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Ausgabe 46-2/1991

DER KLEINE PRINZ

Produktion: Alpha-Film / Alexandrow & Glauert / Allianz-Filmproduktion, in Zusammenarbeit mit dem ZDF, Bundesrepublik Deutschland 1990 – Regie: Theo Kerp – Drehbuch: Norbert Golluch – Kamera: Walter Schmidt, Stefan Melchior, Heinz Busert – Animation: Jeroen van Blaaderen, Gabriella Kanics, Janusz Jamrog, Andras Paulovics – Schnitt: Bernd-Rüdiger Zöhnel – Musik: Johannes Roloff – Geräusche: Michael Bootz – Laufzeit: 60 Min. – Farbe – Verleih: Matthias-Film (16mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Theo Kerps Zeichentrickfilm beruht auf der berühmten Erzählung des jung gestorbenen Schriftstellers und Fliegers Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944). Sein Büchlein ist so weit verbreitet und bekannt, dass auf eine ausführliche Inhaltsangabe verzichtet werden kann. Daher hier nur das Wichtigste: Ein Pilot begegnet nach einer Notlandung in der Sahara einem wundersamen kleinen Prinzen, der von einem anderen Planeten auf die Erde gekommen ist. Auf seinem winzigen Heimatstern, der nur hausgroß ist, hat er eine Rose zurückgelassen, deren Liebe er zu spät erkannt hat. Auf seiner Weltraumreise traf er viele seltsame Menschen wie den König, den Geschäftsmann, den Laternenanzünder oder den Geographen. Einen Freund findet er erst in dem Piloten. Dennoch endet die Geschichte traurig.

Das ZDF strahlte den einstündigen Animationsfilm in zwei Teilen aus. Die lyrisch-getragene Stimmung des kleinen Kunstwerks wurde dabei völlig überflüssigerweise auseinander gerissen. Dabei hatte sich der Regisseur Theo Kerp, der für seine filmische Bearbeitung des Janosch-Buches "Oh wie schön ist Panama" 1980 den Prix Jeunesse erhalten hatte, ziemlich eng an die Vorlage gehalten. Die Aufgabe war angesichts der imaginären Bilder, die sich jeder Leser des in über 50 Sprachen übersetzten Märchens macht, gewiss nicht einfach. Das hatte sich bei den früheren Verfilmungen von Stanley Donen (USA 1974) und J.-L. Guillermou (Frankreich 1975) gezeigt.

Die Poesie des philosophisch angehauchten Textes wurde von Kerp und seinem Zeichnerteam insgesamt adäquat übertragen. Nur die Musik von Johannes Roloff trägt etwas dick auf, so dass das Filmmärchen manchmal zu melancholisch wirkt. Die Betonung des Schwermütigen ist jedoch konsequent, wenn man sich wie der Autor Norbert Golluch daran erinnert, dass die traumhafte Erzählung eigentlich auch kein Kinderbuch im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein universelles "Nachdenkbuch" ist. Saint-Exupéry erörtert darin in einfacher Sprache tief schürfende Fragen wie die nach Liebe, Freundschaft, Besitz oder Tod. Insofern erstaunt es nicht allzu sehr, wenn gleichnishafte Weisheiten wie "Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" vor allem Erwachsene berühren. Kinder mögen beim kleinen Prinzen auf ganz andere Dinge achten als Erwachsene. Nach einer Vorführung auf dem diesjährigen Kinderfilmfestival in Gera meinte ein Kind jedenfalls über den filmischen "Kleinen Prinzen": "Langweilig, aber schööööön!"

Wenn der Fuchs dem kleinen Prinzen einmal erklärt, dass Zähmen "sich vertraut machen" bedeutet, so lässt sich von Kerps Film sagen, dass er Saint-Exupéry gezähmt hat. Und mich sozusagen auch, denn ich habe danach wieder einmal nach dem Buch gegriffen und es zum vierten oder fünften Mal gelesen.

Reinhard Kleber

 

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KJK-Ausgabe 46/1991

 

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