Produktion: NFP teleart / Norflicks Productions Ltd. Kanada / ORB; Deutschland / USA / Kanada 1999 – Regie: Eric Till – Buch: Gareth Jones, Eric Till – Kamera: Sebastian Richter – Schnitt: Roger Mattiussi – Darsteller: Ulrich Tukur (Dietrich Bonhoeffer), Johanna Klante (Maria von Wedemeyer), Robert Joy (Manfred Roeder), R. H. Thomson (Knobloch), Ulrich Noethen (Hans von Dohnanyi), Tatjana Blacher (Christel von Dohnanyi), Susanne Lothar (Sabine Leibholz) u. a. – Länge: ca. 90 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – Verleihinformation: Matthias – Altersempfehlung: ab 14 J.
Verloren hat nicht der, der nackt zum Galgen geht, sondern jener, der ihm im Kostüm der Macht hinterher ruft, das sei das Ende. Ruhig und gefasst legt der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, gespielt von Ulrich Tukur, seine Kleidung ab. Die Kamera erfasst von hinten eine starke Gestalt, die auf das Schafott zugeht. Der Mann dominiert das Bild. Hinter ihm, im Ledermantel, mit weißem Hemd und rotem Schlips, der Militärrichter Manfred Roeder (Robert Joy), klein, nervös und bösartig. Die ideelle Botschaft der Szene konterkariert das, was als Vorgang gezeigt wird. Sie ist der tragische Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen zwei Männern, bei der der eine über alle Mittel äußerer Überlegenheit verfügt und der andere allein auf seinen Glauben, seine Überzeugungen, alles das, was seinen Charakter prägt, bauen kann. Dieser Konflikt prägt die deutsch-amerikanisch-kanadische Koproduktion von Eric Till.
Dietrich Bonhoeffer ist heute einer der bekanntesten deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er starb im April 1945 als Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime am Galgen des KZ Flossenbürg. Als Bonhoeffer ermordet wurde, war er innerhalb seiner Kirche ein relativ einsamer Mann. Er war der Kopf einer kleinen Restgruppe bekennender Protestanten, die sich im Gegensatz zum überwiegend kompromissbereiten Teil der evangelischen Kirche entschieden von den totalitären Ansprüchen des Regimes distanzierten. Für diese Haltung wurde er als Sektierer und Schwärmer zunehmend ins Abseits gedrängt. Bonhoeffer litt unter der Isolation, doch er zog sich nicht zurück. In einem Prozess der inneren Auseinandersetzung mit seinen christlichen Idealen entschloss er sich zum aktiven politischen Widerstand. Diese Entscheidung traf Bonhoeffer 1939, wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Der Film knüpft an diese Lebensphase des Pfarrers an, ohne dabei den Anspruch zu erheben, die Biografie dokumentarisch genau nachzuzeichnen. Ausgangspunkt ist Bonhoeffers Überzeugung, dass nur ein Führer existiere, der nicht von dieser Welt sei, nämlich Jesus Christus. Diese Überzeugung gibt er auch als Leiter des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde an seine Studenten weiter. Damit fordert Bonhoeffer die Ideologiewächter des Nazi-Staates heraus. Man untersagt ihm zunächst das öffentliche Predigen und er erhält Publikationsverbot. Schließlich wird auch das Seminar geschlossen. Der Kreis derer, die zu ihm stehen, wird kleiner. Der Pfarrer muss erleben, wie sich auch bei einem Teil seiner Studenten Angst breit macht. Sie passen sich den Gegebenheiten an. Außerdem fordern die Nürnberger Rassengesetze ihren Tribut. Bonhoeffer gibt sich bezüglich der möglichen Konsequenzen aus diesen Gesetzen keinerlei Illusionen hin. So drängt er seine Schwester Sabine dazu, so schnell als möglich mit ihrem jüdischen Mann das Land zu verlassen.
Als die Reichspogromnacht die schlimmsten Befürchtungen Bonhoeffers bestätigt, befindet er sich auf Einladung des "N.Y. Union Theological Seminary" in den USA. Freunde raten ihm, im Ausland zu bleiben. Doch Bonhoeffers Denken und Handeln ist nicht primär auf sich gerichtet. Er will im Sinne der so von ihm begriffenen christlichen Mission auf andere wirken. Also zieht es ihn dorthin, wo seine Hilfe am notwendigsten erscheint, nach Deutschland. Bald führen ihn die Umstände weg von seinem vorwiegend karitativen und missionarisch bestimmten Handeln hin zu Formen des aktiven Widerstands. Über seinen Schwager Hans von Dohnanyi wird er in die Arbeit einer Widerstandsgruppe innerhalb der deutschen Spionageabwehr um General Oster und Admiral Canaris einbezogen. Er kommt zu der Erkenntnis, dass es moralisch verwerflicher sei, böse zu sein, als Böses zu tun. Ulrich Tukur bringt sehr überzeugend Bonhoeffers Ringen um die moralische Rechtfertigung dieses Schrittes zum Ausdruck.
Die inneren Auseinandersetzungen erfahren eine Zuspitzung, als sich der Theologe in die junge Maria von Wedemeyer verliebt. Das Mädchen ist gleichzeitig Projektionsfläche für mögliches Lebensglück als auch Symbol für die Bedrohung des selbigen. Restriktionen gegen Bonhoeffer verbinden sich im Film immer mit der Person des Gestapo-Mannes Roeder. Nach der Verhaftung des Pfarrers bestimmt die direkte Konfrontation dieser beiden Männer fast ausschließlich den Verlauf der weiteren Handlung. Roeder, dessen sozialer Aufstieg unmittelbar mit der Etablierung des diktatorischen Systems zusammenhängt, kann sich auf der einen Seite der Ausstrahlung Bonhoeffers nicht entziehen, auf der anderen Seite hasst er ihn gerade dafür. Er spürt, dass jene Größe, die der andere scheinbar von innen heraus entwickelt, seiner eigenen systemabhängigen und damit äußerlich bedingten Machtposition weitaus überlegen ist. Bonhoeffer wird gedemütigt, er wird physisch gequält und schließlich soll er bestochen werden. Doch kein Instrument aus Roeders begrenzter Vorstellungswelt kann Bonhoeffer von seinen Prinzipien abbringen. Selbst bei seiner Hinrichtung bleibt der Pfarrer dem Gegenspieler überlegen.
Eric Till setzt beim Erzählen seiner Geschichte auf emotionale Momente, die über sorgfältig inszenierte Bilder vermittelt werden. Er unterliegt nicht der, bei der Person Bonhoeffer nahe liegenden Versuchung, über verbale Konstruktionen Haltungen oder Entscheidungen zu erklären.
Wie bei allen Filmen, die sich auf reale historische Persönlichkeiten beziehen, kann die allgemeine Handlung den Zuschauer nicht wirklich überraschen. Das Ende ist von vornherein bekannt. Die Überraschungen liegen in der Sicht auf die Einzelheiten. Hier ist das mit Blick auf einen Mann, der ein Gewissen und eine eigenständige Meinung hat, die er sich auch unter dem Galgen nicht brechen lässt, gelungen. Solche Haltung ist nicht so häufig, doch sie wird gebraucht.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin