Produktion: Asta Film Kopenhagen; Dänemark 2008 – Regie: Lotte Svendsen – Buch: Tommy Bredsted, Mette Horn, Lotte Svendsen – Kamera: Lars Skree – Schnitt: Camilla Ebling – Musik: Jens Brygmann – Darsteller: Samuel Heller-Seifert (Max), Mette Horn (Agnethe), Lars Born (Steen Cold), Louise Mieritz (Ulla), Rasmus Bjerg (Carlo), Anna Agafia Sveniouk Egholm (Esther), Ophelia Eriksen (Ofelia), Faysal Mobahriz (Hassan) u. a. – Länge 93 Min. – Weltvertrieb: SF Film A/S, Kopenhagen, Fax: +45 70267627, e-mail: hvn@sf-film.dk – Altersempfehlung: ab 10 J.
Max ist eigentlich ein ganz normaler Junge. Er möchte in der Schule anerkannt sein, er möchte von seiner Mutter verstanden werden, er möchte die Sache mit der Zahnspange möglichst schnell hinter sich bringen und er hätte es gern, wenn die neue Mitschülerin Ofelia merken würde, dass er ein bisschen in sie verliebt ist. Doch obwohl Max nach außen hin offensichtlich so ist, wie viele andere Jungen auch, gerät er dennoch ständig in höchst peinliche Situationen.
Sein Freund Hassan spannt ihn in eine selbstgebaute Zahnausrichtungsapparatur, von der er überzeugt ist, dass dadurch das lästige Problem der Zahnspange umgangen werden kann. Natürlich geht alles schief und Max hat neben den Schmerzen auch noch das Gespött des Konstrukteurs zu ertragen. Mit einem gewissen Schmunzeln sieht auch die gleichaltrige Nachbarin Esther, wie Max versucht, die falschen Heldengesten ihres Vaters, ein gut im Geschäft stehender Autor und Schauspieler, nachzuahmen. Besonders peinlich ist jener Moment, als Max' Mutter Agnethe ausgerechnet in Gegenwart von Ofelia über alte Bettnässergeschichten ihres Sohnes erzählt. Überhaupt seine Mutter. Seit sechs Jahren schreibt sie mit Hilfe ihrer Freundin an einer Geschichte des Ersten Weltkriegs. Diese Arbeit und zahlreiche gemeinnützige Aktivitäten in der Kirchengemeinde füllen sie völlig aus. Ihren Sohn glaubt sie mit Liebe geradezu zu überschütten. Doch was er wirklich braucht, nämlich jemanden, der ihm zuhört und ihn dabei ernst nimmt, das spürt sie nicht.
Auch die Großeltern haben kein Ohr für den Enkel. Sie haben sich auf dem Platz vor dem Parlament eingerichtet und demonstrieren dort unverdrossen für den Weltfrieden. Sie sind in der Haltung der ewig gutmeinenden Mahner erstarrt und es scheint sie auch nicht zu stören, dass sie schon lange keine Verbündeten mehr haben. Der Pfarrer ist ebenfalls so ein "Gutmensch", wenn er in der sozialpädagogischen Weihnachtsbetreuung einiger Strafgefangener dermaßen aufgeht, dass er darüber hinaus kaum noch ein Ohr für seine Gemeindeschäfchen hat. Sicher ahnt der Gottesmann, dass er den eigentlichen Problemen ausweicht, wenn er voller Eifer seine Bestätigung beim Weihnachtssingen mit ein paar gestrauchelten Seelen sucht. Auch der Schauspieler weiß, dass er sich lächerlich macht, nur um dem Publikum die gewünschte Gaudi zu bieten und die Mutter fühlt genau, dass sie eine innere Leere überbrückt, wenn sie sich jahrelang an einem Thema festhält. Doch alle haben sich in ihren Rollen recht bequem eingerichtet.
Max kennt keinen Argwohn und das ist das Besondere an ihm. Er nimmt seine Mitmenschen unmittelbar auf jener Ebene ernst, auf der sie sich darstellen. Doch gerade deshalb gerät er immer wieder in die besagten peinlichen Situationen. Das wirkt bisweilen herzhaft komisch und der Film bietet seinem Publikum viele Anlässe, herzlich zu lachen. Doch hinter der spaßigen Fassade verbirgt sich ein sehr ernster Kern. Nicht Max ist im eigentlichen Sinne peinlich, sondern diejenigen, die ihre Weltwahrnehmung, einschließlich des Blicks auf sich selbst, hinter aufgesetzten Masken versteckt haben. Tragisch wird es, wenn das auch schon Kinder verinnerlicht haben. Ofelias Vater ist einer von jenen Knastbrüdern, die die Gemeinde in den Weihnachtstagen betreut. Doch sie hat das verdrängt und den Mitschülern erzählt, ihr Vater sei dienstlich abwesend. Natürlich kann es nicht anders kommen, als dass die Lüge durch die Geradlinigkeit von Max aufgedeckt wird. Das Mädchen ist daraufhin wütend und für Max droht der Traum von einer ersten Liebe zu scheitern. Doch Lotte Svendsen fängt die tragischen Elemente ihrer Geschichte in einem bewusst utopisch angelegten furiosen Versöhnungsfinale auf.
Der auf einer Fernsehserie basierende Film erzählt konsequent aus der Sicht des Jungen von den Nöten Heranwachsender, sich in unserer egozentrisch geprägten modernen Welt zu orientieren. Er tut dies sehr humorvoll und wenn schließlich die Frage im Raum steht, ob nicht die Erwachsenen letztendlich verrückt gewordene Kinder seien, dann könnte das für sie ein Anlass sein, in den Spiegel zu schauen. Für die Kinder kann es Bestätigung sein, ihren noch unverstellten Gefühlen zu vertrauen.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin