Produktion: Gaumont / Canal+; Frankreich 1994 – Regie: Claude Pinoteau – Drehbuch: Guy Lagorce, Claude Pinoteau, Jean Veber, nach dem Roman "Les dieux provisioires" von Guy Lagorce – Kamera: Jean Tournier – Schnitt: Marie-Josèphe Yoyotte – Musik: Vladimir Cosma – Darsteller: Arélien Wilk (Antoine), Joséphine Serre (Lisa), Georges Wilson (Louis), Michael Duchossoy (Hivers), Jean Carmet (Durandet), Rose Thiery (Clémence) – Länge: 86 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Wild Utopia (35 mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.
Seit dem Tod seiner Mutter lebt der elfjährige Antoine bei seinem Großvater auf einem Gut in der Sologne nahe Orleans in Mittelfrankreich. Ein Eierwurf auf dem Marktplatz verwickelt ihn in einen Kriminalfall: Denn in dem versehentlich getroffenen Geldtransporter saß der gefährliche Bankräuber "Rasiermesser-Max", der soeben 40 Millionen Francs erbeutete. Als Antoine wieder einmal von seinem Baumhaus seiner großen Leidenschaft frönt, dem Beobachten von Tieren per Fernglas, tritt eine nackte Frau ins Bild. Es ist die Geliebte des Vaters der zehnjährigen Kanadierin Lisa, mit der sich Antoine sehr schnell anfreundet. Als er eines Nachts beobachtet, wie die Bankräuber – unter ihnen Lisas Vater – das Geld verstecken, nimmt er es an sich und verständigt seinen Vater, der als Journalist in Paris lebt und arbeitet. Doch der hat wieder mal Wichtigeres zu tun, glaubt ihm nicht und sagt zudem seinen nächsten Besuch ab.
Kurz darauf haben sowohl Antoine als auch Lisa zu Hause Streit und beschließen, nach Biarritz abzuhauen; unter Mitnahme eines Teils der Beute versteht sich. Hier machen sie sich ein süßes Leben im ersten Hotel am Platze und befreien mittels der Beute auch noch die Hummer aus dem piekfeinen Restaurant, die sie dann ins Meer entlassen. Doch inzwischen ist der finstere Max schon auf ihrer Spur, und in der Geisterbahn kommt es zum Showdown. Wäre da nicht Antoines beste Freundin, die bärenstarke Haushälterin Clémence, dann wäre die Sache für unsere zwei böse ausgegangen ...
Claude Pinoteau hat sich bereits mehrfach auf typisch leichte französische Art der Probleme von Kindern und Jugendlichen angenommen; unvergessen etwa seine beiden "La Boum"- Filme, die unter anderem den Grundstein für die Karriere der damals noch unbekannten jungen Sophie Marceau legten. "Lisa und Antoine" ist ein locker-leichter Sommerfilm für alle Daheimgebliebenen, die im Regen vom Urlaub träumen. Der solide gemachte und sehr hell fotografierte Film bietet sympathische, wenn auch oberflächliche Unterhaltung.
Sein eigentlicher Reiz liegt jedoch in den starken Nebenfiguren: So hat Altstar Jean Carmet einen kleinen, aber unvergesslichen Auftritt als Tierarzt wider Willen und auch die bärenstarke Haushälterin Clémence sorgt für manch gelungenen Gag. Ansonsten gibt's viele schöne Bilder von niedlichen und netten Tieren, ein wenig Sex und kaum Gewalt, dafür aber so manch spannenden Moment und ein paar Konflikte, die sich jedoch (allzu?) schnell in Wohlgefallen auflösen. Keine große Sache, aber Unterhaltung für die ganze Familie, die zwar etwas konstruiert und dick aufgetragen daherkommt, aber neben Krimi-Spannung und Witz einen auch für Kinder verständlichen Alltagskonflikt bietet.
Schade nur, dass der "running gag" des Films, "Willst du, dass ich den Käfig öffne?", der deutschen Synchronisation zum Opfer fiel. Ist das doch auch der letzte Satz des Films, wenn Antoine Lisa am Flughafen verabschiedet und sie über das traurige Schicksal von Lisas Vater sprechen, der die nächsten zehn Jahre im Knast verbringen muss.
Lutz Gräfe
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