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Produktion: FFL Film- und Fernsehlabor Ludwigsburg / SWR /Arte /Filmakademie Baden-Württemberg,; Deutschland 2012 – Regie: Lars-Gunnar Lotz – Buch: Anna Maria Praßler – Kamera: Jan Prahl – Schnitt: Julia Böhm – Musik: Sea + Air – Darsteller: Edin Hasanovic (Benjamin), Pit Bukowski (Tobias), Julia Brendler (Eva), Natalia Rudziewicz (Mariana), Marc-Benjamin Puch (Niklas), Aram Arami (Emre), Alexander Becht (Steffen), Joachim Foerster (Ivo), Oliver Konietzky (Alex), Kais Setti (Samir) u. a. – Länge: 93 Min. – Farbe – Verleih: Alpha Medienkontor – Altersempfehlung: ab 14 J.
Sein erster Kurzspielfilm "Lisanne", den der damalige Regiestudent Lars-Gunnar Lotz mit seiner geistig behinderten Schwester drehte, wurde nicht nur beim Deutschen Kinder-Film&Fernseh-Festival 2005 mit dem Goldenen Spatz ausgezeichnet, sondern konnte auch auf internationalen Festivals Preise erringen. Nun ist sein Spielfilmdebüt und zugleich Hochschulabschlussfilm "Schuld sind immer die Anderen" beim diesjährigen Schlingel-Festival in Chemnitz präsentiert und vom Publikum begeistert aufgenommen worden. Inspiriert von dem auf Eingliederung bedachten und damit zukunftsweisenden Umgang mit jugendlichen Straftätern im baden-württembergischen "Seehaus Leonberg", einer Einrichtung des freien Strafvollzugs, drehte Lars-Gunnar Lotz einen Film über einen jungen Kriminellen, der lernen muss, sich mit den Folgen seiner Tat und vor allem der Frage nach der Schuld auseinanderzusetzen.
Er siedelt seine Geschichte im fiktiven "Waldhaus" an, in dem Ben, der wegen mehrerer Raubüberfälle und schwerer Körperverletzung im Jugendknast war, eine einmalige Chance für einen Neuanfang bekommt. Zusammen mit sechs anderen jungen Straftätern soll er hier in der familiären Gemeinschaft soziale Kompetenz erlernen, für sich und andere Verantwortung übernehmen und über seine Vergangenheit nachdenken. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nimmt Ben die strengen Regeln, die im Waldhaus herrschen, an, denn zurück ins Gefängnis will er auf keinen Fall mehr. Auch an den straffen Tagesablauf, der geprägt ist von Arbeit, Lernen und Sport, gewöhnt er sich bald. Eines Tages aber kommt die Sozialarbeiterin Eva von einer Kur zurück und Ben erkennt in ihr eines seiner Opfer. Er hat sie damals nicht nur ausgeraubt, sondern auch schwer misshandelt. Reue hat Ben bisher nie gezeigt, zumal ihm diese Tat nicht nachgewiesen werden konnte. Auch Eva weiß nicht, dass er an dem brutalen Überfall beteiligt war. Doch dann beginnt sie etwas zu ahnen, erkennt zunächst einen Satz von Ben wieder, den er damals auch zu ihr gesagt hatte, bis sie später sogar ein Foto von ihrer Tochter, das sie im Portemonnaie getragen hatte, bei ihm versteckt findet. Und während Eva nach wie vor von ihren furchtbaren Erinnerungen geplagt wird, erfährt Ben, welch schlimme Folgen diese Gewalttat für Eva und ihre Familie hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben meldet sich sein Gewissen zu Wort.
Lars-Gunnar Lotz konzentriert sich in seinem Film auf die Opfer-Täter-Konstellation und beleuchtet dabei beide Perspektiven. Einerseits zeigt er auf, wie schwer es Ben zunächst fällt, zu seiner Tat zu stehen und sich dem zu stellen, was er mit seiner Gewalttätigkeit bei seinem Opfer ausgelöst hat, zumal ihm dieses Opfer, also Eva, äußerst sympathisch ist. Am schlimmsten aber ist für ihn die Erkenntnis, dass er diese Tat und ihre Folgen nie wieder gutmachen kann, er mit seiner Schuld leben muss. Diese innere Zerrissenheit, dieses allmähliche sich Bewusstmachen seines Handelns wird beeindruckend dargestellt von Edin Hasanovic. Die Rolle der Sozialarbeiterin Eva hat Julia Brendler übernommen. Ebenso überzeugend stellt sie dar, wie sie durch diese Gewalterfahrung verändert wurde und wie sie nun mit den Ansprüchen, die ihre Tätigkeit als Moderatorin im "Täter-Opfer-Ausgleich" an sie stellt, in Konflikt kommt. Früher hat sie immer auch Verständnis für die Täter gezeigt, auf deren Biographie und die sozialen Ursachen verwiesen. Jetzt – selbst in der Rolle des Opfers – muss sie feststellen, wie schwer es fällt zu verzeihen und zu vergessen. Sie weiß, dass sie über diesen Schicksalsschlag vielleicht einmal hinwegkommen wird, ganz verwinden aber wird sie ihn nie.
Barbara Felsmann
SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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