Produktion: Felicia Film / Northern Lights / Nordisk Film Production / Film i Väst / Danmarks Radio / TV4 / TV2 Norge / TV1000; Schweden / Dänemark / Norwegen 2001 – Regie und Buch: Eddie Thomas Petersen – Kamera: Svein Krøvel – Schnitt: Leif Axel Kjeldsen – Musik: Anders Melander – Darsteller: Samuel Haus (Tsatsiki), Sara Sommerfeld (Tina, Tsatsikis Mutter), Krister Henriksson (Tsatsikis Großvater), Eric Ericson (Göran), Sam Kessel (Per Hammer), Isa Engströnm (Maria), George Nakas (Yannis) u. a. – Länge: 84 Min. – Farbe – Verleih: Arsenal (35mm) – Alterseignung: ab 8 J.
Der zehnjährige Tsatsiki lebt glücklich mit seiner Mutter Tina und ihrem Freund Göran, einem freundlichen Polizisten, in Stockholm zusammen. Für den Sommer plant die Familie einen Besuch bei Tsatsikis leiblichem Vater, der als Fischer in Griechenland lebt. Doch dann kommt alles anders: Tina und ihre Rockband erhalten die einmalige Chance zu einer Konzerttournee in Japan, die aber natürlich den Urlaubsplan durchkreuzt. Außerdem ist Tsatsiki zum ersten Mal verliebt. Doch die hübsche Klassenkameradin Maria, die unter den ständigen Streitigkeiten ihrer Eltern leidet, zeigt dem Jungen mit dem griechischen Namen erst mal die kalte Schulter. Tsatsiki vermutet die Hauptursache in der Annahme Marias, dass er nicht küssen kann. Um das zu lernen, organisiert Tsatsiki mit seinem besten Freund Per Hammer eine Kussparty. Doch die nimmt ein anderes Ende als geplant. Als sich Per dann auch noch von ihm abwendet, weil Tsatsiki ein peinliches Geheimnis ausgeplaudert hat, gerät der Junge in eine Krise.
Zum Glück erklärt sich Tsatsikis Großvater bereit, mit dem Enkel nach Griechenland zu fahren. Von seiner erfahrenen Cousine lernt er viel über Freundschaft und Küssen. Doch wie wichtig ihm Freunde sind, zeigt Tsatsiki sofort nach seiner Rückkehr. Kurzerhand entführt er Per, der mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus untergebracht ist, zum lange geplanten Wettangeln. Und seiner 'Flamme' Maria, die inzwischen nach der Trennung der Eltern mit ihrer Mutter in eine andere Wohnung gezogen ist, kann Tsatsiki nun zeigen, was er über das Küssen gelernt hat.
Nach dem Erfolg des ersten "Tsatsiki"-Films von Ella Lemhagen ließ die Fortsetzung erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten, zumal die schwedische Autorin Moni Brännström vier "Tsatsiki"-Bücher geschrieben hat, die zu den weltweit erfolgreichsten Kinderbüchern der neunziger Jahre gehören. Aus zwei von ihnen hat ihr erfahrener Kinderbuchkollege und Landsmann Ulf Stark den Grundstock seines Drehbuchs für den ersten "Tsatsiki"-Film gebaut. Beim zweiten Film fungierte der 1951 geborene Däne Eddie Thomas Petersen, der 1990 mit dem Langfilm "Springflod" debütierte, als Drehbuchautor und Regisseur. In seinem Skript verarbeitete er die Brännström-Bücher "Tsatsiki – Karate oder Schmusetanz" und "Tsatsiki – Blutsbrüder und andere Geschwister".
Das gefällige schwedische Familiendrama bietet erneut publikumswirksames Amüsement, erreicht aber nicht die Geschlossenheit des Originals. Die routinierte Inszenierung lässt zwar weder Humor noch Ernst des Lebens zu kurz kommen, muss jedoch weitgehend auf den dramatischen Kontrast zwischen schwedischer Kühle und griechischer Herzlichkeit verzichten, der die erste Folge bereichert hat. Bei Petersen beschränkt sich der Griechenland-Aufenthalt auf ein paar hübsche Urlaubsbilder aus dem Süden, ein witziges Kuss-Training und den Tod des griechischen Großvaters.
Obwohl konsequent aus der Perspektive des Jungen erzählt, werden die Erwachsenenfiguren erfreulicherweise nicht zu Pappkameraden degradiert, sondern durchaus widersprüchlich dargestellt. Aus dem Ensemble ragt abermals der talentierte Jungdarsteller Samuel Haus als Titelheld hervor. Dagegen wirkt Sara Sommerfeld als Mutter Tina zu aufgedreht, vor allem im Vergleich mit Alexandra Rapaport, die die Mutter im ersten "Tsatsiki"-Film gespielt hat.
Auch wenn der dialoglastige Familienfilm am Ende wieder etwas zu märchenhaft ausfällt und sich die Probleme noch rascher in Wohlgefallen auflösen als im ersten Film, so macht er doch Mut, an den eigenen Träumen festzuhalten. Wie der Untertitel schon andeutet, rückt Petersen den Wert der Freundschaft trotz des ersten zarten Liebesgeplänkels in den Vordergrund. Allerdings wäre diese Botschaft auch rübergekommen, ohne dass Sentenzen wie "Was ist das Wichtigste? Einen Freund zu haben!" (O-Ton Tsatsiki) dies dem Publikum wiederholt auf die Nase binden. Nachdem der erste "Tsatsiki"-Film mehrere nationale und internationale Preise gewonnen hatte, wurde der zweite Film inzwischen beim Montreal International Children Film Festival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Reinhard Kleber
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