zerstörungsmechanismus versehen hat, den die Schatzsucher auslösen. Nun kann nur noch Jims Fähigkeit als Speedboard-Surfer die Rettung bringen, wenn er das Dimensionstor rechtzeitig erreicht. Beim Heimflug verhilft er John Silver zur Flucht. Schließlich ist die "Benbow Inn" neu aufgebaut, Doppler und Amelia haben geheiratet und Jim ist Weltraumoffizier, dem vom Himmel die Sterne in Form eines schmunzelnden John Silver zuzwinkern.
Die Disney-Animatoren haben sich mit diesem Film einmal mehr als absolute Meister ihres Fachs erwiesen. Sie kombinieren nahtlos Zeichen- und Computertrickfilm in einer in sich absolut schlüssigen Science-Fantasy-Welt, die in ihrer Mischung aus futuristischem Design mit richtigen Weltraum-"Schiffen" eine perfekte Traumwelt ergibt, die in ihrer Farbigkeit an den Comics von Moebius (Jean Giraud) und anderen Vertretern der franko-belgischen Comicszene orientiert ist. Die Personen sind hervorragend charakterisiert, die Interaktion zwischen den Figuren und die von ihnen verkörperten Emotionen stehen nie hinter denen eines Realfilms zurück. Und natürlich sind auch die Komik, der Sarkasmus und die ganze Einstellung zur Geschichte auf der Höhe der Zeit, sowohl im Ambiente als auch in der ganzen Erzählhaltung. Die klassische Geschichte ist weitgehend vorhanden, wird aber in einer perfekten Mischung aus altem Dekor und absolut moderner, technischer Geisteshaltung vorgestellt. Deutlicher als in dieser Form ist noch nie geworden, dass all die "Krieg der Sterne"-Filme und deren Nachahmer im Prinzip nur die alten Geschichten in neuem Gewande erzählen.

Dazu gibt es noch Zitate aus der Filmgeschichte, vor allem der des Disney-Studios. Das fängt an bei der Verwendung des bereits Disney-erprobten Themas. Die Katzen-Kapitänin erinnert an die Siamkatzen aus "Susi und Strolch", ebenso die Kinder, die sie am Schluss mit Dr. Doppler hat. B.E.N. ist eine Paraphrase von C3-PO und R2-D2 in einem. Das fliegende Raum-Piratenschiff erinnert an Peter Pan, das Dimensionstor an "Stargate", das versickernde Schatzgeld an den Vorspann der "Duck Tales", der vom Himmel lächelnde John Silver an den "König der Löwen" usw.

Aber das sind nur die Beigaben für den Feinschmecker. Doch auch unabhängig davon ist der neue Disney-Film ein tricktechnischer Leckerbissen, der auf faszinierende Weise die Zeitlosigkeit eines Klassikers der Weltliteratur beweist. "Der Schatzplanet" ist perfekte Unterhaltung, die eher Disney-untypisch wirkt, dennoch aber in der Disney-typischen erzählerischen Brillanz die Konkurrenz um Längen schlägt.

Wolfgang J. Fuchs

 

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