Produktion: Mikhail Kalatozov Fund; Russland 2005 – Regie: Farkhot Abdullaev – Drehbuch: Farkhot Abdullaev, Evgenij Mitko – Kamera: Archil Akhvlediani – Schnitt: Farkhot Abdullaev – Musik: Marina Makarova, David Yevgenidze – Darsteller: Oleg Koulaev (Kolyan), Anastasia Yakovleva (Oksana), Evgenija Dobrovolskaya (Mara), Alexander Naumov (Alik) u. a. – Länge: 115 Minuten – Farbe – Vertriebsinformation: e-mail: svetlana@kalatozov.ru – Alterseignung: ab 14 J.
Es gibt Russen, die kaufen heute englische Fußballvereine und andere, die Schutz vor der Kälte der Nacht in der Kanalisation suchen müssen, weil es für sie keinen anderen Platz gibt. Vor 16 Jahren wurden im einst hermetisch abgeriegelten sowjetischen Imperium die Fenster aufgerissen. Herein kam der Wind der Freiheit, der zunächst alle aufatmen ließ. Doch der Wind, weil verbunden mit den nüchternen Gesetzen des kapitalistischen Marktes, erwies sich schnell als ziemlich kalt. Wärmen konnten sich jetzt nur noch die, die sich auch wirtschaftlich durchsetzten. Das führte zu Verteilungskämpfen, die oft mit Gewalt einhergingen, wobei die Grenzen der Kriminalität bisweilen weit überschritten wurden. Inzwischen sind die Pfründe verteilt, Illusionen haben sich verflüchtigt und Gewinner und Verlierer beginnen sich in der neuen Normalität einzurichten.
In Westeuropa leider viel zu wenig beachtet, hat der russische Film die Entwicklung trotz aller eigenen wirtschaftlichen Probleme kontinuierlich begleitet. Hierbei dominierten in den 90er-Jahren, angesiedelt in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus, die Gangster-, Kriminal- und Kriegsfilme. Inzwischen richtet sich die Aufmerksamkeit, der Entwicklung entsprechend, wieder stärker auf das Individuum. Wie gelingt es dem Einzelnen, in den neuen Verhältnissen zu überleben? Wo findet er Geborgenheit, Wärme und Gemeinschaft unabhängig der großen gesellschaftlichen Strukturen? In diesem Zusammenhang scheint eine Rückbesinnung auf die Familie, ob nun auf die natürlich gegebene oder eine, die sich aus gemeinsamen sozialen Erfahrungen ableitet, mehr als konsequent.
Dieses Thema bestimmt auch "Lovitor" von Farkhot Abdullaev. Koyan überlebt in seinem Schlafquartier im unterirdischen Kanalsystem nur knapp eine Gaskatastrophe. Gerettet wird er von einer Gruppe von Straßenkindern, die durch Betteln und kleine Gelegenheitsjobs ihren Lebensunterhalt verdient. Durch sie gerät Koyan in eine Art Familie, die außerhalb der Stadt in einem Flugzeugwrack lebt und für die der durch einen Unfall schwer behinderte Ex-Flieger Alik und dessen Freundin Mascha Vater und Mutter darstellen. Die Kinder träumen davon, eines Tages ein gemeinsames Haus kaufen zu können, das für sie ein würdiger Lebensmittelpunkt werden könnte. Dafür arbeiten und betteln sie und das dabei verdiente Geld übergeben sie Alik, der es in einem Blechkasten sammelt.
Koyan wird schnell zu einer Führungsfigur in der Gruppe, in der wenig später auch die junge Prostituierte Oksana, in die sich der Junge verliebt hat, Aufnahme findet. Doch Alik versagt in seiner Rolle als Ersatzvater kläglich. Mit dem Geld der Kinder hat er heimlich seine Drogensucht befriedigt. Als dies aufgedeckt wird, droht der große Traum der Gruppe zu zerbrechen. Enttäuschung, Hilflosigkeit und Misstrauen breiten sich aus und es folgt Katastrophe auf Katastrophe. Zum Schluss zieht Mascha mit dem Grüppchen in eine ungewisse Zukunft und Koyan bleibt mit einer unbestimmten Sehnsucht allein zurück.
"Lovitor" konfrontiert den Zuschauer mit einem weiten Spektrum problematischer sozialer Verwerfungen der gegenwärtigen russischen Gesellschaft. Neben den schon genannten Aspekten kommen noch Kleinkriminalität, Korruption und weit verbreiteter Egoismus hinzu. All dem sucht er den Traum von der familiären Gemeinschaft entgegen zu setzen. Leider wird das Thema aber mit der Fülle der angesprochenen Probleme überfordert. Zu viele Schicksale werden angerissen, zu viele Nebenaspekte aufgegriffen. Dadurch gerät die Figur des Koyan auch immer wieder aus dem Zentrum der Handlung und sie kann so nicht die in ihr angelegte Identifikationsfunktion erfüllen. Was für den Zuschauer bleibt, ist die Erschütterung über die beschriebenen Zustände, die aber leider keine emotionale Nachhaltigkeit provoziert.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin