Produktion: ACNE Film Stockholm; Schweden 2008 – Regie: Fredrik Edfeldt – Buch: Karin Arrhenius – Kamera: Hoyte van Hoytema – Schnitt: Bernhard Winkler – Musik: Mad Planet, Dan Berridge – Darsteller: Blanca Engström (Mädchen), Vidar Fors (Ola), Shanti Roney (Vater), Annika Hallin (Mutter), Tova Magnusson Norling (Anna), Emma Wigfelt (Tina) u. a. – Länge: 95 Min.- Farbe – Weltvertrieb: Delphis Films, Montréal, Fax: +1 514 8439574, e-mail: distribution@delphisfilms.com – Altersempfehlung: ab 10 J.
Das Mädchen ist fast zehn Jahre alt, zart, zerbrechlich und introvertiert, mehr in seinen Fantasien lebend, als in der Wirklichkeit. Gerade hat es eine Impfung über sich ergehen lassen, denn die Familie will die Sommerferien in Afrika verbringen. Die Kinder sollen sich erholen, die Eltern wollen Entwicklungsarbeit leisten, "Gutes" tun. Kurz vor der Abfahrt erfahren sie, dass ihre Tochter nicht mitkommen kann: Ein paar Monate fehlen ihr zum zehnten Lebensjahr. Vorschrift ist Vorschrift, aber von ihren Reiseplänen wollen die Eltern deshalb nicht abgehen. Alles ist bereits gebucht und bezahlt, außerdem muss die Mutter mal weg von hier, weg von der Eintönigkeit des gewohnten Landlebens. Also wird auf die Schnelle ein Schwimmkurs gebucht und Vaters jüngere Schwester zum "Babysitten" bestellt. Doch Tante Anna zeigt für ihre schweigsame Nichte wenig Interesse und empfängt zudem ständig Männerbesuch. Kurzerhand organisiert das Mädchen für die Tante eine Einladung zum Segeln. Die nimmt Anna tatsächlich an, "nur für ein paar Tage".
Das Mädchen bleibt zurück, allein in dem großen, leeren Haus. Den Schwimmkurs besucht es nicht mehr weiter, traut es sich doch nicht, vom Dreimeterbrett zu springen. Und niemand ist da, der Mut macht. Auch mit der Freundin Tina und deren neuer Begleiterin hat es bald keine Lust mehr zu spielen, benehmen sich die beiden doch pubertär-zickig und behandeln es wie eine Untergebene. Tinas unangenehmen, ziemlich anzüglichen Vater weicht das Mädchen ohnehin am liebsten aus. Immer mehr zieht es sich ins Haus zurück, vor allem in sein Versteck im Stall, liest Bücher, sammelt Bilder, bastelt und träumt vor sich hin. Der Einzige, der das Mädchen aus der Einsamkeit und in die Wirklichkeit holt, ist der gleichaltrige Ola. Sie spielen zusammen, streifen durch die Natur, fangen Kaulquappen und beobachten Tiere. Doch dann stürzt Ola bei einem Streit vom Heuboden herunter und muss ins Krankenhaus. Nun ist das Mädchen ganz allein. Schuldgefühle und tiefe Verzweiflung lassen die Kleine physisch und psychisch zusammenbrechen. Ist es Traum oder Wirklichkeit, dass ein junger Mann in einem Heißluftballon auf einer Wiese in der Nähe landet und das Mädchen rettet? Auf jeden Fall aber ist das Mädchen, als die Eltern von ihrer Reise zurückkehren, "gewachsen", wie die Mutter sofort bemerkt. Was aber die Tochter hat reifen und erwachsener werden lassen, werden die Eltern nie erfahren ...
Mit "Flickan" stellte der in Stockholm geborene Regisseur Fredrik Edfeldt auf der Berlinale/Generation Kplus seinen ersten Spielfilm vor, der – was die eindrückliche Bildsprache, das Einfühlungsvermögen in die kindliche Psyche und die Auswahl der Kinderdarsteller betrifft – ganz in der Tradition der skandinavischen Kinderfilmproduktion steht. Es geht hier um ein existenzielles Problem eines Kindes, das mit der ihm gebührenden Ernsthaftigkeit behandelt wird. Ganz anders als in der deutschen Produktion "Lippels Traum", in der der Held in einer ähnlichen Situation ist, versteht es Fredrik Edfeldt, die seelischen Konflikte seiner Protagonistin über Äußerlichkeiten hinaus spürbar zu machen. Er findet Bilder und Metaphern für die emotionale Überforderung und Verlorenheit dieses Mädchens, dessen Namen wir nicht erfahren – vielleicht weil sein Schicksal für das vieler anderer Kinder steht.
Edfeldt bleibt ganz in der Realität, er fokussiert sich auf das zerbrechliche Wesen, lässt die Kamera auf seinem Gesicht ruhen, begleitet es in der Einsamkeit des Hauses. Mit der zehnjährigen Blanca Engström hat er zudem eine Hauptdarstellerin gefunden, die das Mädchen nicht "spielt", sondern selbst all die bedrohlichen Situationen und das Gefühl der Verzweiflung zu durchleben scheint. "Das Mädchen" berührt Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Sicher bedeutet dieses Kinoerlebnis für Kinder auch eine Herausforderung, aber es gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf der Leinwand wieder zu finden, sich verstanden zu fühlen und daraus Kraft zu schöpfen. Die Internationale Jury von Generation/Kplus nannte Edfeldts Debüt ein "atemberaubendes Portrait kindlicher Einsamkeit" und zeichnete es mit einer lobenden Erwähnung aus.
Barbara Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin