Produktion: Parallax East / The Post Republic; Großbritannien / Deutschland 2008 – Regie und Buch: Justin Kerrigan – Kamera: Ed Wild – Schnitt: Stuart Gazzard – Musik: Josh Blairat Sphere – Darsteller: Robert Carlyle (Charlie), Arron Fuller (Jamie), David Bradley (Mr Fisher), Valerie Lilley (Lilly), Karl Johnson (Ernie) u. a. – Länge: 81 Min. – Farbe – Weltvertrieb: The Little Film Company, USA – Studio City, CA 91604, e-mail: info@thelittlefilmcompany.com – Altersempfehlung: ab 14 J.
"Lasst sie Männer sein" überschreiben Klaus Hurrelmann und Gudrun Quenzel einen Artikel (Die Zeit, 23.10.2008), worin sie darauf hinweisen, dass sich parallel dazu, wie in den letzten Jahrzehnten die Benachteiligung von Mädchen mehr und mehr unakzeptabel wurde, die Benachteiligung junger Männer zugenommen habe. Inzwischen gäbe es bei ihnen ein deutliches Orientierungsproblem. Doch auch sie hätten ein Anrecht darauf, Geschlechtergerechtigkeit zu erfahren. Männlichen Heranwachsenden fehle es aber im gesellschaftlichen Erziehungs- und Bildungskontext an Leitbildern, so die Autoren.
Doch auch in häuslicher Umgebung ist es oftmals so, dass kleine Jungen aus unterschiedlichen Gründen eine vorbildgebende Vaterfigur vermissen müssen. So geht es auch dem elf Jahre alten Jamie in einer kleinen Stadt in Süd-Wales Ende der 80er-Jahre. Von daher ist er begeistert und glücklich, als sein Vater Charlie auftaucht und ihn zum Verbündeten großartiger Pläne macht. Er verspricht Jamie ein Leben außerhalb der bisherigen kleinstädtischen Tristesse. Bevor es aber soweit sein wird, müsse Charlie noch als Geheimagent ihrer Majestät einen wichtigen Auftrag erfüllen. Eine mysteriöse Organisation namens "Astrosat" drohe damit, die Kontrolle über die Gedanken der Menschen übernehmen zu wollen. Justin Kerrigan, der den Film seinem verstorbenen Vater gewidmet hat, verzichtet darauf, etwas über die Vorgeschichte von Vater und Sohn zu erzählen. Es wird auch nicht darüber gesprochen, wo die Mutter abgeblieben ist. Die Handlung konzentriert sich ganz allein auf den Moment, wo ein Junge seinen Vater als Vorbild und Freund entdeckt. Darauf, wie er alle Hoffnung in den Mann setzt und wie er schließlich mit einer bitteren Enttäuschung klar kommen muss. Robert Carlyle, auch hierzulande gut bekannt seit seiner Rolle als psychopathischer Alkoholiker Francis Begbie in "Trainspotting" (1996) von Danny Boyle, ist in seiner Vaterrolle ebenso überzeugend wie der wunderbare Arron Fuller, der als Sohn ein ebenbürtiges Pendant zu dem gestandenen britischen Filmstar abgibt.
Charlie wittert mehr und mehr hinter jedem, dem er begegnet, einen Verbündeten der finsteren Mächte, die es zu bekämpfen gilt. Jamie erhält von ihm Aufträge, die der mit größter Gewissenhaftigkeit erfüllen möchte. Doch dabei ergeben sich zunehmend Widersprüche, die der Junge sich nicht erklären kann. Verbergen sich hinter den Monteuren eines Anbieters für Satellitenfernsehen wirklich gefährliche Agenten, wie der Vater es behauptet? Treiben Ernie und Lilly, bei denen sich der Junge immer wohl gefühlt hat, tatsächlich ein bedrohliches Doppelspiel im Auftrag der geheimnisvollen Organisation? Doch der Vater erscheint so überzeugend und wenn er mit ihm zusammen ist, dann spürt er, dass er groß, stark und selbstbewusst sein kann. All diese Eigenschaften wird er bald noch mehr brauchen. Allerdings anders, als er bisher gedacht hatte.
Jamie entdeckt, dass die Aufgaben, von denen Charlie so eindrücklich gesprochen hatte, allein aus dessen Phantasie entsprungen sind. Der geliebte Vater unterliegt einem paranoiden Verfolgungswahn, dem er zudem durch übermäßigen Alkoholgenuss zu entkommen sucht. Jamie, der eine Stütze gesucht hatte, muss begreifen, dass er selbst so etwas wie der letzte Rettungsanker für den verzweifelten Mann gewesen war. In einer höchst emotionalen Szene müssen sich schließlich beide trennen. Jamie ist traurig. Doch das Erlebnis hat ihm auch Kraft gegeben. Allerdings muss er nun allein zurechtkommen. Insofern erzählt der Film gleichzeitig etwas von der wichtigen Rolle, die Väter haben, und er erzählt davon, dass sie diese vielfach nicht ausfüllen können.
Wie die Präsentation des Films in der Reihe "14plus" während der Berlinale 2009 zeigte, spüren jugendliche Zuschauer sehr wohl die Dimension der angesprochenen Konflikte, doch es fällt ihnen eher schwer, die komplexe Problematik, die zu deutlich aus der Sicht des reflektierenden Erwachsenen erzählt ist, auch tatsächlich zu entschlüsseln.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin