Produktion: Credo Film GmbH / WDR / Arte / HFF "Konrad Wolf"; Deutschland 2007 – Regie: Julia von Heinz – Buch: John Quester, Julia von Heinz – Kamera: Daniela Knapp – Schnitt: Florian Miosge – Musik: Matthias Petsche – Darsteller: Paula Kalenberg (Carla), Marie Luise Schramm (Lucie), Benjamin Kramme, Vinzenz Kiefer, Toni Osmani, Anett König u. a. – Länge: 95 Minuten – Farbe – Altersempfehlung: ab 14 J.
"Menschen, die ihr Leben in einer Parallelwelt aus eigener Kraft bestreiten, ohne die Absicherung der Gesellschaft, aber auch ohne deren Konventionen, setzen oft Kräfte frei, um ihre Träume zu erreichen, die sie in einem bürgerlichen Umfeld niemals entwickelt hätten", sagt die 31-jährige Regisseurin Julia von Heinz in Bezug auf ihr Spielfilmdebüt, das im Rahmen der "Perspektive Deutsches Kino" bei der diesjährigen Berlinale seine Premiere feierte.
Tatsächlich leben Carla und Lucie, die Hauptheldinnen dieses bemerkenswerten Films, in einer "Parallelwelt". Dabei kommt Carla aus gut situierten, bürgerlichen Verhältnissen. Sie ist – nicht ohne vorher das Konto ihres Papas zu plündern – von zu Hause abgehauen, um in Lyon Modedesign zu studieren. Beim Umsteigen auf dem Berliner Ostbahnhof werden ihr Koffer und Tasche gestohlen, so dass an eine Weiterreise nicht mehr zu denken ist. In dieser verzweifelten Situation trifft Carla auf Rico. Der nimmt sie mit auf seinen alten Dampfer, der zu einer Kneipe umgebaut werden soll, und bietet ihr an, sich hier Geld zu verdienen. Auf dem Kahn lernt Carla Lucie kennen. Sie – ein ehemaliges Heimkind – lebt zusammen mit ihrem drogenabhängigen Bruder Michael schon lange in dieser Parallelwelt. Keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, geschweige denn eine Wohnung, wohnt Lucie auf dem Dampfer und scheint durch ihre zupackende Art die "Mutter" dieser Aussteigergesellschaft zu sein. Das imponiert Carla, obwohl ihr nicht verborgen bleibt, dass Lucie dabei von den Jungs und vor allem von Michael ausgenutzt wird. Auch nicht, dass sie das, wonach sie sich sehnt, nämlich Liebe und Zuwendung, dort nicht bekommt. Lucie wiederum bewundert die Zielstrebigkeit von Carla und deren Mut, ausgerechnet Mode studieren zu wollen.
Doch in dem Moment, als Carla alles Geld zusammen hat und weiterziehen will, platzen ihre Pläne: Sie ist schwanger. Für eine Abtreibung ist es zu spät und noch nicht mal zum Arzt kann sie gehen, weil sie über ihren Vater versichert ist. In dieser ausweglosen Situation hat Lucie die Idee: Carla bekommt ihre Versichertenkarte, bringt das Kind unter Lucies Namen zur Welt und gibt es dann ihr. Carla ist einverstanden. Die beiden Frauen ziehen in ein anonymes Neubauviertel und spielen den anderen vor, Lucie sei schwanger. Allein Michael entdeckt deren Geheimnis und erzwingt sich, dass er mit in der Wohnung leben darf. Als Carla dann ein Mädchen zur Welt bringt, merkt sie schon bald, dass sie ihr Baby nicht verlassen kann. Und sie begreift, dass ihr Kind unter diesen katastrophalen Verhältnissen nicht aufwachsen kann. Sie fordert von Lucie, sich aus ihrem Umfeld zu lösen und vor allem, sich von ihrem Bruder zu trennen. Doch erst als die Situation eskaliert, sind Mutter und Ziehmutter zu grundlegenden Entscheidungen bereit ...
"Was am Ende zählt" hätte auf der Berlinale auch gut in die Reihe 14plus gepasst, ist es doch ein Film über das Erwachsenwerden, über den komplizierten und schmerzhaften Lernprozess, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Es ist zudem ein Film über die Annäherung zweier junger Frauen, die verschiedener nicht sein können. Dabei mag die Geschichte auf den ersten Blick konstruiert wirken, doch Regisseurin Julia von Heinz, die für ihre Kurzfilme – wie zum Beispiel "Lucie & Vera" – schon viele Preise gewonnen hat, erzählt sie bis ins kleinste Detail mit einer überraschenden Glaubwürdigkeit. Sie hat nicht nur gut recherchiert, sondern sie besitzt genau das richtige Maß an psychologischem Einfühlungsvermögen, um die beiden Hauptheldinnen mit ihren Schwächen, ihren Verletzungen, aber auch ihren Stärken überzeugend agieren zu lassen.
Dazu trägt auf jeden Fall die sehr gut ausgesuchte Besetzung bei. Carla, schön, zielstrebig, aber naiv gegenüber den Gefahren einer Großstadt, wird dargestellt von der 20-jährigen Paula Kalenberg, die man aus der Literaturverfilmung "Die Wolke" kennt und die in dem Fernsehfilm "Kabale und Liebe" (Regie: Leander Haussmann) neben Götz George und Katharina Thalbach zu sehen war. Für die tatkräftige, aber einfach gestrickte Lucie hat Julia von Heinz das Nachwuchstalent Marie Luise Schramm gefunden. Die 23-jährige Schauspielerin hat bereits in vielen Kinofilmen mitgespielt, unter anderem in "Bin ich sexy?", wofür sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Auch hier verleiht Marie Luise Schramm ihrer Figur wieder die nötige Frische und Sprödigkeit.
Unbedingt hervorheben muss man auch die intensive Arbeit der Kamerafrau Daniela Knapp, die ja in vielen ihrer Filme ("Die fetten Jahre sind vorbei", "Bin ich sexy?" oder "Emmas Glück") mit jungen Schauspielern gearbeitet hat. Sie setzt nicht nur die Darsteller gut in Szene, sondern vermag auch Bilder einzufangen, die dieser ungewöhnlichen Geschichte den nötigen Schuss Alltäglichkeit geben. Alles in allem ist diesem Team ein hervorragender Film gelungen, der berührt, mitreißt, amüsiert, nachdenklich stimmt und mit seinem überraschenden Ende verblüfft.
Barbara Felsmann
WAS AM ENDE ZÄHLT im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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