Produktion: totho film; Deutschland 2007 – Regie und Buch: Leopold Grün – Kamera: Thomas Janze – Schnitt: Dirk Uhlig – Musik: Monomango, Oliver Fröhlich, Jan Weber – Länge: 94 Min. – Farbe – FSK: ab 6 J. – Verleih: Neue Visionen – Altersempfehlung: ab 14 J.
Im Westen kannte niemand den 1938 auf einer Hühnerfarm in der Nähe von Denver-Colorado als Sohn eines Mathematiklehrers und einer Hausfrau geborenen Dean Reed, dessen Leichnam 1986 in Ostberlin aus dem Zeuthener See geborgen worden war. Im Osten war er zu Beginn des neuen Jahrtausends weitestgehend vergessen. Umso erstaunlicher erschien dann die Nachricht, dass Tom Hanks zu Recherchen wegen dieses Dean Reed in Deutschland weilt und unabhängig davon der 1968 geborene Dokumentarfilmregisseur Leopold Grün eine filmische Spurensuche zu dessen Person plant. Vom Fortgang des Projekts des Oscarpreisträgers ("Forrest Gump") hörte man seither nicht mehr viel. Dafür hatte Grüns Dokumentation 2007 im "Panorama" der Berliner Filmfestspiele ihre Erstaufführung und danach einen viel beachteten Start in den deutschen Kinos.
Es sind zwei Motive, die Leopold Grün an der Lebensgeschichte Dean Reeds offenbar besonders interessiert haben. Zum einen die Frage nach politischen Hintergründen, die vor nicht allzu langer Zeit Menschen die Gewissheit geben konnten, dass sie unter einer bestimmten ideologisch geprägten Idee bei entsprechendem Einsatz die Welt von ihren Übeln erlösen könnten. Zum anderen kulminieren in der Figur des Dean Reed auch alle Konflikte eines tragisch gescheiterten Künstlers, der einiges konnte, immer mehr wollte, nirgendwo außergewöhnlich war und der sich in diesem Spannungsfeld zerrieb. Hier Brüche aufzuzeigen, Widersprüche zu hinterfragen und Kausalitäten sichtbar zu machen, das war die große Herausforderung, der sich der Film in erster Hinsicht stellte. Leopold Grün erzählt seine Geschichte ausschließlich über Originaldokumente und Aussagen von Zeitzeugen. In der entsprechenden Auswahl steckt natürlich zunächst der subjektive Blick des Autors und Regisseurs, doch er hält dabei soviel Abstand zu seinem Gegenstand, dass ausreichend Freiräume bleiben, damit der Zuschauer eigene Interpretationen und Wertungen finden kann.
Bei Recherchen in den USA traf Grün eine Exilrussin, die Dean Reed persönlich gar nicht gekannt hatte, die aber die Grabstelle, wohin Reeds Mutter dessen Urne nach der Maueröffnung überführt hatte, völlig selbstlos pflegt. Sie tue dies, weil der Sänger einst in der Sowjetunion so vielen Menschen große Freude bereitet hätte. Parallel kommt ein Radiomoderator in Denver zu Wort, der über Reed als den großen Vaterlandsverräter spricht. Der Regisseur Will Roberts, der bereits 1985 einen Dokumentarfilm über Dean Reed gedreht hatte, stellt seine Sicht der Dinge dar. Er erzählt sehr sachlich und abwägend, wie er seinen Landsmann damals erlebt hat. Roberts hat auch wichtiges Filmmaterial zur Verfügung gestellt. Darin kann man Reed als glühenden Protestsänger inmitten chilenischer Bergarbeiter erleben. Grün reiste auch nach Chile, wo sich sowohl Isabel Allende Bussi, die Tochter des einstigen chilenischen Präsidenten, als auch Bergarbeiter und Musikproduzenten begeistert an den "Yankee" erinnerten, der sie so leidenschaftlich im Kampf gegen die Diktatur unterstützt hatte und in dem sie das Bild eines anderen Amerikas verkörpert sahen. Der Individualität des Künstlers näher kommen aber die Stimmen Armin Mueller-Stahls und der DEFA-Regisseure Celino Bleiweiß und Günter Reisch, aus dessen Archiv spektakuläre Privataufnahmen in den Film montiert worden sind. Hierbei stellt sich immer wieder die Frage, was hat Reed in den abgezäunten Mikrokosmos DDR getrieben? Es war die Sucht nach Harmonie, der Wunsch nach Geborgenheit für jemanden, der enge Bindungen nicht aushalten konnte und es war auch die trügerische Verlockung, als Einäugiger unter den Blinden ein König sein zu können. Bleiweiß inszenierte 1973 mit Dean Reed in der Hauptrolle die Eichendorf-Adaption "Aus dem Leben eines Taugenichts". In dieser Rolle findet sich die eigentliche Persönlichkeit des getriebenen Amerikaners weitaus markanter wieder, als in all den bemüht politisch korrekten "Western" aus den Babelsberger Studios, in denen er so gern den guten Cowboy gegeben hatte. Ein verträumter "Taugenichts", der ohne sich festlegen zu wollen, partiell auf der Glückssuche ist und dabei allenthalben Bewunderung findet. Hannelore Elsner, die in diesem Film ihre erste und einzige DEFA-Rolle spielte, erinnerte sich jüngst in einem Gespräch, dass sie diesen Taugenichtsdarsteller damals eigentlich schon viel zu alt fand. Damit hat sie indirekt eines der Hauptprobleme des Spätromantikers Reed angesprochen. Er weigerte sich, die Vergänglichkeit der Dinge, einschließlich seine eigene, anzuerkennen. Das macht Leopold Grüns Film insbesondere in den Gesprächen mit dessen früherer Frau Wiebke Reed und seiner langjährigen Geliebten Maren Zeidler deutlich. Renate Blume, die letzte Ehefrau Reeds, kommt im Film leider nicht selbst zu Wort. Sie hat die Rechte an ihren Erinnerungen an Tom Hanks verkauft.
Leopold Grüns Film regt jene, die im Osten den Sänger und Schauspieler Dean Reed kannten, zum Nachdenken über eigene Lebensbrüche an. Er ist für jene im Westen, die ihn nicht kannten, eine interessante Entdeckung, da Reed mit dem Experiment in den realen Sozialismus zu gehen, etwas unternommen hat, wovor mancher Sympathisant der Idee sich wohlweislich hütete. Gleichzeitig macht der Film deutlich, wie eng die jüngste Geschichte trotz "eisernen Vorhangs" miteinander verwoben ist. Vor allem aber ist der Film eine spannende Auseinandersetzung mit individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Visionen und Risiken, die jemand eingeht, der versucht, geltende Konventionen zu durchbrechen.
Klaus-Dieter Felsmann
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin