Produktion: Sonnensegel e. V. Brandenburg; Deutschland 2002 – Regie: Heike Schober, Rene Zeuner – Buch: Heike Schober, Rene Zeuner – Kamera: Bernhard Keller – Schnitt: Michael Rother – Musik: Matthias Schwab – Darsteller: Marie Kunz, Christian Jahnke, Christian Kletsch, Julia Konopke, Detlev Buck, Heike Schober u. a. – Länge: 64 Min. – Information: Sonnensegel e.V., Gotthardtkirchplatz 4/5, D-14770 Brandenburg, Telefon 03381-522837, e-mail: sonnensegel@arcomail.de – Altersempfehlung: ab 14 J.
Innerhalb einer rechten Jugendgang versucht sich Martin gegenüber den Unsicherheiten des Lebens zu behaupten. Hier fühlt er sich geborgen und stark. Im Gegensatz zu den meisten seiner Freunde spürt der 16-Jährige aber auch die Enge und Perspektivlosigkeit, die von der geschlossenen Gruppe ausgeht. So nimmt es nicht Wunder, dass er für den Vorschlag eines Freundes aufgeschlossen ist, sich einer Theatergruppe anzuschließen. Dort findet er eine Herausforderung als Techniker und für sein zeichnerisches Talent bekommt Martin Anerkennung. Das sind für den Jungen ungewohnte Erfahrungen. Er, der in der Schule längst als Versager stigmatisiert worden ist und darauf mit trotziger Verweigerung reagiert, begreift, dass er als Individuum wichtig sein kann. Das und die sich bei den Proben entwickelnde Liebe zur gleichaltrigen Marina bringen ihn schließlich mehr und mehr in Konflikt zu seinen bisherigen Freunden.
Martin versucht zunächst, die sich auftuenden Gegensätze auszugleichen. Er lädt seine Freundin zu einer Skinheadparty ein und er sucht sich beim Kraftsport und bei Prügeleien zu behaupten. Doch die Zweifel werden größer, sowohl bei ihm als auch bei seinen Partnern.
Als sich herausstellt, dass Marina aus Russland stammt, für seine fremdenfeindlich orientierten Freunde ein unakzeptabler Umstand, muss sich Martin entscheiden. Zunächst nimmt seine Unsicherheit weiter zu, zumal er wegen einer brutalen Prügelei nicht nur Gewissensbisse hat, sondern auch noch eine Anzeige wegen Körperverletzung verkraften muss. Am liebsten würde er fliehen. Doch dann bekennt er sich zu Marina.
Die Geschichte von Heike Schober und Rene Zeuner knüpft authentisch an die Gefühlslage heutiger Jugendlicher in Deutschland an. Sie erzählt von deren Schwierigkeiten bei der Suche nach selbst bestimmter Identität innerhalb einer zunehmend widersprüchlich werdenden Welt. Dabei werden Entwicklungen kritisch hinterfragt, die Protagonisten aber niemals denunziert. Wenn das Auftreten der rechten Clique auch über die Erzählhaltung eindeutig abgelehnt wird, so wird deren Bedürfnis nach Geborgenheit und überschaubaren Strukturen durchaus Verständnis entgegen gebracht. Da ist ein Mädchen enttäuscht, wenn ihre Kochkünste nicht gewürdigt werden und die brutalen Schläger basteln mit kindlichem Gemüt an einem Piratenboot. Martin werden damit die Entscheidungen nicht leicht gemacht.
Um seinen Weg zu finden, muss er aus der Anonymität der Gruppe heraustreten. Er muss sich öffnen und sich zu seinen Gefühlen bekennen. Das bedeutet, dass er der beißenden Ironie des Lehrers, sehr gut gespielt von Detlev Buck, mehr als Trotz entgegen stellt. Das heißt aber auch, dass man seinen Frust nicht auf konstruierten Nebenschauplätzen abreagieren kann, sondern dass man sich den eigentlichen Ursachen stellen muss. Momentane Scheinlösungen, zumal gewaltsam gesucht, bedeuten letztendlich nur eine Zuspitzung der Konflikte.
Heike Schober hatte sich bereits mit dem Dokudrama "Puppen" (2000) dem Thema zugewandt. Beide Male konnte sie auf konkrete Erfahrungen innerhalb der Jugendarbeit des Vereins Sonnensegel zurückgreifen. Die Jugendlichen selber setzen sich in den Filmen spielerisch mit den Konflikten ihrer realen Lebenssituation auseinander. Das macht die Geschichten ehrlich und spannend. Genau das hat die Jugendjury beim Filmfestival "Schlingel" 2002 in Chemnitz gespürt, als sie für "Platzangst" ihren Hauptpreis vergab.
Was im Film allerdings mit Blick auf wirkliche Lebenskonflikte differenziert gezeichnet wird, bleibt in seiner filmischen Umsetzung recht einschichtig. Martins Entwicklung ist leicht voraussehbar. Was dem jungen Darsteller an mimischen Ausdrucksvarianten fehlt, sollen allzu bemüht musikalische Brücken ausgleichen. Die Nebenfiguren agieren überwiegend als typisierte Stichwortgeber ohne charakterliche Tiefe. Dennoch bleibt "Platzangst" eine wichtige Arbeit. Etwa im Gegensatz zu "Führer Ex" von Winfried Bonengel werden hier Jugendkonflikte, die auch zu extremen Formen rechter Gewalt führen können, nicht aus vereinfachten Klischeefragmenten erklärt, sondern aus nachvollziehbaren Lebenserfahrungen der Betroffenen selbst. Der Zuschauer wird nicht mit einem Gruseleffekt allein gelassen, sondern er hat die Chance, über die Identifizierung mit den Handelnden sich seinen eigenen Fragen und Problemen anzunähern.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin