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Ausgabe 34-2/1988

LINIE 1

Produktion: Bioskop-Film / WDR / SFB, BRD 1987 – Regie: Reinhard Hauff – Drehbuch: Volker Ludwig, Reinhard Hauff – Kamera: Frank Brühne – Schnitt: Peter Przygodda – Ton: Ralf Krause (Musik), Christian Moldt (Originalton), Hartmut Eisgrün (Mix) – Musik: Birger Heymann – Choreographie: Neva Howard – Darsteller: Inka Groetschel, Ilona Schulz, Petra Zieser, Dieter Landuris, Rainer Strecker u.v.a. – Laufzeit: 96 Min. – Farbe – FSK; ab 12, ffr. – Verleih: Tobis (35mm)

Nach einer langen Reihe von Werken, die sich sensibel und kritisch mit der gesellschaftlichen Realität der Bundesrepublik auseinander setzten (u. a. "Paule Pauländer", "Der Hauptdarsteller", "Messer im Kopf", "Stammheim"), auch und gerade an Punkten, denen andere deutsche Filmemacher lieber aus dem Weg gehen, muss es dem Regisseur Reinhard Hauff viel Spaß gemacht haben, sich dieser Realität einmal auf eine leichtere Weise zu nähern. Und dieses Gefühl teilt sich dem Zuschauer des Films "Linie 1" mit.

"Linie 1" ist die Verfilmung des erfolgreichen Musicals des Berliner Grips-Theaters (Buch und Songtexte: Volker Ludwig). Reinhard Hauff hat die Geschichte des Mädchens Sunnie, das auf der Suche nach einem Rocksänger aus der Provinz in die Großstadt kommt, gestrafft. Dennoch dient Sunnie im Grunde lediglich als Aufhänger. Einen Tag irrt sie durch das Berliner U-Bahn-System, damit wir dort, unter der Erde, an einem ökonomischen Schauplatz ein Panoptikum von Großstadt-Typen kennen lernen können.

Als künstliche, bunte Filmwelt, in der ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble im fliegenden Wechsel in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft, funktioniert der Film vorzüglich. Hauff hat im Studio eine Kulissenwelt errichtet, deren Möglichkeiten er filmisch optimal nutzt. Peter Przygodda, der Schnittmeister, leistet gleichfalls hervorragende Arbeit.

Der erzieherische Anspruch, der auf Bühne und im Film immer wieder durch die Geschichte scheint, richtet sich ganz offensichtlich an ein Kinopublikum unterhalb der Volljährigkeitsgrenze. Sunnie muss erkennen, dass der zwielichtige Großstadt-Desperado Bambi wohl eher das Herz am rechten Fleck trägt, als ihr angehimmeltes Pop-Idol Johnnie, den sie schließlich noch auftreibt.

Problematisch scheint, dass alle Personen im Film lediglich als Typen auftreten, weniger als widersprüchliche Personen. Regisseur Hauff spricht von "Archetypen". Man kann das – zumal in einem Musical – mögen, oder eben auch nicht. Gemischte Gefühle können auch die Musiknummern verursachen, die sich musikalisch – und gelegentlich auch textlich – hart an der Grenze zu unsäglichen deutschen Popmusikübungen bewegen. Dazwischen stehen zwei, drei sehr gelungene Musikstücke.

Reinhard Hauff, der als Regisseur von Musikshows im Fernsehen begann, schätzt seine Arbeit selbst sehr vernünftig ein: "'Linie 1' ist ein Versuch, ein rein deutsches Musical zu entwickeln, wobei ich nicht einmal weiß, ob der Ausdruck Musical hier wirklich zutrifft. Es ist ein Stück aus Dialogen, Sketchen, Kabarettnummern, Couplets, Pop- und Rockmusik." Und das ist in der deutschen Filmlandschaft, die im Musikfilm sehr arm ist, immer einen Versuch wert. Und mehr als zwei Stunden vor den Videoclips des Fernsehens hat "Linie 1" gerade Jugendlichen allemal zu bieten.

Bodo Fründt

 

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