Produktion: Parus Film, in Koproduktion mit Viva Cinematografica, Istituto Luce und Rai (Radiotelevisione Italiana); Italien 2000 – Regie: Andrea und Antonio Frazzi – Drehbuch: Suso Cecchi d'Amico, nach dem gleichnamigen Roman von Lorenza Mazzetti – Kamera: Franco Di Giacomo – Schnitt: Amedeo Salfa – Musik: Luis Bacalov – Darsteller: Isabella Rossellini (Tante Katchen), Jeroen Krabbè (Onkel Wilhelm), Azzurra Antonacci (Marie), Barbara Enrichi (Rosa), Gianna Giachetti (Elsa), Luciano Virgilio (Arthur), Paul Brook (Mr. Pit), Elena Sofonova (Maya), Bruno Vetti (Pfarrer), Richard Sammel (SS-Mann) und die Kinder Veronica Niccolai (Penny), Lara Campoli (Baby), Selene Maltauro (Annie) u. a. – Länge: 102 Min. – Farbe – Weltvertrieb: RAI Trade, Via Iinovaro 18, I-00195 Roma, Tel.: 0039-06-37 49 81, Fax: 0039-06-370 13 43 – Altersempfehlung: ab 12 J.
Bereits 1961 erschien Lorenza Mazzettis autobiografischer Roman "Il cielo cade". Er wurde ins Englische und Französische übersetzt und mit dem italienischen Literaturpreis "Premio Viareggio" ausgezeichnet. Schon damals äußerte sich Federico Fellini begeistert über diesen Roman und meinte, dass es sich lohnen würde, daraus einen Film zu machen. Doch "Il cielo cade" geriet in Vergessenheit. 1993 wird das Buch von einem sizilianischen Verlag erneut aufgelegt und von den Brüdern Andrea und Antonio Frazzi entdeckt. Sie gewinnen Isabella Rossellini und Jeroen Krabbé für die Hauptrollen und verfilmen den Stoff.
Es ist die Kindheitsgeschichte von Lorenza Mazzetti, die zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in Florenz geboren wurde und nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Onkel Robert Einstein, einem Cousin von Albert Einstein, und ihrer Tante Nina nach San Donato in Collina kam. Dort wuchsen sie zusammen mit den beiden Töchtern der Einsteins, Annamaria und Luce, auf. Der Kunst liebenden Familie Einstein gehörten riesige Ländereien in der Toskana und eine wunderschöne Villa, in der eine weltoffene und gastfreundliche Atmosphäre herrschte. Nach Ausbruch des Krieges und Inkrafttreten der Rassengesetze wurde den Einsteins dringend empfohlen, Italien zu verlassen. Doch Robert Einstein war davon überzeugt, dass seiner Familie nichts passieren würde. Als die Villa von deutschen Offizieren besetzt wurde, war es für eine Ausreise zu spät.
Robert Einstein schloss sich einer Partisanengruppe an. 1944, nachdem die Engländer bereits in die Toskana vorgedrungen waren und ein Ende des Krieges abzusehen war, überfiel ein Trupp deutscher SS-Soldaten die Villa und erschoss in einem Standgericht alle Familienmitglieder der Einsteins. Nur Lorenza Mazzetti und ihre Schwester wurden verschont, mussten aber dem Massaker zusehen. Kurze Zeit darauf kehrte Robert Einstein nach Hause zurück und nahm sich aus Verzweiflung das Leben. Die Familie wurde durch den Einsatz des Pfarrers von Badiuzza auf einem kleinen katholischen Friedhof beerdigt, wo ihr Grab auch heute noch zu besichtigen ist.
Diesen Abschnitt ihrer Kindheit beschreibt Lorenza Mazzetti in ihrem Buch, wobei sie die Namen und einige kleine Details verändert hat. Sie selbst nennt sich hier Penny, ihre Schwester ist jünger und heißt Baby, Robert Einstein ist Onkel Wilhelm, Nina Mazzetti ist Tante Katchen, deren Töchter heißen Marie und Annie.
Der Film von Andrea und Antonio Frazzi übernimmt die Namen aus dem Roman, so wie er sich grundsätzlich an die Vorlage des Buches hält. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Penny erzählt. Sie ist ein phantasievolles, neugieriges und selbstbewusstes Mädchen, das sich nicht mit den Erklärungen der Erwachsenen abfindet, sondern die Welt selbst entdecken und erobern will. Zusammen mit ihrer Schwester und den so ganz anders sozialisierten Kindern der Gutsarbeiter ist sie ständig unterwegs und findet auf abenteuerliche und spielerische Weise die Antworten auf wichtige Fragen des Lebens heraus, sucht nach Idealen und Vorbildern und ist ständig hin und her gerissen zwischen Gott und dem "großen Führer", dem Duce. Eine fast idyllische Kindheit verbringt Penny, wäre da nicht die Bedrohung von außen, die die Kinder sehr schnell erfühlen, ohne dass die Erwachsenen mit ihnen darüber sprechen. So entwickelt Penny intuitiv eine unbeschreibliche Angst um ihren Onkel, die sich im Laufe der dramatischen Ereignisse steigert und tragischerweise berechtigt ist. Der Film endet mit dem Tod der Familie Einstein – der Himmel ist gefallen ...
Andrea und Antonio Frazzi, die vom Theater kommend hauptsächlich fürs Fernsehen gearbeitet haben, setzen in ihrem Film auf beeindruckende Weise die schönen und lustvollen Kindheitserlebnisse der Penny gegen die anwachsende Bedrohung der Familie. Dabei sparen sie nichts aus: So wie der Zuschauer an der Phantasiewelt des Mädchens teilhaben, schmunzeln, lachen und staunen kann, so wird er auch mit den Bildern des Grauens konfrontiert und in die Wirklichkeit des Zweiten Weltkrieges zurückgeholt. Selbst in diesen Szenen ist der Blickwinkel des Kindes eingehalten – ohne Kommentar wird deutlich gemacht, welche Bilder das Mädchen ein Leben lang mit sich herumtragen wird.
Mit Veronica Niccolai haben die Regisseure eine Penny gefunden, die der schwierigen Aufgabe, sich in die dramatischen Kindheitserlebnisse der Autorin hineinzuversetzen, gerecht wird. Mit ihrem Frohsinn, ihrem Witz, ihrer Aufgeschlossenheit, aber auch ihrer Verletzlichkeit kann sie den Zuschauer für sich einnehmen und in ihre Welt entführen. Wunderbar besetzt ist auch die Rolle der Baby mit Lara Campoli, hervorragend das Spiel von Isabella Rossellini und Jeroen Krabbé, die 1998 auf der Berlinale als jüdisches Ehepaar in "Left Luggage" zu sehen waren.
"Der Himmel fällt" erhielt auf dem diesjährigen KinderFilmFest der Berlinale, wo er im Wettbewerb mit der Altersempfehlung ab 11 Jahren lief, eine lobende Erwähnung der Internationalen Fachjury. Es ist kein ausgesprochener Kinderfilm, sondern ein Film über Kindheit, der einem jugendlichen Publikum nicht vorenthalten werden darf. Allerdings wird eine Einführung in die historischen Verhältnisse der 40er-Jahre nötig sein, denn Elfjährige wissen zu wenig über den italienischen Faschismus und können mit dem Duce so gut wie gar nichts anfangen. Diese Hintergründe kann und will dieser unter die Haut gehende Kindheitsfilm nicht erläutern.
Barbara Felsmann
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 88-2/2001 - Interview - "Ragazzi, wir müssen ein Opfer bringen!"
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin