Produktion: Lenfilm, in Koproduktion mit Kinofirm "Barmaley"; Russland 1997 – Regie: Nino Achvlediani – Buch: Elena Prochorova – Kamera: Lomer Achvlediani – Musik: Igor Strawinskij – Darsteller: Roma Djudin, Michail Vasserbaum, Kira Krejlis, Anatolij Ravikovtc u. a. – Länge: 87 Min. – Farbe – 35mm – Altersempfehlung: ab 12 J.
Winter in Petersburg. Jeder scheint auf der Jagd nach Geld. Möglichst viel soll es sein und möglichst soll es sich um Dollars handeln. Die ganz großen Geschäfte macht natürlich die Mafia. Sei es die ungesetzliche auf der Straße, oder die in Banken oder Behörden. Nikolas und seine Freunde werden von Gangstern für Einbrüche und Schutzgelderpressungen benutzt. Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Dmitrij Kamencev lässt sich seine Träume von der Rolle der Kultur und vom Guten im Menschen nicht nehmen. In einem Kulturhaus inszeniert er Theaterstücke mit Kindern. Shakespeares "Richard III." soll es angesichts der dunklen Wirklichkeit sein. Sein Chef, der Kulturhausleiter, hat resigniert. Für solche Dinge gibt es kein Geld mehr. Vielleicht sollte man es lieber mit dem Ballett "Der Feuervogel" versuchen. Etwas mehr Unterhaltung, das lieben die Leute. Doch Kamencev lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Nikolas und seine Bande sollen nun einem dubiosen Geschäftsmann einen Koffer mit einer Million Dollar abjagen. Dem Verfolgten gelingt es unbemerkt, seinen Koffer mit dem gleich aussehenden eines zufälligen Passanten zu vertauschen. Jener Passant ist der Theaterleiter. Als der gute Mensch zu Hause entdeckt, dass er statt seiner Textbücher das viele Geld im Koffer hat, sucht er Hilfe über das Kontakt-Telefon einer Fernsehshow. Nun findet er keine Ruhe mehr. Alle möglichen Gestalten, vom Kriegsveteran über die Wahrsagerin bis zum Milizoffizier wollen an das Geld heran. Auch die Gangster haben vom Verbleib der erstrebten Beute erfahren. Nikolas soll sich im Theater einschleichen und das Geld besorgen. Kamencev entdeckt in dem kleinen Banditen die ideale Besetzung für seinen Richard. Was seitens des Jungen zunächst taktisches Spiel ist, macht ihm zunehmend Spaß. Er bringt sich in die Arbeit des Theaters ein. Das bedeutet nicht nur, intensiv zu proben, sondern es muss auch ständig Geld beschafft werden. Die Auflagen der Feuerwehr kann noch jener Geschäftsmann, der natürlich auch nach seinem Koffer sucht, durch einen beziehungsreichen Anruf bei den Behörden klären. Doch um die Hygiene zu bestechen und um Kostüme zu kaufen, muss Geld besorgt werden. In spaßigen Aktionen schaffen das die Kinder mit Nicolas an der Spitze. Da werden Devotionalien der alten Sowjetunion, die noch hinter der Bühne lagern, unter den Klängen von Pionierliedern auf dem Flohmarkt verkauft, da tritt man als Straßenmusikant auf, oder Nikolas nutzt seine Erfahrungen bei Glücksspielen. Schließlich kommt es zu einer umjubelten Vorstellung des Shakespeare-Stücks. Doch die Mafiosi haben Nikolas nicht vergessen. Der Junge muss von der Bühne fliehen. In die Enge getrieben gleitet er schließlich vor den Augen der Theatertruppe als Feuervogel durch die Lüfte.
Nino Achvlediani stellt sich in ihrem Film den sozialen Problemen der postsowjetischen Gesellschaft. Doch sie zeichnet keine dunklen Bilder, sie verfremdet die Situation mit vielen komischen Elementen und sie führt eine Märchenebene ein. Indem sie an ihren eigenen Träumen von einer besseren Welt festhält – Iskremas aus "Leuchte mein Stern, leuchte" scheint im Film ständig anwesend – gibt sie den Zuschauern Momente der Hoffnung und der Heiterkeit. Die satirischen Anspielungen auf die heutige russische Gesellschaft werden in ihrer Häufung sicher das Kinderpublikum überfordern. Dafür ist die Kriminalgeschichte, die sich streng auf den Jungen Nicolas konzentriert, sehr geradlinig und einfühlsam für Kinder erzählt. Für die Jurymitglieder des Cottbuser Festivals war der Film der eindeutige Favorit.
Klaus-Dieter Felsmann
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 73-1/1998 - Interview - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können"
Keine Mauerspechte, aber Brückenbauer ONE WAY, A TUAREG JOURNEY Zur 100. Ausgabe 3 DAYS OF CINEMA 7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN Achvlediani, Nino - "Ich möchte, dass die Kinder noch von einer besseren Welt träumen können" Agthe, Arend - „Beim Kinderfilm ist jeder Konflikt, der erzählt wird, existenziell“ Albers, Margret - "Man muss Kinderfilme mehr als Filme sehen ..." Albers, Margret - "Wir haben die seltene Chance, Fachleute und Adressaten zusammenzuführen" ALS GROSSVATER RITA HAYWORTH LIEBTE AM HIMMEL DER TAG DAS ANDERE UFER AUF LEISEN PFOTEN DAS AUGE DES ADLERS Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin." BEAUTY AND THE BASTARD BIN ICH SEXY? BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG BLÖDE MÜTZE! BONHOEFFER – DIE LETZTE STUFE BRAN NUE DAE Burckner, Clara - "Für einen Kinderfilm muss außergewöhnlich intensive Verleiharbeit geleistet werden" Busker, Martin - "Warum dürfen Kinder im Kino nicht weinen?" CAPTURING DAD COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER DANNYS MUTPROBE EINSCHNITTE DIE FARBE DER MILCH DER FLUG DES ALBATROS FREMDE HAUT FREMDER FREUND FROHE ZUKUNFT DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE DIE GESCHICHTE VON RICHARD, MYLORD UND EINEM WUNDERBAREN FEUERVOGEL GILLES Grünberg, Cornelia - "Man kann nicht erwarten, dass die Fördergelder möglichst schnell zurückfließen" Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14 Haase, Jürgen - "Der Kinderfilm hat ein weltweites Publikum, und von daher gibt es auch einen weltweiten Bedarf" Hailer, Thomas - "Das Land Eden für den Kinderfilm gibt es nicht" HALBE PORTIONEN Helmer, Veit - Ein Geschenk für den Sohn HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! DER HIMMEL FÄLLT I KNOW YOU KNOW IM GULLY INKLUSION – GEMEINSAM ANDERS DAS INTERNAT IRGENDWO IN BERLIN IRIS ISKAS REISE DER ITALIENER KAUWBOY Keil, Klaus - "Wir geben mehr als Geld" Kendall, Nicholas - "In die Historie bin ich gegangen, weil ich vor solchem Hintergrund die Charaktere besser herausarbeiten konnte" KINDERFILM IN EUROPA DER KLEINE VOGELNARR König, Inge - Kinderfilm GbmH – eine neue Produktionsfirma in Erfurt Kozik, Christa - "Kinder brauchen leise humanistische und poetische Botschaften" Kravchuk, Andrei - "Jeder muss sich für sein Leben verantwortlich fühlen und dafür etwas tun" DIE LETZTE IHRER FAMILIE LIEBE, LÜGEN UND GEHEIMNISSE LÖCHERKÄSE AUS BETON LOLLIPOP MONSTER LOST HEAVEN LOVITOR Lowenthal, Mark - "Ich habe einfach nach einem wahrhaftigen Ende gesucht" MADE IN GDR MADELIEF – DAS ZEICHEN AUF DEM TISCH DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN IN DEN TURNSCHUHEN MAGNIFICO Malberti, Juan Carlos Cremata - "Ich kann keine Lösung eines Problems anbieten, das nicht zu lösen ist" MANOLITO, DIE BRILLENSCHLANGE MASOUMEH UND DER SCHNURRBART MAX PEINLICH MIA UND DER MINOTAURUS DER MISTKERL Müntefering, Gert K. - "Wir haben so etwas wie eine neue Sachlichkeit für Kinder eingeführt" MUKHSIN UND ICH Olofson, Christina - "Es geht um Probleme in einer Mädchengruppe, aber es wird insgesamt ein Lebensgefühl vermittelt, das Jungen genauso interessiert" Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe" DAS PFERD AUF DEM BALKON PINGPONG PLATZANGST POLLEKE POPULÄRMUSIK AUS VITTULA DIE PUSTEBLUMEN QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Redpath, Maryanne und Florian Weghorn - Alles auf Augenhöhe RENN, WENN DU KANNST RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Rosenbaum, Uwe - "Es geht darum, Mittel und Ideen zu konzentrieren" Rosenbaum, Uwe - Mit wenigen Mitteln viel erreicht DER ROTE ELVIS DER ROTE KAKADU RÜCKBLICK - EINBLICK - AUSBLICK Sahling, Bernd - "Sie hat die Gabe, Brücken zu schlagen ..." SATELLITE BOY Schindler, Christina - "Das übergeordnete Thema in meinen Filmen ist immer das Verhältnis von Fiktion und Realität" Schleinstein, Frank - "Eigentlich bist du verrückt, einen Film zu drehen, der völlig gegen den Strich geht" Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun" SCHULD SIND IMMER DIE ANDEREN DIE SEEKÖNIGIN SKELLIG Svarcova, Iva - "Mich interessieren einfache Menschen, die sehr viel bewegen können" THE BLACK BALLOON THE MIGHTY CELT THE WORD EIN TICK ANDERS DER TRAUM TROMMELBAUCH Ungureit, Dagmar - "Mit offenem Blick den Märchen neu annähern" DER VERZAUBERTE EINBRECHER VIVA CUBA VOM ABSCHIEDNEHMEN UND TRAURIGSEIN WAS AM ENDE ZÄHLT WER, WENN NICHT WIR WIE DURCH DUNKLES GLAS Wiedemann, Dieter - Studiengang für Kinderfilm und Kinderfernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg geplant Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben WO DER ELEFANT SITZT WORLDS APART Zylla. Renate - 19 Jahre KinderFilmFest Berlin