Zum Inhalt springen

Ausgabe 134-2/2013

CAPTURING DAD

Bild: CAPTURING DAD
© Generation / Berlinale

Produktion: Pictures Network Tokio; Japan 2012 – Regie und Buch: Ryota Nakano – Kamera: Shingo Hirano –  Schnitt: Ryota Nakano – Musik: Takashi Watanabe – Darsteller: Makiko Watanabe (Sawa, Mutter), Erisa Yanagi (Hazuki), Nanoka Matsubara (Koharu), Kenichi Takito (Tetsuji) u. a. – Länge: 74 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Fortissimo Films. Amsterdam, E-Mail: info@fortissimo.nl – Altersempfehlung: ab 14 J.

Mit "Capturing Dad" legte der 1973 in Kyoto geborene Regisseur Ryota Nakano sein Spielfilmdebüt vor, das im Februar 2013 bei Generation 14plus lief. "Was ist Familie?", fragt sich Ryoto Nakano in seinem Statement und beantwortet die Frage so: "Warm, kalt, glücklich, traurig, aufregend und herzzerreißend. Wartet. Ich kann es nicht mit Worten beschreiben und deshalb habe ich diesen Film gemacht." In der Tat schafft es Nakano auf amüsante, humorvolle und zugleich warmherzige Weise, schwierige familiäre Konfliktfelder wie Enttäuschung, verzeihen können, sich zu seinem eigenen Weg bekennen, aber auch Abschied nehmen müssen und trauern in einer einzigen Geschichte zu behandeln. Und dies ist wirklich schwer, mit Worten zu beschreiben, man muss diesen Film sehen, sollte er in unsere Kinos kommen oder wenigstens auf DVD erscheinen.

Worum geht es? Die Schwestern Koharu und Hazuki, 17 und 20 Jahre alt, leben zusammen mit ihrer Mutter, die einen anstrengenden Job hat und alles tut, um ihren Kindern ein behütetes Leben in bescheidenem Wohlstand zu ermöglichen. An ihren Vater können sich die beiden kaum erinnern, hat er doch die Familie bereits vor 14 Jahren wegen einer anderen Frau verlassen. Ein Foto von ihm gibt es in der Wohnung nicht, geschweige denn, dass die Mutter von ihm erzählt. Dann kommt eines Tages ein Anruf: Der Vater ist unheilbar an Krebs erkrankt und möchte noch einmal seine Töchter sehen. So werden Koharu und Hazuki auf die Reise geschickt, mit einem ganz speziellen Auftrag von der Mutter: "Ihr müsst ein Foto von Papa machen. Ich will seinen Gesichtsausdruck sehen, bevor er stirbt. Ich will ihm mitten ins Gesicht lachen." Die Mädchen machen sich auf die Reise, tauschen ihre eleganten Kostüme heimlich gegen coole Klamotten aus und kommen ganz unbeschwert beim Vater und seiner neuen Familie an. Doch der Vater ist bereits gestorben und so stolpern Koharu und Hazuki völlig unvorbereitet in die Trauerfeierlichkeiten. Sie lernen ihren bezaubernden kleinen Halbbruder kennen, von dessen Existenz sie nichts wussten, sie werden mit der argwöhnischen zweiten Frau des Vaters konfrontiert, mit einem netten Onkel, der alle miteinander versöhnen will, mit einer feindseligen Tante und der blinden Großmutter. Durch die Gespräche mit den fremden Verwandten, die Atmosphäre im Haus, den Abschied am Totenbett und später am Grab finden die Schwestern – trotz aller Komplikationen – nun endlich noch eine Beziehung zu ihrem Vater und können sich im Nachhinein mit ihm aussöhnen. Sogar Ähnlichkeiten zu ihm bemerken die beiden. Das Schönste aber ist, dass die Mädchen, als sie wieder nach Hause kommen, auch ihre Mutter besser verstehen und deren Stärke erkennen. Mehr noch. Sie helfen ihr sogar dabei, endlich Abschied von ihrem damaligen Mann nehmen zu können, ihren jahrelang gehegten Groll abzulegen, ihm zu verzeihen und vor allem sich zu gestatten, um das ihr widerfahrene Unglück zu weinen.

Ein berührender Schluss und ein großartiger Film, der so leicht daher kommt, nichts schwermütig oder gar düster dramatisiert, aber im Nachhinein den Zuschauer lange beschäftigt und nicht loslässt.

Barbara Felsmann

 

Permalink für Verlinkungen zu dieser Seite Dauerhafter, direkter Link zu diesem Beitrag


Ergebnis der Suche nach "felsmann"

 

Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer| ONE WAY, A TUAREG JOURNEY| Zur 100. Ausgabe| 3 DAYS OF CINEMA| 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN| Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können"| Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“| Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..."| Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen"| ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE| AM HIMMEL DER TAG| DAS ANDERE UFER| AUF LEISEN PFOTEN| DAS AUGE DES ADLERS| Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin."| BEAUTY AND THE BASTARD| BIN ICH SEXY?| BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG| BLÖDE MÜTZE!| BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE| BRAN NUE DAE| Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden"| Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?"| CAPTURING DAD| COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER| DANNYS MUTPROBE| EINSCHNITTE| DIE FARBE DER MILCH| DER FLUG DES ALBATROS| FREMDE HAUT| FREMDER FREUND| FROHE ZUKUNFT| DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE| DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL| GILLES| Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen"| Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14| Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf"| Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht"| HALBE PORTIONEN| Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn| HILFE, ICH BIN EIN JUNGE!| DER HIMMEL FÄLLT| I KNOW YOU KNOW| IM GULLY| INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS| DAS INTERNAT| IRGENDWO IN BERLIN| IRIS| ISKAS REISE| DER ITALIENER| KAUWBOY| Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld"| Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte"| KINDERFILM IN EUROPA| DER KLEINE VOGELNARR| König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt| Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften"| Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun"| DIE LETZTE IHRER FAMILIE| LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE| LÖCHERKÄSE AUS BETON| LOLLIPOP MONSTER| LOST HEAVEN| LOVITOR| Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht"| MADE IN GDR| MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH| DAS MÄDCHEN| DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN| MAGNIFICO| Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist"| MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE| MASOUMEH UND DER SCHNURRBART| MAX PEINLICH| MIA UND DER MINOTAURUS| DER MISTKERL| Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt"| MUKHSIN UND ICH| Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert"| Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe"| DAS PFERD AUF DEM BALKON| PINGPONG| PLATZANGST| POLLEKE| POPULÄRMUSIK AUS VITTULA| DIE PUSTEBLUMEN| QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE| Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe| RENN, WENN DU KANNST| RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN| Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren"| Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht| DER ROTE ELVIS| DER ROTE KAKADU| RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK| Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..."| SATELLITE BOY| Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität"| Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht"| Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun"| SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN| DIE SEEKÖNIGIN| SKELLIG| Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können"| THE BLACK BALLOON| THE MIGHTY CELT| THE WORD| EIN TICK ANDERS| DER TRAUM| TROMMELBAUCH| Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern"| DER VERZAUBERTE EINBRECHER| VIVA CUBA| VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN| WAS AM ENDE ZÄHLT| WER, WENN NICHT WIR| WIE DURCH DUNKLES GLAS| Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant| Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben| WO DER ELEFANT SITZT| WORLDS APART| Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin|


KJK-Ausgabe 134/2013

PDF-Download Originalausgabe (PDF)

 

Anzeigen:

Einzelne Ausgaben:

Filmtitel nach Alphabet:

Zusatzmaterialien:

Volltext-Suche:

 

 


Sonderausgaben bestellen!