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Ausgabe 113-1/2008

COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER

Produktion: Flying Moon Filmproduktion; Deutschland 2006 – Regie: Uli Gaulke – Buch: Jeannette Eggert, Uli Gaulke – Kamera: Axel Schneppat – Schnitt: Andrew Bird – Musik: Mark Orton – Länge: 106 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Flying Moon (OmU) – Altersempfehlung: ab 14 J.

Der Dokumentarfilmregisseur und Betreiber des Balasz-Kinos in Berlin, Uli Gaulke, der mit seinem Film "Havanna, mi amor" 2001 den Deutschen Filmpreis und den Bayerischen Dokumentarfilmpreis gewonnen hat, schreibt mit seiner neuen Arbeit – kein Wunder bei seiner Biografie – eine Hommage an das Kino. So porträtiert er vier leidenschaftliche Cineasten aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt: aus Indien, Nordkorea, Burkina Faso und dem US-Bundesstaat Wyoming. Da hat beispielsweise der junge Anup das riesige Zeltkino seines Vaters geerbt und fährt die Hälfte des Jahres mit seinen drei LKWs durch den indischen Bundesstaat Maharashtra. Die Vorstellungen auf den Dörfern sind meist ausverkauft, die Geschäfte laufen gut und so träumt Anup von einem festen Kino mit einem Vorführsaal. Han Yong-Sil wiederum arbeitet seit über 30 Jahren als Filmvorführerin in einem Kulturhaus der Kooperative in Chongsan-Ri/Nordkorea. Sie, die eigentlich mal Schauspielerin werden wollte, versucht nun, "ihre" Landarbeiter mit Filmkunst zu erbauen und politisch zu erziehen. In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, haben die drei Freunde Lassane, Luc und Zakaria das kleine Kino "Emergence" gepachtet. Zwar hat es kein Dach mehr, aber der Projektor funktioniert noch und so tun die drei alles, um Filme wie Publikum in ihr Kino zu locken, das vielleicht irgendwann ihnen gehören wird. Für diesen Traum nehmen sie den Ärger mit ihren Ehefrauen in Kauf, die – zu Recht – bemängeln, dass die Männer überhaupt keine Zeit für ihre Familien haben. In dem kleinen Städtchen Big Piney in Wyoming ist es eine ehemalige Bankangestellte, die sich dem Kino verschrieben hat. Nach einer unglücklichen Ehe hat sie von ihrem Bruder das von außen wie eine Scheune wirkende "The Flick" übernommen, hat gelernt, den Projektor wie die Popkorn-Maschine zu bedienen, und bietet ihren Zuschauern Seelentrost nicht nur durch Hollywood-Produktionen, sondern auch durch ihre stets aufmunternden Worte.

Und weil bei Kinomachern in der Regel Arbeit und Freizeit schwer zu trennen sind, begleitet Regisseur Uli Gaulke seine Protagonisten im beruflichen wie im privaten Umfeld. So erfahren wir – neben der anrührenden und sich auf den Zuschauer übertragenden Begeisterung fürs Kino – ganz persönliche Lebensgeschichten, in denen sich immer auch ein Stück Filmdramatik hineingeschlichen zu haben scheint.

Barbara Felsmann

 

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KJK-Ausgabe 113/2008

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