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Ausgabe 92-4/2002

"Ich bin ein absoluter Fan des Kinderfilmfestes"

Gespräch mit Thomas Hailer, dem neuer Leiter des Kinderfilmfestes Berlin

Interview

Thomas Hailer, 43 Jahre, Dramaturg und Drehbuchberater, ist der neue Leiter des Kinderfilmfestes der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Er ist Nachfolger von Renate Zylla, die nach 16 Jahren als Organisatorin des Kinderfilmfestivals der Berlinale im August 2002 überraschend gekündigt hatte. In den letzten Jahren hat Thomas Hailer als Projektbetreuer für das Kuratorium junger deutscher Film gearbeitet und ist seit 1999 Mitglied des Auswahlausschusses Produktionsförderung C (Kinder- und Jugendfilmvorhaben) beim Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien. In Berlin gründete er 1983 die freie Theatergruppe BOLSCHOI BERLIN, war ab 1991 erster Spielleiter/Schauspiel am Thüringer Landestheater Rudolstadt und 1993 Produktionsdramaturg des Tanztheaters am Stadttheater Gießen.

KJK: Welche Überlegungen führten zu der Entscheidung, den Chef-Posten des Kinderfilmfestes zu übernehmen?
Thomas Hailer: "Eigentlich musste ich überhaupt nicht überlegen, denn ich kenne dieses Festival lange und gut aus der Zuschauerperspektive. Ich musste zwar im Privaten und Geschäftlichen einige Gespräche führen, aber die eigentliche Entscheidung kam mitten aus dem Bauch – das ist ein wunderbares Festival und da hat man einfach Lust drauf."

Also kein Zögern ...
"Ich habe schon genau nachgefragt, was werden soll.

Beim Abschied Ihrer Vorgängerin war von "Klimastörungen bei der Berlinale" zu lesen. Wie beschreiben Sie als neuer Chef des Kinderfilmfestes das gegenwärtige Klima?
"Generell bin ich nicht der berufene Mann, auf diese Vorgänge einzugehen, dazu kenne ich sie nicht genau genug – und sie haben mich auch nicht interessiert. Ich fange hier ganz neu an und ich bin ein absoluter Fan des Kinderfilmfestes. Ich übernehme dieses Schmuckstückchen und versuche es zu erhalten und zu polieren."

Sie sind erst seit Oktober 2002 im Amt. Da ist die Zeit für die Vorbereitungen dementsprechend knapp. Gibt es im nächsten Jahr ein "Notprogramm"?
"Die Zeit ist immer knapp, aber Sie müssen nicht mit einem Notprogramm rechnen. Wir sind im Timing. Ich habe schon ein paar schöne Filme gesehen, man kann sich auf das nächste Festival sehr freuen."

Welche Zielvorstellungen haben Sie für das Kinderfilmfest? Was bleibt, was wird sich ändern? Schlagen sie einen neuen Weg ein?
"Ich werde hier nicht antreten und das Festival im Hau-ruck-Verfahren umkrempeln. Fast jeden Film, der in den vergangenen Jahren hier gelaufen ist, hätte ich selbst auch ins Programm genommen. Das neue Konzept sieht zunächst vor, dass Maryanne Redpath, die langjährige Assistentin der bisherigen Leiterin, zur stellvertretenden Leiterin wird. Damit ist eine Kontinuität der Kontakte gewahrt. Das Festival besitzt einen sehr guten Ruf, den es zu bewahren und fortzuführen gilt. Ich selbst habe hier viele Filme gesehen, die ich in meiner persönlichen Biografie keinesfalls vermissen will. Hier gilt es, die Qualität zu erhalten, denn es ist das einzige Kinderfilmfest auf der Welt, das Bestandteil eines A-Festivals ist. Dieter Kosslick und ich planen allerdings, dass die Kontakte mit der deutschen Branche intensiviert werden. Das kann auf verschiedenen Ebenen passieren: Ich könnte mir vorstellen, enger mit der Stiftung Goldener Spatz in Gera zu kooperieren, die beiden Festivals könnten sich sehr gut ergänzen. Oder auch Kooperationen mit dem Förderverein Deutscher Kinderfilm."

Wie soll sich das Verhältnis zu deutschen Produzenten verbessern?
"In den letzten Jahren hat sich hier in Deutschland der Begriff des Kinderfilms stark verändert: Einerseits ist es immer noch die missachtete Nische, andererseits nimmt man nicht so recht zur Kenntnis, dass unter den fünf erfolgreichsten deutschen Filmen des letzten Jahres drei Kinderfilme waren."

Genau diese Blockbuster wie "Der kleine Eisbär" oder "Das Sams"waren nicht im Programm des Kinderfilmfestes zu sehen ...
"Das hat die unterschiedlichsten Gründe, da müssen wir auf die Branche zugehen. Ich habe den Eindruck, dass manche Verleiher so vorsichtig sind, weil dies ein Kinderfilmfest ist. Wenn eine Vermarktung auf der Family Entertainment-Schiene geplant ist, befürchten sie vielleicht, dass ihre Filme beim Kinderfilmfest Schaden nehmen. Ich kann allen nur raten, sich einmal eine ausverkaufte Vorstellung des Kinderfilmfestes mit 1.000 Kindern im Zoo-Palast anzugucken. Danach wird wohl niemand mehr bezweifeln, dass das Kinderfilmfest eine wunderbare Präsentations- und Premierenfläche für große deutsche Familienfilme ist."

Aber die Qualität spielt doch auch eine Rolle: Ein deutscher Film ist ja nicht per se ein gelungener.
"Qualität ist selbstverständlich bei jeder Filmauswahl das entscheidende Kriterium. Wir möchten unseren Blick schärfen und Kontakte knüpfen, um interessante deutsche Kinderfilme ins Festival zu holen. Für die Filmauswahl beim Kinderfilmfest wird es in diesem Jahr erstmalig ein Auswahlgremium geben, so wie in den anderen Festivalsektionen auch. Neben meiner Stellvertreterin Maryanne Redpath und mir werden noch zwei weitere Personen in dieses Gremium berufen. Was also die Frage der Qualität angeht – auch bei deutschen Filmen – wird sie gleich aus mehreren Perspektiven für die einzelnen Filme diskutiert werden. Ich bin froh über die Entscheidung des Intendanten, die Auswahl wieder in die Hände eines Gremiums zu geben."

Renate Zylla war 16 Jahre Leiterin des Kinderfilmfestes, ihre Demission begründete sie mit bevorstehenden Kürzungen ihrer Etats: Insgesamt wird bei der Berlinale von "einer finanziellen Englage" des neun Millionen Euro teuren Festivals gesprochen. Wie steht es um den Etat des Kinderfilmfestes?
"Dieter Kosslick hat mir zugesichert, dass wir das Kinderfilmfest im selben Umfang und im selben Rahmen wie im letzten Jahr durchführen können. Es gibt für die neue Leitung keinerlei Einsparungszwang, aber wir leben in engen Zeiten und müssen schon sehr genau hingucken. Doch diese Sektion lebte schon immer vom großen Idealismus der Leute, die sie veranstalten. Und in diesem Sinne werden wir weitermachen: Bespielt werden weiterhin drei Kinos und bei herausragenden Produktionen werden wir die Kinderdarsteller einladen, ob sie nun aus Island oder Australien kommen."

Auch von "Nichtkommunikation" mit dem Berlinale-Chef war bei Renate Zyllas Kündigung die Rede. Angeblich habe Dieter Kosslick massiv behindert, an das Kinderfilmfest gebundene Sponsorenmittel einzuwerben. Wird es in Zukunft einen oder mehrere Sponsoren geben? Ist der Disney-Channel noch dabei?
"Mit Disney-Channel sind wir im Gespräch und es sieht trotz der überall angespannten Situation derzeit gut aus, dass die begonnene Kooperation fortgeführt werden kann. In der Vergangenheit gab es ja bereits Kooperationen zwischen dem Kinderfilmfest und Disney Channel. Im Jahr 2002 war Disney Channel dann erstmalig offizieller Sponsor-Partner des Kinderfilmfests. Dadurch war es u. a. möglich, die Kinderdarsteller nach Berlin einzuladen. Auch das deutsche Kinderhilfswerk wird uns im gewohnten Umfang unterstützen.“

Das Kinderhilfswerk stiftet unter anderem den Preis der Erwachsenen-Jury: Wird das fortgesetzt?
"Ja, die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk stand nicht infrage. Dazu war diese Institution ja auch immer Mitveranstalter des Fachgesprächs und ihr Präsident Thomas Krüger ist ein großer Unterstützer des Kinderfilmfests und der Berlinale.“

... das findet ja seit 1996 statt. Wird es das auch 2003 wieder geben?
"Vielleicht gelingt es uns ja, gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk praktische Ansätze zu finden, zum Beispiel im Rahmen des Berlinale Talent Campus."

Was verbirgt sich denn hinter dem Berlinale Talent-Campus?
"Das ist eine unabhängige Nachwuchsveranstaltung, die wir parallel zur Berlinale, in Zusammenarbeit mit der Master School Drehbuch, vom 10. bis 14. Februar im Haus der Kulturen der Welt organisieren. Das Programm umfasst Fallstudien, verschiedene Vorträge und vieles mehr. Hier wird der Filmnachwuchs mit erfahrenen Profis zusammengebracht. Ich fände es sehr schön, wenn beim Berlinale Talent Campus auch das Kinderfilmfest repräsentiert wäre."

Interview: Manfred Hobsch

 

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