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Ausgabe 62-2/1995

DIE ZAUBERJACKE

KARAMATI COAT

Produktion: National Centre of Films for Children and Young People, Indien 1993 – Regie: Ajay Kartik – Drehbuch: Ajay Kartik, Deepa Gahlot – Kamera: Hari Nair – Schnitt: Chakradhar Sahu – Musik: Vanraj Bhatia – Darsteller: Om Raut, Prachi Save, Swapnesh Sawanth, Vikram Acharya – Laufzeit: 90 Min. – Farbe – Weltvertrieb: s. o. (35 mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Raghu ist ein armer indischer Junge, der eines Tages von seinem Schwager aus dem Haus gejagt wird, nachdem er das Geld für Streichhölzer verloren hat. Verlassen streift er durch die Straßen der Stadt und muss draußen übernachten. Er begegnet einer seltsamen Frau mit blauen Haaren, die ihm eine Jacke schenkt, mit der es eine besondere Bewandtnis hat: Jedes Mal, wenn er in die Tasche greift, findet er dort eine Rupie. Ragu wähnt sich am Ziel seiner Träume: Er fabriziert jede Menge Geld und lädt seine armen Freunde zum Einkaufsbummel und großen Essen ein. Doch sein plötzlicher Reichtum erweckt die Neugier der Erwachsenen. Sein Schwager nimmt ihn gefangen und hält ihn wie das Huhn, das goldene Eier legt. Gerade ist er ihm entkommen, da sind auch schon drei finstere Ganoven hinter ihm her. Als sie feststellen, dass der Zauber nur funktioniert, wenn Raghu die Jacke anzieht, wollen sie ihn ebenfalls gefangen nehmen. Und auch ein korrupter Polizist ist hinter der Jacke her; genauso wie dessen Sohn, Raghus Erzfeind. Am Ende überredet ihn seine beste Freundin zur einzig möglichen Lösung: er schmeißt die Jacke ins Meer. Einige Zeit später wird sie erneut von einem armen Jungen gefunden. Ob's ihm damit wohl besser geht als Raghu?

Das Spielfilmdebüt des langjährigen Autors für Fernsehen und Theater ist ein spannendes Sozialmärchen mit Action und Slapstick, das in seinen besten Momenten die Kinderausbeutung in der Dritten Welt in einem Bild verdeutlicht: Wenn Raghu an einen Pfosten gefesselt für seinen Schwager eine Rupie nach der anderen fabrizieren muss, wird auch bildlich der angestrebte Gleichnischarakter deutlich. Nach vielen Ausflügen in die schöne Welt des Dschungels mit massenweise Elefanten und anderen netten Tieren ist dies endlich mal ein indischer Kinderfilm, der sich der ganz realen Probleme dieses Dritt-Welt-Landes annimmt, ohne dabei gleich in dröge Belehrung zu verfallen. Und Kartiks Gleichnis über die menschliche Gier ist durchaus universell; wenn auch zugeschnitten auf die Probleme der ärmeren Länder. Kartik schildert in durchaus unterhaltsamer Weise die vielfältigen Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismen, wie sie nicht nur in Indien Alltag sind: Armut, Kinderarbeit und die gewalttätige Ausbeutung von Frauen prägen das Leben eines Jungen, der um seine Kindheit betrogen wird und selbst beinahe der Versuchung der Gier unterliegt; wäre da nicht seine Freundin, die ihm spät (aber nicht zu spät) den einzig möglichen Ausweg zeigt. Dabei sind Kartiks Bösewichte zwar gefährliche und finstere Menschen, aber ihre Bedrohlichkeit wird abgemildert durch ihre tumben, fast slapstickhaften Aktionen, so dass der Film auch für jüngere Kinder zu empfehlen ist.

Bei aller Komik ist Kartiks Film geprägt von einem realistischen Zugriff auf die vielfältigen Probleme der Kinder seines Landes, denen er hier ein Gleichnis mit Botschaft erzählt: Das ewige Schielen nach Geld und Reichtum wird eure Probleme nicht lösen. Ein Film über die Gier mit einem optimistischen Ende: Denn nur ein Kind kann heutzutage wohl noch die Kraft aufbringen, sich davon zu befreien. Der im besten Sinne des Wortes universelle Film erhielt in Frankfurt 1994 eine lobende Erwähnung; verbunden mit dem Wunsch der Jury nach einem deutschen Verleih für dieses außergewöhnliche Werk, das im Übrigen mit minimalem Budget produziert wurde.

Lutz Gräfe

 

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