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Ausgabe 46-2/1991

"Man braucht vor allem motivierte Kinder, die Geduld und Ausdauer haben"

Gespräch mit Karl-Heinz Käfer, dem Regisseur des Films "Lippels Traum"

(Interview zum Film LIPPELS TRAUM – 1990)

KJK: In Ihrem Film treffen zwei vollkommen verschiedene Welten aufeinander: Morgenland und Abendland. Diese beiden Kulturen werden vom Hauptdarsteller Lippel und seinen ausländischen Freunden verkörpert. Was ist Ihre Botschaft an das Filmpublikum?
Karl-Heinz Käfer: "Der Film ist tatsächlich in eine schwierige Zeit geraten. In 'Lippels Traum' ist der Orient deutlich von den heutigen Lebensformen getrennt, wir haben die eher mittelalterlichen Schauplätze aus der Zeit der Scheherezade von Tausendundeiner Nacht gesucht. Der Film passt insofern zur augenblicklichen politischen Situation, weil er in der Sprache des Märchens eine Versöhnung von Abendland und Morgenland zeigt, und den kulturellen Graben, der im Moment wieder aufgerissen wird, versucht dieser Film ja gerade zu überbrücken."

Wie hat der Kinderbuchautor Paul Maar die Verfilmung seines Romans aufgenommen?
"Paul Maar war während der Dreharbeiten zeitweilig anwesend. Natürlich muss ein Autor sich aber im Moment der Verfilmung seines Werkes immer von den Figuren in ihrer ursprünglichen Form verabschieden, wenn eine zweite Person, wie z. B. ein Filmregisseur oder ein Drehbuchautor, sich dazwischenschaltet. Wir haben seinen Roman an einigen Stellen ja auch sehr stark verändert: nicht nur, dass die Figur des Lippel älter gemacht wurde, sondern auch von der Persönlichkeit eindimensionaler. Einige Handlungselemente haben wir hinzugefügt, den Lippel mutiger gemacht und andere Eigenschaften, wie z. B. Lippels Unsicherheiten, kaschiert. Paul Maar hat die Verfilmung als eine Möglichkeit der Interpretation seines Romans akzeptiert."

Haben Sie eigene Kinder oder gibt es Kinder im Freundeskreis bzw. in der Verwandtschaft, die Sie als Vorbilder haben und von denen Sie sich inspirieren lassen?
"Ein Kindernarr darf man in meinem Job eigentlich nicht sein, sonst ist man nicht objektiv genug. Im Umgang mit Kindern bin ich relativ geübt, Lesungen und öffentliche Auftritte, besonders vor Kinderscharen, sind mir allerdings fast unangenehm, davor habe ich mich bisher gerne gedrückt."

Haben Sie sich bei den Dreharbeiten nicht auch besonders verantwortlich für Ihre Hauptdarsteller, die drei Kinder gefühlt?
"Kinder reagieren viel empfindlicher auf bestimmte Stimmungen im Team als Erwachsene, deshalb war es besonders wichtig, dass ich ein gutes Verhältnis zu ihnen hatte und eine gewisse Vertrauensbasis da war. Dieser gute Kontakt besteht jetzt auch noch über die Zeit der Dreharbeiten hinaus."

Was unterscheidet denn die Filmarbeit mit Kindern von der Rollenarbeit mit "erwachsenen Schauspielern"?
"Für Kinder ist die Atmosphäre beim Filmen am wichtigsten, weil sie besonders emotional arbeiten – im Gegensatz zu ausgebildeten Schauspielern, die eher ihre Rollentechnik beherrschen müssen. Ein Schauspieler kann sich z. B. schlecht fühlen und in dem Augenblick, wo 'die Klappe fällt', wird man ihm davon nichts mehr anmerken. Bei Kindern ist das nicht der Fall. Man kann ihnen die Rollensituation nicht einfach nur intellektuell erklären, sondern muss diese für sie fühlbar und erlebbar machen!"

Haben Sie denn nach Kinderstars gesucht?
"Man braucht vor allem motivierte Kinder, die Geduld und Ausdauer haben. Schließlich hatten sie wichtige Rollen zu spielen und nicht nur einige Drehtage, sondern immerhin vierzig Drehtage zu bewältigen, davon die meisten im Ausland, in Marokko. In dieser Zeit waren die Kinder ja auch von ihren Eltern getrennt. Trotzdem haben wir nicht nach 'Stars' gesucht, sondern wollten ganz 'natürliche' und unkomplizierte Kinder. Ich habe auch schon mit Kindern arbeiten müssen, die nach kürzester Zeit ihre Macht im Filmteam zu nutzen wussten und eine gesamte Mannschaft während der ganzen Drehzeit tyrannisiert haben. Ein Kinderstar zu sein, hat auch viele negative Seiten, und schließlich soll ein 'Filmkind' nach Beendigung der Drehzeit wieder ganz normal in seinen Schulalltag zurückfinden, zu seinen Eltern und Freunden."

Was für ein Kind ist eigentlich Constantin, der Darsteller von 'Lippel'?
"Ein ganz normales Kind, der, wenn man ihn danach fragt, was er einmal werden will, antwortet: 'Techniker oder Naturforscher wäre für mich genau das Richtige.' Außerdem ist er wirklich eine richtige Leseratte, das gefällt mir besonders an ihm."

War dieser Film für die Kinder nicht auch ein richtiges Abenteuer?
"Die Reise nach Marokko, ohne Eltern, das war schon aufregend genug: diese fremde Welt mit Bazaren, Kamelen und den märchenhaften Kostümen! Selbst die ausländischen Kinder waren überwältigt. Die ersten Drehtage haben wir allerdings zwischen Himmel und Hölle geschwebt, es hätte ja auch alles schief gehen können, die Kinder Heimweh bekommen können oder vielleicht auch Angst."

Ist Ihr Film ein "Kinderfilm" oder ein Film mit Kinderdarstellern, der auch Erwachsene anspricht?
"Ich schätze Kinder als die besseren Zuschauer ein, da sie ihre Welt hauptsächlich durch Bilder und weniger durch Dialoge aufnehmen. Sie stehen also dem Medium Film besonders kritisch gegenüber. Ihre Beobachtungsgabe ist viel genauer. Wenn Kinder und Erwachsene gemeinsam in diesen Film gehen, können beide voneinander lernen. Ich glaube auch, dass 'Lippels Traum' ein Familienfilm ist."

Das Gespräch führte Christina Wendenburg

 

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